06.02.2006, 20:12
Zitat:Daher, in gewisser Weise fällt mir es ein wenig schwer, da deine Sichtweise wirklich nachzuvollziehen.Auch wenn die Diskussion über diesen Aspekt schon ein wenig hinweggegangen ist, möchte ich nochmal kurz meinen Senf dazugeben. Meinungsfreiheit ist ein Ausdruck der pluralistischen westlichen Gesellschaftsordnung und kann daher wohl als originär westlicher Wert bezeichnet werden. Aber die Verbreitung von Meinungsfreiheit als Ausdruck westlichen Werteuniversalismus anzusehen fällt mir schwer. So nach dem Motto: "Okay wir zwingen euch auf, euch für eine eigene Meinung zu entscheiden". Für kollektivbasierte, um den Ausdruck mal zu übernehmen, Gesellschaften mag das neu und gefährlich sein, aber zum Werteuniversalismus macht das die Meinungsfreiheit nicht.
Es war in vergangenen Zeiten eben nicht der Fall, dass man sich frei äußern konnte. Feste Meinungen, Ideologien, Dogmen usw waren auch in Europa an der Tagesordnung. Meinungsfreiheit bzw. als Spezifizierung Pressefreiheit war ein Wert, für den man aber sehr lange kämpfen mußte. Noch lange ins 19. jahrhundetr hinein versuchten europäische Staaten die Meinungsbildung der Bevölkerung zu dogmatisieren zu bestimmen. Meinungsfreiheit war da durchaus ein echter Wert, eine Norm, die man sich aus der aufklärischen, freiheitlichen Tradition heraus erst erkämpfen musste. Wieso du da nicht mitgehen kannst, dass Meinngsfreiheit ein westlicher Wert ist, kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Denn viele außereuropäische Gesellschaften waren und sind kollektivbasiert. Ist ein blöder Begriff, aber was besseres fällt mir da nicht ein. Es zählt die Gesellschaft und Abweichung ist schlecht. In Europa dagegen ist spätestens seit der Aufklärung (naja, an sich seit Humanismus/Renaissance und under Aufwärmung der Antike) die individuelle Schiene mehr und mehr gefahren wurden. Daher ist die dabei mitresultierende Meinungsfreiheit auch ein Wert.
Ob du dazu nun Pluralismus sagst oder Meinungsfreiheit, das ist in diesem Zusammenhang relativ gleich. Beide sind sozusagen Ausprägungen eines westlichen Wertes und der wird so eben nicht überall und schon gar nicht im Islam geteilt.
Btw. deutsche Fahnen verbrennen wäre bei uns übrigens nach §90a StGB strafbar. Meine Favoriten in bescheuerten Reaktionen sind die pakistanischen Ärzte, die keine europäischen Medikamente mehr benutzen wollen. Naja dann viel Spaß... Vielleicht sollte man den Erdbebenopfern mal erklären, wo ihre Zelte und Decken zum großen Teil herkommen. Aber beim nächsten Mal wieder um Hilfe schreien, na danke.
Klasse finde ich auch das:
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Zitat:Die Slogans der Demonstranten ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wer den Islam beleidige, müsse "geschlachtet" werden, forderte ein Plakat, "vernichtet" stand auf einem zweiten. Ein drittes konkretisierte die Strafe: Die Beleidiger gehören "geköpft". Neben den Plakatträgern marschierten junge Männer im Outfit von Selbstmord-Attentätern zur dänischen Botschaft im feinen Londoner Stadtteil Knightsbridge - und das im Herzen der Stadt, in der vor einem halben Jahr vier fanatisierte junge Männer 52 U-Bahn- und Buspassagiere in den Tod gerissen hatten.Langsam wirds echt lächerlich mit den Reaktionen, jetzt werde ich mal zum Zyniker; wenn wir wirklich so Imperialisten wären, dann würden die Dänen jetzt mit ihren Fregatten als Revanche für den Angriff auf ihre Botschaften Beirut beschiessen oder wie wäre es damit an Syrien mal die ganzen neuen europäischen Abstandswaffen einzusetzen oder an Iran, da kann man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, schließlich haben die unsere Fahne verbrannt. Der Westen könnte ja die Eskalationsspirale auch mal eine Stufe weiterdrehen...
Dass der mörderische Anschlag kein Einzelfall bleiben werde, prophezeite ein anderes Plakat: "Die phantastischen Vier sind unterwegs." Einer der rund 500 Demonstranten hatte seiner zweijährigen Tochter die Mitteilung "Ich liebe al-Qaida" auf die Mütze drapiert. Andere forderten "einen echten Holocaust".
Zynismus wieder aus, ich finde langsam artet es bei allem Verständnis für religiöse Empfindlichkeiten aus, vor allem da das Ganze ja von Autokraten orchestriert wird. Die Autokraten sollten aufpassen, das dem aufgeputschten Volk auf einmal nicht die eigene Regierung als unislamisch nicht mehr passt.