Israel-Palästina
Zitat:Ulrich Sahm lebt btw. in Jerusalem
Tatsächlich, du hast es nach zig Anläufen mal wieder geschafft, eines meiner Argumente stichhaltig zu entkräften. Wenn du es noch schaffst, mich davon zu überzeugen, dass er in Ostjerusalem lebt und dort primär seine Zeit verbringt, dann ändere ich vielleicht auch mal meine Meinung zu seiner aktuellen Berichterstattung, zu diesen Momentaufnahmen des Nah Ost Konflikts...
Ansonsten: Aus der Beschränkung des Moments heraus, ist eien adequate Stellungnahme oft kaum möglich...

Zitat:Eine Gesellschaft aus "Clans und Gruppen" ist in der arabischen Welt nun wirklich nicht ungewöhnlich.
Und? Schau dir Israel an, dessen Sozialstruktur ist sicher auch kaum repräsentativ für eine moderne westliche Demokratie....
Zunächst ist dein kommentaqr fast völlig belanglos, bringt er zur Sache nämlich keinen weiteren Erkenntnisgewinn. Denn die Restruktionen und Sachzwänge, der die transformation der paläst. Gebiete unterliegen, werden dadurch absolut nicht tangiert. Und die kann man auch und gerade in einem sich selbst reproduzierenden Konfliktfokussierung auf Israel und die Befreiung der paläst. Gebiete.
Daher, unwesentlich...

@ Ingenieur

Zitat:Ich glaube, du hast die letzten Entwicklungen unter den Ministerpräsidenten Sharon und Olmert nicht einbezogen.
Die neue "Kadima"-Bewegung hat mittlerweile verstanden, dass die Palästinenser-Gebiete nicht in vernünftigen Aufwand zu kontrollieren. Unter Olmert und der Arbeiterpartei, die die hohen Kosten für die "Besetzung" scheuen, wird sich Israel in jeder Hinsicht aus dem Westjordanland zurück ziehen.

Das Israel eine starke Zentralregierung bekämpft, lässt sich nicht erkennen. Sie haben doch selber keine Lust mehr, im Ghaza oder sonstwo, Terroristen zu jagen. Sie wären froh, wenn die das die palästinensische Polizei machen würde. Aber mit dem Hamas-Regime sehe ich das schwarz. Und ich glaube in den nächsten 50 Jahren wird kein palästinensischer Staat so stark werden, dass er Israel militärisch gefährlich werden kann.

Ich fürchte, das aktuelle Kabinett muss mit Gewalt entfernt werden, da für sie die einzige Lösung des Konfliktes in der Vernichtung Israels besteht.
Nett, aber in meiner Sicht der Dinge nicht treffend dargestellt, weil nicht tiefgründig genug. Und dein vorgeschlagener Umgang mit der gewählten Hamasregierung halte ich des weiteren für den völlig falschen, weil anmaßend interventionistischen Weg, der schief gehen muss und wird.
Ich denke, du machst du falsche Illusionen über den Erkenntnisstand und Gemütsstand innerhalbs Israels und wohl auch über die Lage in den paläst. Gebieten.
Die sich allmählich durchsetzende Erkenntnis, dass man nicht ewig alle paläst. Gebiete halten wird können (auch leider aufgrund brutalerer und eben nicht unterdrückbarer Gewalt seitens der Palästinenser) bedeutet noch lange nicht eine stringente und irgendwie bilaterale Lösung aufarbeiten zu wollen, die tatsächlich die Garantie bieten würde, für langfristigen Frieden sorgen zu können.
Israel will sich im disengagement üben, nicht einen funktionswürdigen und funktionsfähigen paläst. Staat mitaufbauen. Da liegen Welten dazwischen, die du ganz salopp überspringst.
Israel will nicht mehr die ganzen Gebiete kontrollieren, den Aufwand dafür übernehmen. Richtig. Aber Israel will keinen regulären paläst. Staat, keine geordneten Verhältnissen, wohl nicht mal Demokratie. Denn eins sollte man nicht vergessen: Demokratie bedeutet nicht, dass plötzlich westliche und westlich denkende Leute an der Regieurng sind, dass dem Westen und Israel freundlich gesinnte Politik betrieben wird.
Die Mehrheit der Paläst. ist antiisraelisch und will, dass die Okkupation aufhört. Die israelischen Pläne - auch und grade von Olmertzs Kadima - gehen davon aus, dass mind. 100.000 Siedler in der Westbank verbleiben sollen und diese in den Grenzgebieten konzentriert werden sollen, um diese Gebiete letztlich zu annektieren. Der Rest interessiert nicht, dürfte wohl als wildes Outback hinter hohen Mauern das Ziel periodischer Angriffe und Polizeiaktionen sein. So stellen sich viele in Israel die Zukunft vor. Nur in diesem Szenario sind sie auch - wie schon in der Geschichte immer wieder - auf die politische Fragmentation der Paläst. angewiesen, denn man hofft doch gerade, dass hinter den Maunern des Sicherheitszauns die Paläst. mit sich selbst beschäftigt sind. Ein funktionsfähiger, starker paläst. Staat würde eben nicht nur naiverweise bedeuten, dass Milizen entwaffnet würden. Er würde vorallem eine Bündelung des bisher vielstimmigen und dissonanten Interessen- und Meinungschores in Palästina bedeuten, ein Zusammenschweißen der Pluralität der Fraktionen. Das würde aber bedeuten, dass dieser Staat selbstbewußt dem israelischen Herrschaftsanspruch entgegentreten würde, die Annektion paläst. Gebiete in dem Umfang wie geplant ablehnen würde und bei israelischen Vertragsbrüchen - wie so oft in der Geschichte der letzten 15 Jahre vorkommend - entsprechend selbstbewußt auftreten würde, auch international. Es würde auch bedeuten, dass all die Milizen in den Sicherheitskräften zusammengefaßt werden, dass aber auch möglicher Widerstand gegen Israel stärker würde (in Eskalationsfällen wie heute) und so möglicherweise eher reguläre Kämpfe ausbrechen würden. Denn ein starker paläst. Staat würde eben nie und nimmer einfach nur sein Gewaltmonopel herstellen können, indem er die ganzen Milizen entwaffnet. Er müßte - um anerkannt zu bleiben - auch deutlich für die Befreiung eintreten und dafür effektiv arbeiten, egal ob nun mit Waffengewalt oder Diplomatie. Sonst würde er schnell jegliche Legitimation verlieren. Diese andere Seite bei einem funktionierenden Staat übersiehst du geflissentlich und verzerrst damit deien Analyse. Nur die Israelis wissen schon, warum sie bei der zweiten Intifada die Sicherheitskräfte Arafats zerschlugen. Arafats Staat war koruppt, funktionierte nicht und tat wenig für die Freiheit Palästinas in den Augen der Bevölkerung. Deshalb kam es dann letztlich auch zu der Frutration, die die zweite Intifada antrieb. Aber die Israelis schlugen auch gegen die Sicherheitsbehörden zu, wohl wissend, dass hier Potenzail lag für dne Widerstand gegen Israel. Und auch jetzt liegt Israel nichts an einem funktionierenden Staat in Palästina. Mögen sie fordern, dass die Milizen endlich entwaffnet werden, man ist in Tel Aviv sicherlich nicht so dumm nicht zu wissen, dass eine einheitliche paläst. Strategie und Linie es Israel sehr schwer machen würde, ihre Politik und ihre Ziele so durchzuziehen, wie sie es wollen. Voralem fürchten sie nicht zu Unrecht, dass solch ein Staat vehement antiisraelisch wäre und bedenkt man die Nichteinhaltung unzähliger Rückzugsversprechen während des Oslo Friedensprozesses, kann man diese Haltung auch verstehen.

Daher bringt auch letztlich die Entfernung der Hamas gar nichts, im Gegenteil, es wird sie stärken, zu Märtyrern machen und nur mehr Gewalt produzieren. Denn hier wird der Westen wieder mal mit dem alten Vorwurf der Doppelmoral konfrontiert...
Man hätte die Hamas einfach mal arbeiten lassen und zugesehen, wie sie sich im alltäglichen politischen Leben zerreibt. Aber Israel und der Westen mußten natürlich plötzlich mal wieder mit einer von Grundsätzen definierten Politik anfangen...
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Israel-Palästina - von Helios - 23.05.2004, 14:06
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 11.05.2021, 23:01
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 12.05.2021, 10:55
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 13.05.2021, 19:45
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 15.05.2021, 15:36
RE: Israel-Palästina - von Schneemann - 07.08.2022, 08:44

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