15.10.2006, 23:15
Zitat:Erich posteteDie türkischen Zyprioten wurden aber nicht vertrieben
das Beispiel mit der WG war von Dir, und ich habe nur darauf aufgebaut - und was Du über die Kurden, die Orthodoxie und die Enteignung von Haus- und Grundbesitz schreibst, ist richtig.
Allerdings wird letzteres genauso gegenüber den türkischen Zyprioten betrieben, die auf der Südseite der Insel wohnten und in den Norden geflüchtet sind.
Ich möchte damit die Probleme nicht "schön reden", auch nicht schulterzuckend nach dem Motto "das ist eben so bei ethnischen Konflikten" .... ich möchte aber deutlich machen, dass die Türkei und die Türken nicht alleine schuld sind,
und ich möchte auch verdeutlichen, dass sich in der Türkei selbst inzwischen sehr viel geändert hat, in Anpassung und Angleichung an europäische Standards.
Die Frage ist doch, wie sich die von Dir geschilderten Probleme am leichtesten lösen lassen - mit einer Aufrechterhaltung der Blockadepolitik oder mit einer zunehmenden Integration (ob die nun bei einer "bevorzugten Partnerschaft" endet, wie Merkel meint, oder die vollständige Integration als EU-Mitglied sei dahingestellt) der Türkei und Nord-Zyperns in das europäische Rechtswesen.
Die (noch?) auch von den Türken gewünschte Integration zwingt dazu, die von Dir geschilderten Fragen und Probleme zu lösen. Eine Blockadehaltung dagegen zwingt nicht, ganz im Gegenteil: sie weckt ein trotziges "jetzt erst recht" ....

Viele sind aus Angst vor Rache-Aktionen in den Norden geflohen, aber deren Häuser sind immer noch fast alle bewohnbar und stehen zur Verfügung!
Auch gibt es immer noch griechisch-türkische Dörfer, wo beide Seiten gut miteinander leben, während die griechischen Zyprioten des Nordens(ein kleiner Teil konnte sich dort halten) sowohl von den Besatzungstruppen, dem Pseudostaat und auch den Türken drangsaliert wurde und wird.
Morde, Vergewaltigungen und Schlägereien haben fast alle restlichen ebenso zur Flucht gezwungen.
Die Parallelen die du zu sehen glaubst sind oberflächlich betrachtet vielleicht vorhanden, aber schon auf auf dem zweiten Blick nicht existent!
Die sog. Anpassungen an die EU-Standards sind auch nicht vorhanden.
Was wurde wirklich umgesetzt?
Diese "Trotzhaltung" hat sich auf der griechischen Seite (und nicht nur da) schon aufgebaut, denn man hat viel geleistet um die Annäherung weiter voran zu treiben, aber im Endeffekt wurde man dafür sogar ausgelacht.
Wenn also die türksiche Seite nichts, und zwar bisher wirklich garnichts, unternimmt um die Beziehungen zu verbessern, warum sollte man dies selber dann weiter versuchen?
Keine Wahl?
Sehe ich anders.
Die Türken haben das Endgegenkommen der EU, und da auch insbesondere Griechenlands, als Schwäche gedeutet und nicht den geringsten Respekt gezeigt.
Wollen die also nun Stärke geboten bekommen, dann sollen können sie das haben.
Die Devise lautet ab jetzt ja ganz klar "quid pro quo"!
Wenn nichts kommt, dann wird nichts mehr gegeben.
PS: um meine Aussage noch etwas zu untermauern gebe ich hier mal die Meinung eines gewissen M.A.Birand(türkischer Journalist/Schriftsteller) wieder.
Der zeigte sich von der verärgerten griechischen Sicht der Dinge erstaunt(als er mal Griechenland und einen Journalisten-Freund besuchte), und war sich nicht sicher wieso.
Zu dem Thema schrieb er 2 Artikel, wobei er im ersten die griechische Sicht der Dinge zusammenfasst, und im zweiten Artikel die türkische Sicht sammt Beurteilung der ganzen Situation.
Im ersten Artikel schrieb er alle Sachen nieder, die von der griechischen Seite als Entgegenkommen zu beurteilen wären(nicht nur die Unterstützung bei der EU Bewerbung, sondern auch Hilfe beim Erdbeben, Luftkorridor-Übergabe, Entgegenkommen während der Wirtschaftskrise, Verbesserung der Lebensbedingungen der moslemischen Bürger Thrakiens, usw.), und fragte sich ob die Griechen mit ihrer Verärgerung gegenüber der türksichen Seite nicht doch Recht hätte.
In seinem zweiten Artikel fand er dann etwas, das von der türksichen Seite auch "geleistet" wurde, und zwar die Erklärung von Seiten des Generalstabs, das man Griechenland nun nicht mehr als Feind betrachten würde.
Das, so M.A.Birand, sei mindestens soviel Wert wie alle Bemühungen und Anstrengungen Griechenlands, und daher würden die Griechen kein Recht haben noch "weitere" Forderungen zu stellen!

Diese nichtssagende Aussage des Generalstabs, die keineswegs mit deren Aktionen konform gehen, sollen Ausgleich genug sein :pillepalle:
Nun sage mir wie du reagieren würdest, wenn jemand deine Bemühungen mithilfe solch dummer Behauptungen mit Füßen treten würde!?