Demokratische Republik Kongo
#92
Zitat:Die Optimierung des militärischen Einsatzes ist für mich eben nicht Endzweck. Der Endzweck ist eine Kombination aus "Vermeide, sinnlos Leben zu verschwenden" und "Vermeide Einsätze, die uns mittelfristig politisch in die falsche Richtung führen."
Wenn du das aber so schreibst, klingt das trotzdem nur nach Optimierung des Mittel-Ziel-Verhältnisses. Mit den optimalen, idealen Ressourcen und Instrumentarien werden nur jene politische Ziele realisiert, die entsprechend einem echten sichtbaren und erwartbaren Output entsprechen. Ich kann diese Haqltung schon nachvollziehen,nur halte ich sie in der heutigen Welt für einen vollkommen falschen Ansatz, weil hier mit Idealsetzungen/Optimalpositionen gearbeitet wird, die heute so nicht funktionieren. Siehe oben mein Politikverständnis: Auch mit beschränkten Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
Außerdem: Welches Leben wird sinnlos verschwendet? Dass der Soldaten,die als Soldaten das Sterben als Berufsrisiko haben oder das der Zivilisten in den betroffenen Krisenregionen? Und was ist schon eine falsche Politik bzw. eine falsche Richtung?? Wenn man international Verantwortung übernehmen will, muss man damit mal anfangen. Da jeder Einsatz anders ist und andere Rahmenbedingungen hat, wäre ich auch sehr vorsichtig, eien bestimmte Politik als falsche Richtung zu bezeichnen.

Zitat:Eine Politik der Gesten, egal wie idealistisch richtig, ist trotzdem falsch, weil diese Gesten katastrophale Folgen haben können, sowohl in diesem Einsatz als auch in den nächsten, die nach diesem Muster absolviert werden. Das ist für mich Unverantwortlichkeit und nicht ein notwendiges Übel.
Das ist nun für mich ziemlich falsch. Einerseits haben Gesten nun gar nichts mit Idealismus zu tun! Das ist eine Zurechnung,die nun völlig daneben geht. Wenn du mal bedenkst, wieviel im alltäglichen Leben, im sozialen Miteinander aber auch in der großen Politik an Symbolen, Gesten und Zeichen hängt, dann würdest du sowas sicher nicht behaupten. Ich will jetzt nicht in den Doziermodus über Kommunikation, Wahrnehmung und ihrer Bedeutung für das Verhalten verfallen, aber solch eine Geste - richtig gesetzt und bei den passenden Rahmenbedingungen - kann vielmehr bewirken als jede martialischer Auftakt. Denn beides, der kleine Einsatz, wie der martialische,große, werden von den betroffenen Bürgerkriegsparteien als Geste, als unser Verhalten verstanden. Nur werden die ganz unterschiedlich interpretiert. Und die bloße Maximierung militärischer Potenz (falls man es nicht in die Hunderttausende gehen läßt) muss eben keine richtige Policywahl sein!

In einem riesigen Bürgerkiregsland wie Kongo würde ein mittelgroßer Einsatz das falscheste sein, was wir tuen könnten! Denn das würde in den Rahmen, in den Bürgerkrieg nicht reinpassen. Militäreinsätze müssen sich nicht nach reiner militärischer Logik gestalten, sie müssen die Rahmenbedingungen dort unten definitiv voraussetzen und sich daran anpassen. Für solch große, zerfallende Länder gäbe es nur die Möglichkeit, wirklich in den Bürgerkrieg zu intervenieren (dafür wären Truppenzahlen nötig..). Das ist aber illusorisch. Gar nichts tun kann man aber auch nicht. Also muss man sich mit den Rahmenbedingungen anfreunden und versuchen, was man kann. Und da die Intervention und Verstrickung in den Bürgerkrieg dann wirklich über unsere Ressourcen geht und dann wirklich viele menschenleben gefährdet wären, muss man sich auf kleinere, "anklopfende" Einsätze erstmal beschränken.,
Aber das hab ich doch weiteroben schon ansatzweise beschrieben. Daher kann ich deine obigen Zeilen nur schwer verstehen.
Du vergißt völlig die Länder und die dortige komplizierte Lage bei deiner Bewertung und urteilst nur mit recht einfachen militärischen Sicherheitsaspekten. Aber das ist genau das falscheste, was man machen kann. Denn so gestaltet man den Einsatz nicht nach den länderspezifischen Missionserfordernissen, sondern nach einer abstrakten, idealistischen Militärlogik, fern und entfernt von den Verhältnissen im Lande. Das nenne ich nun wirklich idealistisch!

Und überdies: Große Einsätze können auch katastrophale Folgen haben! Man denke nur an Somalia. Ich will dir ja nicht vorwerfen, dass du in den einfachen Kategorien eines Militärs denkst, aber das Militär muss sich anch der Mission und den dortigen Bedingungen richten, nicht umgekehrtWink.

Zitat:Und die Situation lässt sich derzeit mit solchen Einsätzen m.E. nicht verbessern
Halte ich für so nicht haltbar. Ich sehe, dass du die Leben der Soldaten nicht gefährden willst. Das ist nachvollziehbar. Andererseits haben wir schon sehr lange zugeschaut. Unser Eingreifen, allmählich, in kleinem Maßstab zunächst, ist genau der richtige Einstieg in den kaum übersehbaren Schlachtfeldern Afrikas. Wir müssen beginnen, Präsenz in diesen Krisengebieten zu zeigen. Da können wir aber nicht sofort wie die alten kolonialen Mächte mit viel Militäör auftrumpfen. Da muss behutsam vorgegangen werden. Daher halte ich den jetzigen Beginn in einer Auswahl von schlechten Lösungen als die beste unter den schlechten...
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