Kulturen im Konflikt
@Thomas
Zitat:Und schaut man sich wirtschaftliche oder militärischen Potentiale der entsprechenden Erdkreise an, dann entdeckt man schon bestimmte Trends. Guckt man mal auf die BIPs/BSPs und die führenden Wirtschaftsnationen, dann wird man vergebens ein islamsisches Land suchen. Auch wird man vergebens bei den internationalen TNKs viele Konzerne finden, die aus islamischen Ländern stammen, sieht man mal ab von den golfarabischen Erdölkonzernen. Und dann verweise ich einfach mal auf die von arabischen und moslemischen Akademikern vorgelegten Arab Human Developments Reports. Und die enstprechenden Defizite treffen auch auf Staaten wie Bangladesh beispielsweise zu oder auch Sudan oder auch Nigeria usw..
Man kann ergo mit gutem Gewissen davon reden, dass die islamische Welt ein Modernisierungsdefizit hat vielfältigster Ausprägung, in der innergesellschaftlichen Verfassung, bei den Bürger- und Menschenrechten, bei der wirtschaftlichen Verfassung. Selbst positive Ausnahmen wie Malaysia oder die Türkei oder in Ansätzen Indonesien oder der Iran ändenr daran wenig.
Naaaja...

Also das Schöne ist ja, dass es zu jeder Theorie die passende Statistik gibt. Bis eben die nächste Statistik auftaucht, mit der einem genau das Gegenteil bewiesen wird.

Du willst also einen Zusammenhang zwischen Religion und wirtschaftlicher und gesellschaftlichber Entwicklung der Länder nachweisen.
Dabei nimmst Du Dir die vorherrschende Kultur und Religion der reichen Länder vor. Du merkst dabei, dass dies ja weitestegehend Christen und Asiaten sin (womit wohl die Japaner gemeint sein sollen, denn "Asien ist leider überwiegend arm). Aber keine Moslems. Höchstens als Minderheit.

Daraus leitest Du eine Abhängigkeit zwischen islamischer Kultur und Armut ab. Womit Du Deine Überlegenheits/Unterlegenheitsthese untermauerst, bzw im die Überlegene christliche Kultur und fernöstliche Kultur für den Aufschwung verantwortlich ist. Tjoar, ansich banale These. Hab ich ehrlich gesagt auch schon öfter gehört. Macht sie aber deshalb nicht richtiger.

Die Beweisführung ist nämlich ziemlich schlampert. In Wahrheit gibt es einen Zusammenhang zwischen Wohnort und Armut, sogar zwischen gemeinsamer Geschichte und Armut, sowie zwischen Vegetation und Armut, aber nicht zwischen Glaube und Armut. Der letzte Punkt ist nicht zu beweisen.

Wirf doch mal spaßeshalber als Kontrast einen Blick auf die 30 ärmsten Länder der Welt. <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Armut#Absolute_und_Relative_Armut">http://de.wikipedia.org/wiki/Armut#Abso ... tive_Armut</a><!-- m -->
Da wirst Du ebenfalls fast ausschliesslich christlich und hinduistisch dominierte Länder finden. Dafür aber ebenfalls fast keine Moslems :oah:

Heisst das also, dass man mit dem Islam weder reich werden, noch verarmen kann? Also der Islam als die Religion des "globalen Mittelstandes"? :misstrauisch: Heisst das etwa, dass das Christentum Armut begünstigt? Und wenige reich und viele arm macht? :misstrauisch:

Darunter befindet sich übrigens auch kein einziger Staat des Nahen und Mittleren Ostens. Sondern ganz wider Deiner These überwiegend Afrikaner und Asiaten. Als 22. ärmstes Land steht da sogar Indien. Ein Land, was es Deiner Meinung nach wohl auch bereits geschafft hat, weil "Asiat sein" den entscheidenden Vorteil bei der wirtschaftlichen Entwicklung bringt. :misstrauisch:

Wirklich entscheidend ist also garnicht die zugrundeliegende Kultur und schon garnicht die Religion, sondern die über Jahrhunderte eng eingespielten Wirtschaftsstrukturen, weltweit wie lokal/regional. Die ist sicherlich nicht zuletzt auch eine direkte/indirekte Folge der weltweiten Kolonialgeschichte und "Goldsucht". Der einheimische Bauer/Eingeborene, oder importierte Sklave hat in großen Monokulturen zum Beispiel Zuckerrohr angefplanzt und der europäische durch Enteignung bereicherte Großgrundbesitzer hat daraus dann den teueren Schnappes gemacht. Somit ist die Geschichte Lateinamerikas schon (sehr vereinfacht) fast erzählt. In Afrika waren es die Edelsteine, Öl und die Skaven. Im Nahen und Mittleren Osten ist es das Öl und die Konkurrenz. In Asien..tjoar..da gabs halt nix. Die Schlachten dort hat man mehr oder weniger aus Prestigegründen geschlagen. Die Ägypter haben die Arbeiter für den Pyramidenbau wenigstens bezahlt. Angeblich sogar ziemlich gerecht. Natürlich waren sie dem Untergang geweiht. Wink

Genau diese eingespielten globalen Wirtschaftstrukturen stellen jetzt als Folge der Globalisierung und ihrer eigenen fortschreitenden Entwicklung immer mehr Staaten in Frage. Kannst Du da so sicher sein, dass dieser kleine Abschnitt der Menschheitsgeschichte (1492-2006) auf den Du Deine Theorien stützt, im Jahre 2050 oder gar 2100 noch Bestand hat? Ich würde nicht einen Pfifferling drauf wetten. Und das ist nicht auf die Überlegenheit von Hindus, Asiaten, Moslems oder überhaupt die Religion oder Kultur zurückzuführen, sondern auf die zunehmende militärische Schwäche des "Westens" bzw das Nachziehen der ehemals Unterlegenen. Macht ist der entscheidende Punkt. Wer Macht hat, gibt den Ton an und macht die Geschäfte nach seinen Regeln. Das zählt in erster Linie.
Natürlich beinflussen sich Kultur und Reichtum gegenseitig. Aber niemals schliesst das eine, das andere aus. Dazu gehört beides zu sehr zu den angestrebten menschlichen Idealen. Religion spielt ebensowenig eine Rolle.
Viel wichtiger sind da die historischen Ereignisse, die zu diesen Entwicklungen geführt haben. Kann es also vielleicht nicht doch eher sein, dass es garkeine Abhängig zwischen Religion und wirtschaftlichen Erfolg gibt? Bei den Puritanern möchte ich mich jetzt schonmal entschuldigen, dass ich mit meiner unangenehmen Statistik an ihrem Weltbild rüttel.

Die Ungleichverteilung von Reichtum und Armut auf der Welt hat im Kern ganz andere Ursachen, als kultureller und religiöser Background. Gab es überhaupt Armut in Lateinamerika, Afrika und Asien bevor der erste Europäer dort sein Unwesen trieb?

Also vielleicht sind das mal ein paar Gedankenanstöße, wenn man über die vermeintliche kulturelle Überlegenheit und dem damit verbundenen Wirtschaftserfolg nachdenkt. In Wahrheit sieht es doch eher so aus. Wir sind hier so reich, weil wir es militärisch und politisch geschafft haben, den Rest der Welt in die Armut zu treiben. So läuft der Hase doch viel eher.
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