30.09.2006, 18:35
Quintus Fabius schrieb:
Weiterhin: Europa hat im Rahmen seiner kolonialen Ausdehnung und seines industriellen Aufstiegs auch nicht im Übermaß die Religion vor sich hergeschoben. Die eifrigen Missionare der Spanier in Südamerika waren quasi Trittbrettfahrer der Konquistadoren und auch die Niederländer in Indonesien oder die Briten und Franzosen in Nordamerika, Afrika, Indochina und China waren zwar, wie später auch die Deutschen mit ihren Kolonien, von einer Art imperialem Sendungsbewußtsein, von merkantiler Habgier und auch teils von einem brutalen rassistischen Überlegenheitsgefühl getrieben, aber die Religion stand eher an zweiter Stelle (wenn überhaupt). Gleiches gilt es bei der Industrialisierung zu sagen. Der heftige Sprung nach vorne, den bspw. das Deutsche Reich vollzog, begründete sich wenig auf religiösen Taumel, sondern eher auf eben das oben genannte Gefühl der Überlegenheit, des Aufbruchs und des Fortschritts - gepaart mit einem überschwänglichen Nationalismus.
Schneemann.
Zitat:Das gute Leben begann erst mit der Industrialisierung hier im Westen. Damit diese Stattfinden konnte war Kapital notwendig in einer Menge das es der Westen nicht hatte und dieses hat sich der Westen vor allem aus der Ausplünderung Amerikas geholt.Nein. Die Industrialisierung setzte in England ein. Das Kapital, welches dort zum Aufbau der Schwerindustrie (Bergbau, Hüttenwerke, Maschinen, Eisenbahnen) nötig war, hatte man zuvor aus Indien über den Baumwoll-Import und den Textil-Export erwirtschaftet. Kurz: Man hat billig Baumwolle aus Indien importiert, diese zu preiswerten Textilprodukten verarbeitet (Erfindung des Webstuhls!) und diese dann wiederum in Indien und den Kolonien verkauft. Den Gewinn (sog. "leichtes" Kapital) aus diesen Geschäften nutzte man wiederum, um in die anlaufende und die langsam entstehende Schwerindustrie massiv zu investieren und diese anzuschieben. Dadurch kam es zu einem Boom bei der Schwerindustrie und damit zur Industrialisierung und zum Entstehen eines sog. "schweren" Kapitals.
Zitat:Religiösere Kulturen sind im Schnitt !! wirtschaftlich bisher erfolgreicher gewesen als nichtreligiöse. Wohlgemerkt im Schnitt und in Bezug auf die gesamte Menschheitsgeschichte. Es gab natürlich auch immer Ausnahmen. Aber gerade z.B. die Wirtschaftskraft der USA erklärt sich nicht zuletzt aus ihrer im Vergleich zu Europa größeren Religiosität und der unheiligen Allianz Evangelikaler Christen und Kapitalisten.Über die Allianz zwischen Kapital und evangelikalen Christen in den USA kann man lange diskutieren, aber ich möchte doch widersprechen, was die Aussage angeht, dass religiöse oder religiösere Kulturen im Schnitt wirtschaftlich erfolgreicher gewesen wären als nicht oder weniger religiöse. Zunächst: Die Wirtschaftskraft der USA begründet sich sicher nicht hauptsächlich auf den "bible belt", sondern entsteht und entstand in den großen und eher liberalen Zentren und Metropolen an Ost- und Westküste. Darüber hinaus sollte man berücksichtigen, dass die USA derzeit wirtschaftlich nicht allzu gut dastehen (Defizite, Verschuldung privater Haushalte, etc.), auch wenn die Wachstums- und Arbeitslosenzahlen zum Jubeln anregen könnten. Auch sollten einige asiatische Staaten bitte nicht allzu viel ihres Geldes aus den USA rausziehen, weil sonst einiges ins Wanken geraten würde.
Weiterhin: Europa hat im Rahmen seiner kolonialen Ausdehnung und seines industriellen Aufstiegs auch nicht im Übermaß die Religion vor sich hergeschoben. Die eifrigen Missionare der Spanier in Südamerika waren quasi Trittbrettfahrer der Konquistadoren und auch die Niederländer in Indonesien oder die Briten und Franzosen in Nordamerika, Afrika, Indochina und China waren zwar, wie später auch die Deutschen mit ihren Kolonien, von einer Art imperialem Sendungsbewußtsein, von merkantiler Habgier und auch teils von einem brutalen rassistischen Überlegenheitsgefühl getrieben, aber die Religion stand eher an zweiter Stelle (wenn überhaupt). Gleiches gilt es bei der Industrialisierung zu sagen. Der heftige Sprung nach vorne, den bspw. das Deutsche Reich vollzog, begründete sich wenig auf religiösen Taumel, sondern eher auf eben das oben genannte Gefühl der Überlegenheit, des Aufbruchs und des Fortschritts - gepaart mit einem überschwänglichen Nationalismus.
Schneemann.