24.06.2006, 11:37
Zitat:Naja,Zitat:Und ich frage mich, wie Frieden mit israelischen Extremisten möglich sein soll, die die Araber für minderwertig halten und ihnen keinen Staat zubilligen wollen??Es ging um Mäßigung der Hamas,
nicht um irgendwelche israelischen Splittergruppen.
so ganz aus der Luft gegriffen ist dieses Argument allerdings auch nicht. Lange Zeit bin auch davon ausgegangen, dass die radikalen israelischen Splitterguppen wenig Einfluß haben und kaum an dem Geschehen in Nahost mitwirken. Aber ich muss sagen, dass ich seit 1995, als Rabin - übrigens beileibe nicht immer der Friedensmann als den man ihn bei uns gerne bezeichnet - von einem Zeloten namens Amir, einem fanatischen Israeli, ermordet wurde, darüber anders denke. Auch war ich schockiert, als ich sah, wie die fanatisierten Siedler vor einigen Monaten teils ihre illegal errichteten Häuser verteidigten und dabei nicht davor zurückschrecken, ihre eigenen Landsleute (von den Ordnungskräften) sogar mit Säure zu bespritzen. Sicher, niemand gibt gerne sein Haus auf und irgendwo kann ich den Protest der Siedler auch nachvollziehen, die sich ja dort (wenngleich auch illegal, d. h. also nicht einmal vom israelischen Staat selbst bewilligt) ihre Existenz aufgebaut haben. Nur: Der blinde Hass und dieser nationalreligiöse Eifer, der da hochgekocht ist, hat mich echt geschockt. Der Hinweis auf den Amoklauf Baruch Goldsteins kann übrigens lückenlos in die Liste der hier aufgeführten Bsp. für israelischen Extremismus eingefügt werden.
Insofern: ich denke, dass von den palästinensischen Extremisten die deutlich größere Gefahr für den Friedensprozess im Nahen Osten ausgeht, aber man sollte deshalb nicht den Fehler machen und die Bedrohung, die von israelischen Extremisten ausgeht, als geringfügig einstufen. Immerhin hat noch kein Araber bisher einen israelischen Premierminister auf dem Gewissen.
Zitat:...als die Taliban in Kabul einzogen. Ihre schlimme Seite zeigten sie auch erst relativ spät...Das ist richtig. Man sollte vielleicht auf die Tatsache hinweisen, dass die Taliban, die sich von Süden her über das Land ausbreiteten, in vielen vom Bürgerkrieg verwüsteten Gebieten zunächst tatsächlich als eine Art Befreier empfunden worden sind. Zwar war ihre Art der Rechtssprechung gefürchtet, aber viele Menschen konnten damit zunächst ganz gut leben, wenn die Taliban in eine eroberte Stadt einzogen und z. B. einen Triebtäter oder Wechselfälscher, der bislang vom hiesigen Warlord aus welchen Gründen auch immer gedeckt worden war, kurzerhand am Kanonenrohr eines Panzers aufknüpften. Diese archaische Rechtsprechung artete später zwar aus in ein blindes Morden wegen jeder Kleinigkeit, fand aber eben zunächst Zuspruch. Bsp. hierfür findet man auch im Buch "Taliban" von Ahmed Raschid und in einigen Werken Peter Scholl-Latours.
Schneemann