29.10.2006, 12:39
Man hört aber doch relativ wenig von den Statusverhandlungen über das Kosovo, die doch inzwischen nun fast ein Jahr lang schon laufen. Das Motto aus einem der obigen Artikel "Weiter wie bisher" scheint noch etwas anzuhalten, im bezug auf den ganzen westlichen Balkan. Die Situation auf dem westlichen Balkan insgesamt ist eher oberflächlich stabil als wirklich tiefenstabil in seinen Strukturen.
Und gerade beim Kosovo geht es nur darum, das Versagen der internationalen Gemeinschaft zu kaschieren und die eklatanten Mißstände dort nicht zu sehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken zu lassen. Das Kosovo ist ein instabiles, stagnierendes Gemeinwesen, in der mafiöse Strukturen und kriminalität noch immer viel zu viel Einfluß haben und auch für die Sicherheit Westeuropas gefährliche Auswirkungen hat, immerhin soll das Kosovo seit längerem schon eine Drehscheibe für Drogen- aber auch vorallem für den Menschenhandel sein. Dass dies trotz KFOR und UNMIK immer noch so ist, kann man sicher auch auf die ganze Komplexheit der Situation schieben, aber man muss auch fehlenden Mut und Interventionsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft dafür mitverantwortlich machen. Ebenso verfährt es mit den jetzigen Statusverhandlungen: Diplomaten reden ständig hinter vorgehaltener Hand von einer konditionierten, beschränkten Unabhängigkeit und Souveränität für das Kosovo. Doch was soll das schon heißen? Letztlich nicht viel Neues im Vergleich zu heute: Nur werden die dirkten Rechte der Albaner zunehmen, sie werden sich dirket verwalten und regieren können und die Rolle von UNO oder auch dann später von EU beschränkt sich auf die Übersicht der Verhältnisse. Aus einem ineffizienten, fehlfunktionierenden internationalen Protektorat wird nun ein internationale Aufsichtsmandat über eine unabhängige Unruheprovinz. Nur die Gewichte werden sich da eben ändern. Inwiefern die Serben um Mitrovica da in dieses Schema mitreinpassen, das ist die Kardinalfrage. Nichtalbaner gibt es inzwischen auch nicht mehr viele im Kosovo.
Zum Thema mal ein kurzes Exzerpt eines Aufsatzes aus der IP (INternationale Politik, politikwissenschaftliches Fachmagazin)
aus: Düstere Perspektiven
Der Westen beschönigt die Lage auf dem westlichen Balkan
Marie-Janine Callic
IP, August 2006
zum Kosovo:
- seit 1999 Protektoratsverwaltung durch die UN (UNMIK)
- Oktober 2005 Gespräche über den künftigen Status des Kosovo autorisiert vom UNSC mit dem UN-Sondergesandten Kai Ede
- UN-Vermittler Martti Ahtisaari eröffnete Feb. 2006 die Gespräche zwischen Belgrad und Pristina
- seit Juli Verhandlungen über den Endstatus des Kosovos
- dabei unversöhnliche Positionen der Albaner und der Serben, daher wohl im Endergebnis als international oktroyierte Lösung eine eingeschränkte, international beaufsichtigte Unabhängigkeit/Souveränität des Kosovos
- UNMIK aber beschönigt unter ihrem Chef Sören Jessen-Petersen die Lage, insbesondere die heikle Minderheitenpolitik wird übergangen
- etwa 235.000 Nichtalbaner zwischen 1999 und 2002 trotz KFOR vertrieben
- schwere Ausschreitungen der Albaner März 2004
- Nichtalbaner im Kosovo das Opfer von Diskriminierung, Verfolgung und Einschüchterung
- Minderheitenpolitik und deren Sicherung auch in einem zukünftig halbunabhängigen Kosovo ein großes Problem
- Untergrundstrukturen der Albaner und ihrer UCK von UNMIK und KFOR unangetastet, UCK nur formal aufgelöst Kosovo-Schutzkorps als Kern einer künftigen Armee
- EU wird Hauptverantwortung übernehmen für die Implementierung der vom UNSC zu verordnenden Statuslösung Kompetenzübernahme von UNMIK
- miese wirtschaftliche Lage, 50% Arbeitslosigkeit
Und gerade beim Kosovo geht es nur darum, das Versagen der internationalen Gemeinschaft zu kaschieren und die eklatanten Mißstände dort nicht zu sehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken zu lassen. Das Kosovo ist ein instabiles, stagnierendes Gemeinwesen, in der mafiöse Strukturen und kriminalität noch immer viel zu viel Einfluß haben und auch für die Sicherheit Westeuropas gefährliche Auswirkungen hat, immerhin soll das Kosovo seit längerem schon eine Drehscheibe für Drogen- aber auch vorallem für den Menschenhandel sein. Dass dies trotz KFOR und UNMIK immer noch so ist, kann man sicher auch auf die ganze Komplexheit der Situation schieben, aber man muss auch fehlenden Mut und Interventionsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft dafür mitverantwortlich machen. Ebenso verfährt es mit den jetzigen Statusverhandlungen: Diplomaten reden ständig hinter vorgehaltener Hand von einer konditionierten, beschränkten Unabhängigkeit und Souveränität für das Kosovo. Doch was soll das schon heißen? Letztlich nicht viel Neues im Vergleich zu heute: Nur werden die dirkten Rechte der Albaner zunehmen, sie werden sich dirket verwalten und regieren können und die Rolle von UNO oder auch dann später von EU beschränkt sich auf die Übersicht der Verhältnisse. Aus einem ineffizienten, fehlfunktionierenden internationalen Protektorat wird nun ein internationale Aufsichtsmandat über eine unabhängige Unruheprovinz. Nur die Gewichte werden sich da eben ändern. Inwiefern die Serben um Mitrovica da in dieses Schema mitreinpassen, das ist die Kardinalfrage. Nichtalbaner gibt es inzwischen auch nicht mehr viele im Kosovo.
Zum Thema mal ein kurzes Exzerpt eines Aufsatzes aus der IP (INternationale Politik, politikwissenschaftliches Fachmagazin)
aus: Düstere Perspektiven
Der Westen beschönigt die Lage auf dem westlichen Balkan
Marie-Janine Callic
IP, August 2006
zum Kosovo:
- seit 1999 Protektoratsverwaltung durch die UN (UNMIK)
- Oktober 2005 Gespräche über den künftigen Status des Kosovo autorisiert vom UNSC mit dem UN-Sondergesandten Kai Ede
- UN-Vermittler Martti Ahtisaari eröffnete Feb. 2006 die Gespräche zwischen Belgrad und Pristina
- seit Juli Verhandlungen über den Endstatus des Kosovos
- dabei unversöhnliche Positionen der Albaner und der Serben, daher wohl im Endergebnis als international oktroyierte Lösung eine eingeschränkte, international beaufsichtigte Unabhängigkeit/Souveränität des Kosovos
- UNMIK aber beschönigt unter ihrem Chef Sören Jessen-Petersen die Lage, insbesondere die heikle Minderheitenpolitik wird übergangen
- etwa 235.000 Nichtalbaner zwischen 1999 und 2002 trotz KFOR vertrieben
- schwere Ausschreitungen der Albaner März 2004
- Nichtalbaner im Kosovo das Opfer von Diskriminierung, Verfolgung und Einschüchterung
- Minderheitenpolitik und deren Sicherung auch in einem zukünftig halbunabhängigen Kosovo ein großes Problem
- Untergrundstrukturen der Albaner und ihrer UCK von UNMIK und KFOR unangetastet, UCK nur formal aufgelöst Kosovo-Schutzkorps als Kern einer künftigen Armee
- EU wird Hauptverantwortung übernehmen für die Implementierung der vom UNSC zu verordnenden Statuslösung Kompetenzübernahme von UNMIK
- miese wirtschaftliche Lage, 50% Arbeitslosigkeit