28.04.2006, 20:23
@BigLinus
Da werden mal wieder Aktion und Reaktion verwechselt.
Die Gründe für die genannten Ereignisse liegen nicht in einer interkontinentalen, gezielten Intifada, sondern in anderen Gründen.
Die Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen: Die islamische Welt hat Angst, fühlt sich überall in die Enge getrieben. Ich hatte hier bereits erklärt, das die islamische Welt deshalb bereits eine Art Immigration in sich selbst angetreten hat, und eine der letzten Bastionen gegen die empfundene Einkreisung und Assimilation ist die islamische Religion, die ja auch der eigenen Identitätsfindung dient. Nun wurde jedoch auch diese letzte Bastion, und zwar durch diese Karikaturen, angegriffen...
Der Machtantritt der Hamas in Palästina: Die Fatah hat ihn durch ihre Korruption und Unterdrückung selbst mit vorbereitet. Zudem fehlte ihr seit dem Tod von Arafat ein wirklich charismatischer Anführer. Dazu kommt, das Palästina sich selbst in seinen Konflikt mit Israel geradezu verbissen hat, und nicht mehr den Weg hinaus findet. Die Hamas und ihre autistische Sicht der Dinge sind geradezu ein Symptom dafür.
Iran: Der Iran ist nationalistischer, als man es im Westen denkt, und zweifelsfrei wäre er gerne Grossmacht. Diese potentielle Grossmachtstellung wird jedoch als bedroht empfunden. Israel ist zwar kein Nachbar, aber eine Grossmacht in dieser Region, das benachbarte Pakistan hat ebenfalls bereits die Atombombe, und die Türkei ist ein laizistischer, erfolgreicher Staat, in gewisser Hinsicht sogar das genaue Gegenbild zum heutigen Iran. Saudi-Arabien und Ägypten sind ebenfalls als ernstzunehmende Konkurrenten anzusehen. Hinzu kommt eine empfundene Umzingelung durch die USA und der Umstand, das die Hauptreligion des Iran, der schiitische Islam, in der gesamten islamischen Welt eine oft genug verfolgte Minderheitenreligion ist. Die Unterstützung terroristischer Vereinigungen ist vielleicht ein Weg, potentielle Gegner (z.B. Israel und Sunniten) gegeneinander auszuspielen und sich selbst gegenüber anderen Mächten aufzuwerten.
Weil es in den Links angesprochen wurde: Sudan ist ein Konflikt, der mit dem Islam an sich nichts zu tun hat. Gewiss, der Islam wurde in Afrika häufig in neue, andere Formen gepresst, aber auch dies spielt in Darfur keine Rolle. Tatsächlich hat das Regime in Khartoum sich vom Islamismus abgewandt - die Verhaftung und Einkerkerung von Turabi ist ein deutliches Zeichen dafür, welcher Staat wird wohl seinen Chefideologen einbuchten ?! - und sich nun einem arabischen Nationalismus zugewandt. Der bevorstehende Abfall des Süden des Sudan und der Umstand, das der Islamismus auch bei der grossen Masse der sudanesischen Muslime nicht wirklich ankam und abgelehnt wurde, spielt bei dieser Art von Umorientierung eine Rolle. Die faktische Niederlage gegen den Süden des eigenen Staates war für die sudanesische Regierung auch ein Grund, den Konflikt in Darfur anzurühren: Man braucht ein Erfolgserlebnis.
Da werden mal wieder Aktion und Reaktion verwechselt.
Die Gründe für die genannten Ereignisse liegen nicht in einer interkontinentalen, gezielten Intifada, sondern in anderen Gründen.
Die Proteste gegen die Mohammed-Karikaturen: Die islamische Welt hat Angst, fühlt sich überall in die Enge getrieben. Ich hatte hier bereits erklärt, das die islamische Welt deshalb bereits eine Art Immigration in sich selbst angetreten hat, und eine der letzten Bastionen gegen die empfundene Einkreisung und Assimilation ist die islamische Religion, die ja auch der eigenen Identitätsfindung dient. Nun wurde jedoch auch diese letzte Bastion, und zwar durch diese Karikaturen, angegriffen...
Der Machtantritt der Hamas in Palästina: Die Fatah hat ihn durch ihre Korruption und Unterdrückung selbst mit vorbereitet. Zudem fehlte ihr seit dem Tod von Arafat ein wirklich charismatischer Anführer. Dazu kommt, das Palästina sich selbst in seinen Konflikt mit Israel geradezu verbissen hat, und nicht mehr den Weg hinaus findet. Die Hamas und ihre autistische Sicht der Dinge sind geradezu ein Symptom dafür.
Iran: Der Iran ist nationalistischer, als man es im Westen denkt, und zweifelsfrei wäre er gerne Grossmacht. Diese potentielle Grossmachtstellung wird jedoch als bedroht empfunden. Israel ist zwar kein Nachbar, aber eine Grossmacht in dieser Region, das benachbarte Pakistan hat ebenfalls bereits die Atombombe, und die Türkei ist ein laizistischer, erfolgreicher Staat, in gewisser Hinsicht sogar das genaue Gegenbild zum heutigen Iran. Saudi-Arabien und Ägypten sind ebenfalls als ernstzunehmende Konkurrenten anzusehen. Hinzu kommt eine empfundene Umzingelung durch die USA und der Umstand, das die Hauptreligion des Iran, der schiitische Islam, in der gesamten islamischen Welt eine oft genug verfolgte Minderheitenreligion ist. Die Unterstützung terroristischer Vereinigungen ist vielleicht ein Weg, potentielle Gegner (z.B. Israel und Sunniten) gegeneinander auszuspielen und sich selbst gegenüber anderen Mächten aufzuwerten.
Weil es in den Links angesprochen wurde: Sudan ist ein Konflikt, der mit dem Islam an sich nichts zu tun hat. Gewiss, der Islam wurde in Afrika häufig in neue, andere Formen gepresst, aber auch dies spielt in Darfur keine Rolle. Tatsächlich hat das Regime in Khartoum sich vom Islamismus abgewandt - die Verhaftung und Einkerkerung von Turabi ist ein deutliches Zeichen dafür, welcher Staat wird wohl seinen Chefideologen einbuchten ?! - und sich nun einem arabischen Nationalismus zugewandt. Der bevorstehende Abfall des Süden des Sudan und der Umstand, das der Islamismus auch bei der grossen Masse der sudanesischen Muslime nicht wirklich ankam und abgelehnt wurde, spielt bei dieser Art von Umorientierung eine Rolle. Die faktische Niederlage gegen den Süden des eigenen Staates war für die sudanesische Regierung auch ein Grund, den Konflikt in Darfur anzurühren: Man braucht ein Erfolgserlebnis.