Kulturen im Konflikt
dass Benedikt das genannte Zitat aufgenommen hat, um daraus sein Gottesverständnis zu entwickeln - das hat überhaupt nichts mit der ihm unterstellten "Missachtung Mohammeds" zu tun ;

ich hab inzwischen weiter geschaut
Benedikt zitiert ja Prof. Adel Theodor Khoury der Universität Münster, der wiederum dieses Streitgespräch wiedergibt und dabei den oströmischen Kaisers Manuell II zitiert - eine in der Wissenschaft durchaus übliche Methode, sich an Hand einer Belegstelle, eines Zitates als Einstieg, ein Thema wissenschaftlich aufzubereiten und zu erörtern.
Khoury - ein gebürtiger Libanese - gilt als einer der exzellentesten Kenner des Islam in Deutschland; er ist einer, der scih unermüdlich in seinen Vorlesungen, Ansprachen und Veröffentlichungen für den Dialog des Christentums mit anderen Weltreligionen, vor allem aber mit dem Islam, eingesetzt hat.
Einige Veröffentlichungen:
Zitat:Lexikon des Islam
Der Koran - Erschlossen und kommentiert
Handbuch Recht und Kultur des Islam in der deutschen Gesellschaft
Probleme im Alltag - Hintergründe - Antworten
Seine Koranübersetzung in die deutsche Sprache wurde - eine seltene Auszeichnung - vom Islamischen Weltkongress autorisiert.
Wenn der Papst auf diesen ausgewiesenen Förderer des Dialogs der Kulturen zurückgreift, um dann als Papst die Einladung zum wissenschaftlichen Dialog auszusprechen, dann darf man ihn nicht missverstehen.
Ich habe den Eindruck, dass die Menschen, die jetzt demonstrieren, den ganzen Zusammenhang der Rede überhaupt nicht kennen - sondern diesen einen, einem Kaiser (und nicht mal einem Theologen, geschweige denn einem römischen Theologen) zugeschriebene Äusserung als Meinung des Papstes serviert bekommen (vgl. auch <!-- m --><a class="postlink" href="http://focus.msn.de/politik/papst/islam_nid_35633.html?DDI=3303">http://focus.msn.de/politik/papst/islam ... l?DDI=3303</a><!-- m -->
Zitat:| 15.09.06, 17:34 |
In verschiedenen Ländern haben Religionsvertreter am Freitag von Beleidigung und Gotteslästerung gesprochen und eine Entschuldigung Benedikts XVI. gefordert.....
Was im Übrigen die Schlussfolgerung von Benedikt betrifft, dass der Glaube nicht mit Gewalt verbreitet werden soll, dann weist Benedikt auch auf die Sure 2, 256 des Koran hin .....

So, und jetzt noch zum Koran:
Zitat:Shahab3 postete unter Bezug auf Ingenieurs posting:
Zitat:Hier sollte jedoch bedacht werden, dass der Islam nicht als Weiterentwicklung des Christentums gedacht war (wie das Christentum auf dem Judentum aufbaut), sondern in einer anderen Gegend erst den Monotheismus einführte.
Kurzer Einschub:
1) Mohammends Inspiration beruhte selbstverständlich ganz elementar auf dem Christen und Judentum. Er sah sich klar in der Tradition Abrahams und Jesu. Somit stellt der Islam durchaus auf der selben Basis aufbauend eine Art Weiterentwicklung dar.
...
nach meiner Kenntnis muss ich Shahab3 recht geben. Zur Zeit Mohammeds gab es auf der arabischen Halbinsel zwischen Golf und Rotem Meer arabische Stämme, die das Christentum oder sogar das Judentum (die Banu Quraiza, Qurayza, Quraziyah, zusammen mit den Banu Qainuqa und den Banu Nadir) angenommen hatten, und deren Geistliche sich erbitterte Dispute und Stammesfehden lieferten. Unmittelbar vor der Hijra gab es in der Umgebung Medinas eine generationenlange Fehde mit jüdischen und arabischen Stammesgruppen auf beiden Seiten, die Mohammed endgültig beenden wollte.

Mohammed hatte durchaus auch die Inspiration, das in seinen Augen irrationale Christentum (Dreifaltigkeit, Jesus als Mensch und Gott) auf die Ursprünge zurück zu führen, von späteren "Verfälschungen" zu reinigen.
Religionsgeschichtlich gesehen gab es diese Streitigkeiten durchaus - gerade in der Zeit Mohameds (geb. ca. 571 in Mekka; † 8. Juni 632 in Medina):
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.remid.de/remid_info_kopten.htm">http://www.remid.de/remid_info_kopten.htm</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.theo-notizen.de/theo/C_Nicaa.htm">http://www.theo-notizen.de/theo/C_Nicaa.htm</a><!-- m --> sowie aus
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.glaubenszeugen.de/lexikon/lexmon.htm">http://www.glaubenszeugen.de/lexikon/lexmon.htm</a><!-- m --> (Zitat):
Zitat:Vom 4. bis zum 9. Jahrhundert wurden in der Kirche vor allem die christlichen Lehren diskutiert. In dieser Zeit der Oekumenischen Konzile wurden die zentralen christlichen Glaubenslehren (Dogmen) ausgeformt und festgelegt. Der zweite große Streitpunkt nach dem Streit um die Trinität (Athanasius/Arius) befaßte sich mit den Naturen Christi. ....
Mohammed hat dabei die Position der Arianer und Nestorianer aufgenommen, die in Christus (fast ausschließlich) nur den Menschen sehen, und sogar weiterentwickelt - indem er Christus nur als (den größten) Propheten bezeichnete. So gesehen könnte man den Islam auch durchaus als Entwicklung und Fortsetzung einer (früh-)christlichen Theologie verstehen.

Aber das sind jetzt wirklich theologische Diskussionen, die von den Theologen geführt werden sollten - der Papst hat die Einladung zum "Dialog der Kulturen" ausgesprochen, man muss es nur zur Kenntnis nehmen.
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