26.12.2005, 13:33
Zitat:Das auf "Beleidigung des Türkentums" oder wegen vergleichbarer Delikte immmer wieder Festnahmen und schlimmstenfalls auch Folter in der Türkei gibt ist meiner Meinung nach auf ein vergangenes Trauma zurückzuführen. Nach dem ersten Weltkrieg besetzten die Allierten, darunter Frankreich, Grossbritanien, Italien und Griechenland das übriggebliebene Osmanische Reich und wollten es untereinander aufteilen. Einige Gebiete im Osten sollten den armeniern gegeben werden und im Südosten sollte ein Kurdenstaat gegründet werden. Durch den Befreiungskrieg hat Mustafa Kemal Atatürk den europäischen Kolonialmächten einen Strich durch die Rechnung gemacht.Ich denke, dass gerade dieses Denkmuster immer problematischer wird.
Aus diesem Grund sitzt das Misstrauen bei den Türken gegenüber den europärn Tief verankert und wird auch weiterhin bei den Reformbemühungen ein Hinderniss dasrtellen. Kulturelle Gründe sind deswegen meiner meinung nach bei dem Thema zweitrangig, die Gründe dafür lassen sich am ehesten in der historisch begründen. Viele Türken gehen immer noch davon aus das man versucht mit der Thematisierung der Kurdenfrage durch Europa das Land zu teilen, wie nach dem 1. WK. Um mal ein Beispiel zu nennen.
Das, was jetzt Skywalker hier gut dargestellt hat, ist die offizielle Gründungsgeschichte der modernen Türkei.
Attatürk musste mit der Vergangenheit brechen, mußte einen modernen Staat entstehen lassen um mit den Europäern auf Augenhöhe zu bleiben und zunächst die Aufteilung der Türkei zu verhindern.
Das ist sicherlich alles so richtig, nur muss man sich fragen, wieviel inzwischen von dieser Geschichte zur sich selbsttragenden Legende und Mythos geworden ist, mit dem man praktisch alles legitimiert.
Alle sind gegen die Türken und deshalb muss man zusammenstehen, man darf die Islamisten nicht an die Macht kommen lassen, um den Staat modern und stark zu halten. Jeder Dedanke geht dahin, dass mit Hilfe eines unflektierten Nationalismus die Einheit der Türkei bewahrt werden muss. Und da bleiben eben Leute wie Pamuk beispielsweise auf der Strecke.
Nur in der EU wird diese nationale Opferstilisierung sicher nicht gut ankommen. Von daher, weder in der EU, noch in der Türkei ist man gedanklich wirklich auf einen Beitritt eingestellt.