Israel-Palästina
Ich glaube, du wirst es nie lernen zwischen Idealismus und Realismus unterscheiden zu können, denn du - wie er - nimmst dein Weltverständnis als Realität.


Zitat:Mhm, man kann Henrik Broder vielleicht einiges vorhalten, aber der hat bestimmt ein wenig mehr Nahost-Erfahrung als du. Insofern finde ich es hochinteressant bzw. -amüsant, dass du solche Phrasen drischst.
Phrasen gedroschen hat der Herr Broder, ich habe dies nur entsprechend kommentiert. Wer solche Bewertungen raushaut wie die obige von mir zitierte, verrät sich weder als Nah-Ostkenner noch als kritisch-distanzierter Beobachter, sondern nur als billiger Polemiker, dessen Werthaltung übver alle Maßen ihm seine Bewertung und Beobachtung diktiert.


Bzw ein treffendes Zitat zu Broder:
Zitat:Im restlichen Europa finden sich Spuren des Hitler-Syndroms bei einigen Intellektuellen - in Deutschland bei ZEIT-Herausgeber Josef Joffe oder Spiegel-Kolumnist Henryk M. Broder, ....
Aus: Eric Frey, Das Hitler-Syndrom, Über den Umgang mit dem Bösen in der Weltpolitik, Seite 31

Zur Erläuerung: Mit dem Hitler-Syndroim ist ein beinah manechäisches Schwarz-WeißDenken, ein unreflektiertes Gut- und Böse Einteilungsdenken gemeint. Gutes Buch im übrigen.

Zitat:Sicher ist er ein Verfechter des starken Israels, aber seine Beurteilung der Hamas trifft mehr oder weniger meine Sicht der Dinge: Wandlungen sind Wunschdenken, die politische Richtung ist unmißverständlich.
Schön, aber ich finde es für einen Analysten erschreckend schwach, wenn man sich allein auf gut-böse Kategorien verläßt und die Sichtweise eines der Akteure (hier: Israel) einfach so übernimmt. Spricht in den seltensten Fällen für den Beobachter, es verrät höchstens seine Wahrnehmungsverzerrung.
Denn einerseits vergißt du, dass diese ganze Sache ein Konfliktzirkel ist, was selbst dir mal einleuchten sollte, andererseits kann man mit einer bloßen show of force diesen Konflikt trotzdem so nicht lösen. Ich rede sicher nicht davon, dass man Terroristen und so nicht auch mal heimleuchten sollte. Das impliziert auch Aktionen gegen Hamas. Nur inwiefern man nicht mal mit dem politischen Arm reden sollte und vorallem die Aktionen gezielter verfassen sollte, das zu verneinen, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.

Zitat:Idealistisches Gefasel in Richtung "jetzt ändert sich alles bla bla" ist nämlich genau das, was vorwiegend aus dem Westen dazu kommt. Insofern wird deine Rhetorik vom "Im Westen weiß man sowieso alles besser" zum erstklassigen Bumerang.
Für mich ist dein Gefasel reine israelische Konfliktsichtweise, nicht mehr, nicht weniger. Die Dynamik dieses Konflikts übersiehst du völlig und unterschätzt du völlig. Ändern tut sich immer alles, nur kommt es darauf an, mit festen Feindbildern da trotzdem weiter zu operieren. Und du wie Broder betrachten das eben nur aus der israelischen Sichtweise, sind also völlig verengt in der Konfliktanalyse und sehen eben auch den zirkulären Konfliktverlauf nicht, sondern hauen ihre Kommentare immer nur unreflektiert aus der Sicht eines Akteurs raus. Das ist zwar nicht idealistisch, aber in der Beobachtung arg einseitig und verzerrt. Vorallem, wenn man in so einer komplkexen lage nur mit einem bloßen Hau-Drauf zu antworten weiß. Simple Antworten stellen sich dabei meistens als falsch heraus. Und diese beständige Verweisen auf den Idealismus belustigt mich auch, verkennst du doch völlig die Bedeutung von Konfliktprägungen, Wahrnehmungen und der Dynamik von Prozessen.
Das, was du und Broder vorschlagen, geht letztlich nur in die Richtung, den Konflikt extra noch zu verschärfen, gleichwohl eh schon viel zu viel Hass drin ist, der diesen Konflikt extrem auflädt. Einfach nur unüberlegt.

Nochmal: Ich sage nicht, dass Verhandlungen das einzige sind. Gewalt gehört von beiden Seiten in diesem Konflikt dazu. Aber es gibt eben jetzt die Hamas als politische Kraft, sie muss Verantwortung übernehmen und dies entsprechend auch in sich selbst wiederspiegeln oder sie verliert ihre Unterstützung. Einfach nur draufzuhauen bedeutet aber, die Gewalt- und Krisensituation in den paläst. Gebieten weiter aufrecht zu erhalten, sie weiter zu radikalisieren, der Hamas jede Entschudligung für ihr eigenes Versagen in zivilen Dingen zu geben und so weiter die Feindbilder zu zementieren. Es ist halt sinnlos, für einen von Splittergruppen entführten Soldaten Gaza kollektiv zu strafen, die Hamas kollektiv verantwortlich zu machen und da Regierungsmitglieder zu kidnappen. Mit solchen nur weiter Hass produzierenden Aktionen wird nicht Stärke bewiesen, sondern nur übertriebene Härte und kollektive Strafen ausgeteilt, die den Hass nur weiter stärken. Ich versichere: Für die Gazaaktion des Israelis gibt es bald einen neuen Selbstmordattentäter..

Von daher bestätigt mir deine Reaktion bloß nur, wie wenig du selbst mal darüber nachdenkst, aus welcher Beobachterposition, mit welchen Prägungen du beobachtest und mit welchen Vorbewertungen und Denkkategorien du dran gehst.
Ein Bumernag ist dann höchstens deine Reaktion, die dich als puren "Westler" identifiziert.
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Israel-Palästina - von Helios - 23.05.2004, 14:06
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 11.05.2021, 23:01
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 12.05.2021, 10:55
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 13.05.2021, 19:45
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 15.05.2021, 15:36
RE: Israel-Palästina - von Schneemann - 07.08.2022, 08:44

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