02.10.2006, 11:45
@Thomas Wach
Unser System verhindert das Abrutschen unter eine gewisse Einkommensgrenze und fängt einige Härtefälle ab (mit jeder Gesundheits"reform" werden es aber weniger!), das stimmt. Allerdings heißt Solidarität, dass sich zumdindest ein Großteil der gesellschaftlich Einkommens an der Finanzierung beteiligt. Tut es aber nicht und es gibt genügend Beispiele dafür. Krankenversicherung ist mMn das heftigste. Es wird immer von der "Solidargemeinschaft" gerdet, allerdings besteht die hier ja wohl aus Arbeitern und Angestellten mit Einkommen unter der Beitragsbemessungsgrenze.
Und zum eigentlichen Streitpunkt: Die Behauptung von Lara, dass die Solidarität der "Glaube" Europas ist, und dies besser für die Menschen ist, als der christliche in den USA.
Sozialversicherungen wurden nicht von Bismark eingeführt weil er ein so guter Mensch war und Mitleid mit den damaligen Arbeitern hatte.
Wenn man sich die Meinungsumfragen anhört, die Kommentare in den Zeitungen (nesonders in manchen BOULevard-Zeitungen), dann habe ich Gefühl, dass ein Grund für die gewichtige Ausgestaltung des Sozialstaates auch ein ausgeprägtes Neidgefühl ist.
Gestern war im ARD-Presseclub ein amerikanischer Journalist, Don F. Jordan dabei, und der kritisierte das hierzulande zu viel Neid das wirtschaftliche Klima vergiftet. Gutes Beispiel dafür waren die letzten beiden Bundestagswahlkämpfe. Jedes Mal schlug der Kandidat der Konservativen eine große Steuerreform vor. Die Sozialdemokraten kritisierte das heftigst. Der objektive Beobachter (der die Deutschen nicht kennt) würde jetzt sagen: Klarer Fall, die Rechten bekommt mind 50% der Stimmen. Alle arbeitenden Deutschen beklagen sich über die zu hohen Steuern, die überwiegende Mehrheit der Wirtschaftswissentschaftler konstantiert, das aufgrund der geringen Realeinkommen die Binnenkonjunktur lahmt, eine Steuersenkung würde die Einkommen erhöhen.
Was passierte? Ein Großteil der Wechselwähler folgten der Argumentation der parlamentarischen mitte-links Parteien. Und die beschränkte sich auf darauf, dass auch die Reichen (auf dem Papier!) entlastet werden.
Die Konsequenz: Statt Steuerreformen haben wir jetzt ne Großen Koalition, die darauf achtet, ja niemanden zu viel zu geben. Der Tenor der bisherigen "Reformen" war ja lieber allen ein bisschen zu geben, als eine Gruppe zu entlasten.
Man kann Sozialneid und Gleichmacherei schlecht als Solidarität bezeichnen. Solidarisch sind vielleicht die Schweiz oder Skandinavien, wir aber nicht. Paragraphen hin oder her.
Zum Thema USA:
Das Gesundheitssystem der USA ist weit weniger schlimm als behauptet. Laut Wiki hat nur jeder 7. Amerikaner keine Versicherung und im Krankheitsfall Anspruch auf Behandlung. Mit der Patient's bill of rights hat sich auch einiges verbessert. (Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_der_USA#Gesundheitswesen">http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellscha ... heitswesen</a><!-- m -->)
Die Schere zwischen Reich und Arm geht bei uns genauso auseinander. Wir haben noch nicht die Ausmaße erreicht, die Konsequenzen der Wirtschaftspolitik der letzten drei Bundesregierungen treffen allerdings überwiegend die Mittelschicht, die Stagnation und Massenarbeitslosigkeit tut das ihre dazu, dass sich die Schere auch bei uns stärker öffnet. Und nachdem wir nicht die Dynamik der USA haben, wird es dann ganz schön duster hier aussehen. Der BrainDrain untermauert dies. Und wie lange wir uns bei der heutigen Wirtschaftsentwicklung, Arbeitslosigkeit und Verschuldung den Wohlfahrtsstaat leisten können, ist fraglich.

Hmm wird langsam Off-Topic fürchte ich...
Unser System verhindert das Abrutschen unter eine gewisse Einkommensgrenze und fängt einige Härtefälle ab (mit jeder Gesundheits"reform" werden es aber weniger!), das stimmt. Allerdings heißt Solidarität, dass sich zumdindest ein Großteil der gesellschaftlich Einkommens an der Finanzierung beteiligt. Tut es aber nicht und es gibt genügend Beispiele dafür. Krankenversicherung ist mMn das heftigste. Es wird immer von der "Solidargemeinschaft" gerdet, allerdings besteht die hier ja wohl aus Arbeitern und Angestellten mit Einkommen unter der Beitragsbemessungsgrenze.
Und zum eigentlichen Streitpunkt: Die Behauptung von Lara, dass die Solidarität der "Glaube" Europas ist, und dies besser für die Menschen ist, als der christliche in den USA.
Sozialversicherungen wurden nicht von Bismark eingeführt weil er ein so guter Mensch war und Mitleid mit den damaligen Arbeitern hatte.
Wenn man sich die Meinungsumfragen anhört, die Kommentare in den Zeitungen (nesonders in manchen BOULevard-Zeitungen), dann habe ich Gefühl, dass ein Grund für die gewichtige Ausgestaltung des Sozialstaates auch ein ausgeprägtes Neidgefühl ist.
Gestern war im ARD-Presseclub ein amerikanischer Journalist, Don F. Jordan dabei, und der kritisierte das hierzulande zu viel Neid das wirtschaftliche Klima vergiftet. Gutes Beispiel dafür waren die letzten beiden Bundestagswahlkämpfe. Jedes Mal schlug der Kandidat der Konservativen eine große Steuerreform vor. Die Sozialdemokraten kritisierte das heftigst. Der objektive Beobachter (der die Deutschen nicht kennt) würde jetzt sagen: Klarer Fall, die Rechten bekommt mind 50% der Stimmen. Alle arbeitenden Deutschen beklagen sich über die zu hohen Steuern, die überwiegende Mehrheit der Wirtschaftswissentschaftler konstantiert, das aufgrund der geringen Realeinkommen die Binnenkonjunktur lahmt, eine Steuersenkung würde die Einkommen erhöhen.
Was passierte? Ein Großteil der Wechselwähler folgten der Argumentation der parlamentarischen mitte-links Parteien. Und die beschränkte sich auf darauf, dass auch die Reichen (auf dem Papier!) entlastet werden.
Die Konsequenz: Statt Steuerreformen haben wir jetzt ne Großen Koalition, die darauf achtet, ja niemanden zu viel zu geben. Der Tenor der bisherigen "Reformen" war ja lieber allen ein bisschen zu geben, als eine Gruppe zu entlasten.
Man kann Sozialneid und Gleichmacherei schlecht als Solidarität bezeichnen. Solidarisch sind vielleicht die Schweiz oder Skandinavien, wir aber nicht. Paragraphen hin oder her.
Zum Thema USA:
Das Gesundheitssystem der USA ist weit weniger schlimm als behauptet. Laut Wiki hat nur jeder 7. Amerikaner keine Versicherung und im Krankheitsfall Anspruch auf Behandlung. Mit der Patient's bill of rights hat sich auch einiges verbessert. (Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_der_USA#Gesundheitswesen">http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellscha ... heitswesen</a><!-- m -->)
Die Schere zwischen Reich und Arm geht bei uns genauso auseinander. Wir haben noch nicht die Ausmaße erreicht, die Konsequenzen der Wirtschaftspolitik der letzten drei Bundesregierungen treffen allerdings überwiegend die Mittelschicht, die Stagnation und Massenarbeitslosigkeit tut das ihre dazu, dass sich die Schere auch bei uns stärker öffnet. Und nachdem wir nicht die Dynamik der USA haben, wird es dann ganz schön duster hier aussehen. Der BrainDrain untermauert dies. Und wie lange wir uns bei der heutigen Wirtschaftsentwicklung, Arbeitslosigkeit und Verschuldung den Wohlfahrtsstaat leisten können, ist fraglich.
Zitat:Lara postete:Da hast du 110%ig recht! Im ehemaligen SiemensMobile/BenQ-Zentrallabor in München stehen die wunderbarsten Erfindungen, im wesentlichen ist das ne Bastelabteilung, das Management war aber zu dumm oder feige oder sonstwas um auch mal Innovation auf den Markt zu bringen.
Heute ist es doch dank Basel II nicht mehr möglich auch nur einen Euro zu bekommen. Ich weiß wovon ich rede, ich bin nämlich auch sone Bekloppte. (Selbständig) Wir haben gerade in D immer noch die höchste Anzahl an Patenanmeldungen. Aber AG Unternehmen schielen heute nicht mehr nach neuen Produkten sondern nach dem Börsenkurs. Man kann eben mehr Geld an der Börse verdienen als im echten Geschäft.
Zitat:In den USA läuft das anders, du hast eine Idee und jemand gibt dir auch das Geld dafür, aber da geht es auch nur darum ist die Idee börsentauglich?Nicht börsentauglich, aber ob sie sich verkaufen lässt. Für etwas was nicht gebraucht wird, wird ne Bank keinen Kredit geben

Hmm wird langsam Off-Topic fürchte ich...