20.07.2006, 12:18
Mit dieser Strategie verliert aber Israel letztlich jede Legitimität in seiner Aktion, denn hier geht es darum, einen Staat kaputt zu machen und kollektiv zu strafen. Es ist und bleibt mir nicht einleuchtend, warum Möbelfabriken (bei einem solchen Angriff starb ein brasilianischer Geschäftsmann) oder Kraftwerke zerstört werden müssen. Das ist genau diesselbe Strategie, die die eigene Verluste-averse NATO im Kosovokrieg durchführte, nur ging es da eben um einen ganzen Staat, um die Destabilisierung eines Regimes. Hier haben wir sehr viel klarere Ziele, die Strukturen der Hamas und ihre Kader, nicht den völlig debilen und labilen libanesischen Staat.
Es ist in meiner Einschätzung eben nicht verhältnismäßig, für eine kurzfristige/mitelfristige Nachschubunterbrechung der Hizbullah ein ganzes Land - das im übrigen eh schon gelitten hat - wirtschaftlich substanziell zu schädigen und es kollektiv zu strafen. Letztlich kommen dann auch sunnitische und christliche Zivilisten bei Angriffen im Norden und in der Mitte des Landes zu Tode, die mit der Hizbullah gar nichts zu tun haben.
Und Israel mag sicher Zivilisten nicht gezielt töten, aber viel Rücksicht wird letztlich auch nicht auf sie genommen. Sonst würde man auch im Südlibanon laut DPA keine gut 10.000 Zivilisten (vermutlich sind es in der Mehrzhal Zivilisten) in ein paar Dörfern ohne Verpflegung einsperren und absperren.
Für eine Demokratie geht Israel sicher nicht zimperlich um mit Zivilisten und teilt schon ein bißchen zu selbstsicher kollektive Strafen aus, um eine abstrakte, nicht näher bestimmbare absolute Sicherheit zu generieren, die in diesem Umfeld sowieso illusorisch ist für Israel, solange die Konflikte derart akut sind.
Das Land wird also nicht friedenstruppenreif gebombt, dieses Land wird als Exempel statuiert seitens der Israelis, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, alles zu tun, was möglich ist, um ihren Gegner größtmögliche Schmerzen zuzufügen (im Rahmen dessen, was eine militante Demokratie vertragen kann und mit sich selbst ausmachen kann).
Wie schon mehrfach hier gesagt, eine substanzielle Schwächung der Hizbullah wird kaum ereicht, ihre schiitischen Gefolgsleute dürften eher noch enger an sie rücken. Geschädigt wird nur der Libanon als ganzes, ein Bürgerkrieg als Gefahr auch da.
Obwohl:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://edition.cnn.com/2006/WORLD/meast/07/19/lebanese.politics/index.htm">http://edition.cnn.com/2006/WORLD/meast ... /index.htm</a><!-- m -->
Wenn sich aber Libanon nochmal eint, doch wohl eher gegen die Unverhältnismäßigkeit der Israelis in ihren Angriffen.
Und ich denke auch, dass man Friedenstruppen nicht pauschal ablehnen kann. Es kommt letztlich darauf an, wer sie stellt, mit welchem Mandat und mit welchem Ziel diese Truppen in den Einsatz geschickt werden. Gutausgebildete, gut ausgerüstete Truppen mit sehr robustem Mandat und auch dem politischen kalkül, dass Opfer hingenommen werden können, sind natürlich sehr schwer zu bekommen, aber wenn das da unten so weitergeht...
@ Historische Diskussionen
Die bringen aber wirklich gar nichts. Auch diese Diskussionen, wer hier der böse und wer hier der Gute ist. Ich hoffe, dass wir diesen Unsinn hier nicht anfangen müssen. Jede Seite hat ihre Sicht, die über jahrelange Kämpfe und Leiden sich gebildet hat. Ich würde mir nicht das Recht herausnehmen, die israelische Sicht oder die der Palästinenser oder des Libanons (und so sehr der der Hizbullah) zu verdammen. Auch bringen solche "ich hab Recht" Diskussionen in Sachen der Konfliktgenese gar nichts. Ich würde mich tunlichst davor hüten, das Gebiet Israels/Palästinas (wie es auf der anderen Seite stand) UK, Israel oder dem Osmanischen Reich zuzuschlagen. Gehören tut es letztlich immer den Menschen, die auf dem Land leben, wer dann die politische Herrschaft ausübt, ist eine andere Frage. Solche Sachen sind aber immer subjektive Bewertungen und Interpretationssachen und über sowas muss man nicht diskutieren, man kann höchstens überlegen, wer welche Sicht hat. Die Palästinenser sagen natürlich, dass die Moslems nach dem Ersten Weltkrieg dort in der Mehrzahl waren und das schon sehr lange und daher sie als Mehrheit den sich bildenden Staat für sich beanspruchten. Legitim. Dass Juden dort immer lebten und eine Heimstätte brauchten, auch legitim. Aber beides schwer vereinbar. Vor moralischen Bewertungen solcher Art sollte man sich also zurückhalten, wer historisch Besatzer ist. Zählen tut, wie es momnetan aussieht und da kann man Israel nunmal keine carte blanche zuspielen.
Es ist in meiner Einschätzung eben nicht verhältnismäßig, für eine kurzfristige/mitelfristige Nachschubunterbrechung der Hizbullah ein ganzes Land - das im übrigen eh schon gelitten hat - wirtschaftlich substanziell zu schädigen und es kollektiv zu strafen. Letztlich kommen dann auch sunnitische und christliche Zivilisten bei Angriffen im Norden und in der Mitte des Landes zu Tode, die mit der Hizbullah gar nichts zu tun haben.
Und Israel mag sicher Zivilisten nicht gezielt töten, aber viel Rücksicht wird letztlich auch nicht auf sie genommen. Sonst würde man auch im Südlibanon laut DPA keine gut 10.000 Zivilisten (vermutlich sind es in der Mehrzhal Zivilisten) in ein paar Dörfern ohne Verpflegung einsperren und absperren.
Für eine Demokratie geht Israel sicher nicht zimperlich um mit Zivilisten und teilt schon ein bißchen zu selbstsicher kollektive Strafen aus, um eine abstrakte, nicht näher bestimmbare absolute Sicherheit zu generieren, die in diesem Umfeld sowieso illusorisch ist für Israel, solange die Konflikte derart akut sind.
Das Land wird also nicht friedenstruppenreif gebombt, dieses Land wird als Exempel statuiert seitens der Israelis, um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, alles zu tun, was möglich ist, um ihren Gegner größtmögliche Schmerzen zuzufügen (im Rahmen dessen, was eine militante Demokratie vertragen kann und mit sich selbst ausmachen kann).
Wie schon mehrfach hier gesagt, eine substanzielle Schwächung der Hizbullah wird kaum ereicht, ihre schiitischen Gefolgsleute dürften eher noch enger an sie rücken. Geschädigt wird nur der Libanon als ganzes, ein Bürgerkrieg als Gefahr auch da.
Obwohl:
Zitat:Lebanese leaders call for unityQuelle:
Former president: 'The ship is sinking; we should stick together'
BEIRUT, Lebanon (CNN) -- Lebanese leaders Wednesday called for the multicultural country to remain united amid an eight-day Israeli bombardment, a call joined by the son of slain Prime Minister Rafik Hariri.
"The ship is sinking and all of us, the Lebanese, should stick together and work together to stop the Israeli aggression," Amin Gemayel, a Maronite Christian who served as president from 1982 to 1988, told the Arabic-language TV station Al-Jazeera.
...
[/But Hariri said Israeli support for Lebanon is "the last thing we want."
Aoun, a Maronite like Gemayel, spent nearly 15 years in exile after opposing the Syrian presence in Lebanon. He said Israel could end the conflict quickly by agreeing to exchange Lebanese prisoners it holds for the two soldiers Hezbollah captured last week.
"Israel holds Lebanon prisoners. It occupies Lebanese territory," he said.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://edition.cnn.com/2006/WORLD/meast/07/19/lebanese.politics/index.htm">http://edition.cnn.com/2006/WORLD/meast ... /index.htm</a><!-- m -->
Wenn sich aber Libanon nochmal eint, doch wohl eher gegen die Unverhältnismäßigkeit der Israelis in ihren Angriffen.
Und ich denke auch, dass man Friedenstruppen nicht pauschal ablehnen kann. Es kommt letztlich darauf an, wer sie stellt, mit welchem Mandat und mit welchem Ziel diese Truppen in den Einsatz geschickt werden. Gutausgebildete, gut ausgerüstete Truppen mit sehr robustem Mandat und auch dem politischen kalkül, dass Opfer hingenommen werden können, sind natürlich sehr schwer zu bekommen, aber wenn das da unten so weitergeht...
@ Historische Diskussionen
Die bringen aber wirklich gar nichts. Auch diese Diskussionen, wer hier der böse und wer hier der Gute ist. Ich hoffe, dass wir diesen Unsinn hier nicht anfangen müssen. Jede Seite hat ihre Sicht, die über jahrelange Kämpfe und Leiden sich gebildet hat. Ich würde mir nicht das Recht herausnehmen, die israelische Sicht oder die der Palästinenser oder des Libanons (und so sehr der der Hizbullah) zu verdammen. Auch bringen solche "ich hab Recht" Diskussionen in Sachen der Konfliktgenese gar nichts. Ich würde mich tunlichst davor hüten, das Gebiet Israels/Palästinas (wie es auf der anderen Seite stand) UK, Israel oder dem Osmanischen Reich zuzuschlagen. Gehören tut es letztlich immer den Menschen, die auf dem Land leben, wer dann die politische Herrschaft ausübt, ist eine andere Frage. Solche Sachen sind aber immer subjektive Bewertungen und Interpretationssachen und über sowas muss man nicht diskutieren, man kann höchstens überlegen, wer welche Sicht hat. Die Palästinenser sagen natürlich, dass die Moslems nach dem Ersten Weltkrieg dort in der Mehrzahl waren und das schon sehr lange und daher sie als Mehrheit den sich bildenden Staat für sich beanspruchten. Legitim. Dass Juden dort immer lebten und eine Heimstätte brauchten, auch legitim. Aber beides schwer vereinbar. Vor moralischen Bewertungen solcher Art sollte man sich also zurückhalten, wer historisch Besatzer ist. Zählen tut, wie es momnetan aussieht und da kann man Israel nunmal keine carte blanche zuspielen.