25.06.2006, 01:40
Zitat:Die "Generaldelegation Palästinas in der BRD"Schön. Die historischen Tatsachen um Oslo und alle folgenden Verträge (wie schließt man einen Vertrag ab mit einer Regierung, die man nicht anerkennt ..?) sprechen dagegen, wie der jetzt anstehende Referendumsplan von Abbas.
Zitat:Für welche diplomatischen Belange ist der Plan denn nach Deiner Meinung wichtig?Der Abbasplan? Öffentlichkeitswirksame Propagierung der Zweistaatenlösung, Gewinnen außenpolitischen Momentums und Aktivierung der Diplomatie durch die Palästinenser, Abkehr von der bisherigen diplomatischen Passivität, Einbringen von Verhandlungsmasse. Die Frage des Rückkehrrechtes der paläst. Flüchtlinge ist schon lange ein heißes Eisen. Angesichts allerdings weiterhin recht exzessiver israelischer Forderungen hinsichtlich eines finalen Agreement, sehe ich dies mehr als paläst. Maximalforderung, die den israelischen Maximalforderungen entgegengesetzt werden. Im Rahmen eines wirklich zielgerichteten Bargaining/Verhandlungsprozesses werden wohl beide Seiten da noch verzichten müssen. So wird der vor kurzem bekannte Plan von Scharon Nachfolger Olmert gut 100.000 Siedler in der Westbank zu belassen und jene Gebiete zu annektieren wohl auch kaum haltbar sein.
Zitat:Die Moslembruderschaft wurde Jahrzehnte vor der Regierungszeit NassersDie Moslembruderschaft wurde 1928 von Al-Banna gegründet und dies sicher nicht nur wegen brit. Einfluß auf die Kanalzone, eine recht unzutreffende und euphemistische Formulierung. Ägypten war wohl das islamische Land, das am stärkten von westlichen und imperialen Eingriffen betroffen war. Die Invasion Napoleons 1798, die Einschränkung der Herrschaft von Ali Pascha und seienr Modernisierungsbestrebungen in den 1840er Jahren, die britische Herrschaft seit gut 1880. Und man sollte hier wohl eher von Herrschaft denn von Einfluß sprechen, denn die regierenden Oligarchen und Aristokraten/Eliten waren von den Briten abhängig. Gegen diesen beständigen westl. Einfluß, aber primär gegen verwestlichte und kurrumpierte Eliten, die die Kontrolle der Wirtschaft ganz an sich bezogen hatte, wurde die Muslimbruderschaft gegründet.
gegründet vor allem auch mit Blick auf den brit. Einfluß auf die Kanalzone.
Durch das dritte Reich wurde dann die antijüdische Ausrichtung unterstützt.
Nazieinflüße mögen sicher bestanden haben, nur sollte man dies nicht unbedingt überbewerten.
Zitat:Aiman az-Zawahiri (angeblich Nr.2) kommt vom ägyptische Islamische DschihadÄgypten ist inzwischen ein zerrissenes Land, einerseits oberflächlich modern, andererseits noch stark religiös gebunden. Dass dann solch ein autoritäres und korruptes/unfähiges Regime wie das der NDP unter Mubarak Radikale produziert, darauf sollte man mit etwas sozialwissenschaftlicher Bildung oder auch nur gesundem Menschenverstand kommen können.
und war vorher bei der Moslembruderschaft. Auch Abdallah Azzam,
als Mentor von Bin Laden bezeichnet, war bei der Moslembruderschaft.
Beide sind stark von den Lehren Qutbs, dem wichtigesten Theoretiker
der (ägyptischen) Muslimbruderschaft, beiflußt. Azzam wird auch
eine Beteilung bei der Gründung der Hamas zugeschrieben.
Andererseits hat sich die ägyptische Muslimbruderschaft seit den Terroranschlägen in Ägypten in den 90er Jahren programmatisch weiterenentwickelt, man verlor da die Sympathie der Bevölkerung und setzt nun eher in der Mehrheit auf echte politische Mitwirkung, soweit dies denn geht (Wahlteilnahme). Momentan sind die Islamisten in einer Art Aufspaltungsprozess: Mehr und mehr separieren sich gewaltbereite Extremisten und moderatere Islamisten.
Siehe dazu:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.internationalepolitik.de/attachment/d9fd79f17912202734ad02e1eb64a5c2/ce2ef1e095043c142e5e7e11aabbea32/IP_06-06_Reuter.pdf">http://www.internationalepolitik.de/att ... Reuter.pdf</a><!-- m -->
Dies gibt den derzeitigen Stand der Entwicklung gut wieder. Eine Lektüre würde ich dir da dringend empfehlen.
Und al Quaida, als islamistische Internationale, ohne Bindung an lokale/regionale/staatliche Politikprozesse und Entwicklungen saugt sozusagen alle extremen Elemente aus den nationalen Islamistenbewegungen auf, die mit dem neuen Kurs da nicht mehr zufrieden sind. Dies fand letztlich bei den linken Gruppierungen in den 60er und 70er Jahrne ebenso statt. Das sind gruppendynamische Prozesse, wo es um Konsolidierung und Auswahl geht. Radikale Exponenten gibt es immer und die gehen eben zu Al Quaida.
Zitat:Nein ich bin nicht einseitig, sondern schau nur richtig hin:OK, juristisch hast du mich damit nun, aber willst du mit einer beinah schon habituellen diplomatischen Wischiwaschisprache (also aus politischen Gründen extra ungenau und ja nur nicht genau festlegend) die Eroberung fremden Territoriums legitmieren, das Klauen fremden Landes, obwohl dort mehrheitlich Araber leben?
Der Teilungsbeschluß von 1948 ist nur von UN-Vollversammlung
beschlossen worden und hat damit laut UN-Charta nur
Empfehlungscharakter. Die Sicherheitsratsresolution 242 fordert
keinen vollständigen Rückzug in der englichen Originalfassung.
(Deswegen wird "territories" statt "the territories" benutzt;
daß dies durchaus gewollt war, bestätigte später auch der brit.
UN-Botschafter.) In den weiteren Resolution wird meistens
IMHO auf R242 verwiesen.
Der Teilungsplan, 1948 beschlossen, sieht noch eine ganz andere Grenzziehung vor. Und angesichts der demographischen Realitäten würde ich mir eine Expansion doppelt überlegen.
Zitat:Das Hauptproblem ist nur, daß halt der Großteil der jüdischen HeiligtümerAch so, mit dieser Begründung möchstest du die Okkupation und die Herrschaft über ein paar Millionen Palästinser legitimieren, erklären??
in den Gebieten sich befinden. Und die Moslems gehen mit fremden
Heiligtümern alles andere als gut um.

Und du beschwerst dich über den religiösen Funbdamentalismus der Araber....:rofl:
Tja, sicher werden die Palis nicht gut mit den jüdischen Heiligtümern umgehen, solange die Israelis deswegen Siedlungen bauen, ihr Wasser abzapfen und sie besetzen...
:bonk: