08.12.2005, 15:01
Das „Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst“ (2.12.1916)
Hindenburgs Plan nach Sonntagsarbeit, Abschaffung des Lehrbetriebs an Universitäten und eine Dienstpflicht für alle nicht in der Armee dienenden. Bethmann Holweg weigert sich und verzögert es, schließlich wird es aber doch noch eingeführt.
• Mit Wirkung vom 5. Dezember wurde die Arbeitspflicht aller männlichen Deutschen zwischen 16 und 60 Jahren eingeführt, soweit sie nicht zur Armee eingezogen worden waren.
• Jedem Dienstpflichtigen konnte unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen werden.
• Jeder Arbeitsplatzwechsel oblag der Genehmigung von Schiedsausschüssen, die paritätisch von Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammengesetzt waren.
• Zudem konnten nicht kriegswichtige Betriebe geschlossen werden.
Der Erfolg des Gesetzes:
• Die Erwartungen erfüllten sich nicht. Keine zusätzlichen Arbeitskräfte in nennenswertem Umfang konnten hinzugewonnen werden. Das lag daran, daß die hohen Lebenshaltungskosten ohnehin jeden dazu zwangen dort zu arbeiten wo viel zu verdienen war: In der Rüstungsindustrie
• Die wohlhabenden, die nicht arbeiteten hatten genügend Verbindungen um trotzdem nicht arbeiten zu müssen
• Der eklatante Facharbeitermangel konnte damit nicht behoben werden
• Die Arbeiterfluktuationen konnte auch nicht wirkungsvoll eingedämmt werden, die Rüstungsbetriebe warben sich die Arbeiter gegenseitig ab.
• Allerdings steigen die Gewerkschafter damit zu einem anerkannten Verhandlungspartner auf.
3. Ernährung der Bevölkerung.
Vor Beginn der Blockade hatte Deutschland 20% seiner Nahrungsmittel importiert. Verschärft wurde es durch die Blockade mit einem Mangel an Arbeitsgerät und Düngern, was die Produktivität absinken ließ. 1918 erreichte die Produktion der Kartoffeln nur noch 50% der Produktion von 1913, die von Futter- und Brotgetreide ging auf 2/3 zurück.
Verwaltung der Mangelsituation
• Festsetzung von Höchstpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Kartoffeln. Das hatte den Effekt, daß viele Landwirte auf Viehhaltung umsteigen, die größere Gewinne versprach oder aber ihre Erzeugnisse vom Markt nahmen und unter der Hand verkauften
• Im Januar 1915 wurde dann die Brotkarte eingeführt, der erste Schritt zur Bewirtschaftung der knappen Lebensmittel
• Bis Ende 1916 fielen auch die wichtigsten anderen Grundnahrungsmittel unter die Zwangsrationierung
• Mit dem Kartensystem war allerdings keine Garantie der Zuteilung verbunden. Denn häufig waren die Lebensmittelzufuhren so unregelmäßig, daß nicht einmal die auf den Karten verzeichneten Mindestmengen abgegeben werden konnte
Daß an die 800.000 Deutsche dem Hunger zum Opfer vielen liegt an der Unfähigkeit für eine regelmäßige Zuteilung von Nahrung zu sorgen.
Bereits in den Tagen der Mobilmachung setzte in den Großstädten ein Sturm auf die Lebensmittelläden ein, der die Preise für Lebensmittel sofort in die Höhe trieb. Im Sommer 1914 müssen für Fleisch, Butter und Brot so horrende Preise bezahlt werden, daß sie zur Luxusware werden. Die Stimmung leidet unter anderem darunter, daß die Qualität sinkt. Das Brot wird gestreckt, die Milch verdünnt und es kommen Ersatzprodukte in Umlauf. Auch Schwindler versuchen ihren Reibach zu machen. Im Frühjahr 1915 kommt es zu der Einrichtung von Kriegsküchen, wo jeder für ein geringes Entgelt eine warme Mahlzeit kaufen kann. AB dem Winter 1915 kommt es zu einer bedenklichen Verknappung, es kommt zur Schlangenbildung um überhaupt etwas zu bekommen. Die Behörden betrachten diese „Lebensmittelpolonaisen“ mit großem Argwohn. Denn diese Versammlungen sind die Nachrichtenbörsen, sie sind Kristallisationspunkte der Unzufriedenheit und des Protests.. Im Herbst 1915 kommt es erstmalig zu Hungerkrawallen in proletarischen Stadtteilen Berlins. Danach kommt es immer wieder zu Unruhen, zu Demonstrationen und zur Erstürmung von Rathäusern und Lebensmittellagern.
Im Winter 1916 fallen die Kartoffelzufuhren fast vollständig aus, ebenso Kohlen, auch die Brotzufuhr fällt auf 117g zurück. Es kommt zum berüchtigten Steckrübenwinter. Die Behörden verteilen „Kriegskochbücher“, die der Bevölkerung die Zubereitung von Steckrüben schmackhaft machen soll.
Der Kalorienverbrauch war 1913 im Schnitt bei 3000, im Steckrübenwinter sinkt er auf 1200 ab. Es bleibt z.B nur 1/10 des Fleischverbrauchs übrig, Fisch sinkt auf 1/8. ab, Mehl halbiert sich, Butter und Käse werden zu Luxusproblemen. Im Frühjahr 1917 kommt es zu ersten Hungerödemen, man sieht vermehrt Menschen mit stark angeschwollenen Bäuchen, Armen und Beinen. Damit verbunden ist vor allem die starke Anfälligkeit für Krankheiten. Tausende sterben an TBC und Lungenentzündungen. Das erleichtert vor allem die Verbreitung der Spanischen Grippe 1918.
Es wird also zur Überlebensfrage sich Nahrungsmittel zu beschaffen, weshalb Kolonnen von Frauen mit Kindern in die ländlichen Gebiete zum Hamstern einfallen. Alle Verbote können das nicht verhindern und die Enttäuschung steigt ins Unermeßliche wenn kleinen Hamsterern von der Polizei der Rucksack ausgeräumt wird.
Auf der anderen Seite gibt es einen blühenden Schwarzmarkt, wo man alles problemlos bekommen kann wenn man den entsprechenden Preis zahlen kann. Wohlhabende Privatpersonen, aber auch Industrie und Gemeinden gehen dazu über sich auf dem Schwarzhandel zu versorgen um die Engpässe zu beheben. Der Unmut der hungernden Massen richtet sich gegen die Hamstere, die Schieber und Schwarzhändler und gegen das Schwelgen der Kriegsgewinnler, sowie gegen die Unfähigkeit der Obrigkeit.
Da dies im 2. Weltkrieg nicht vorkam blieben Unruhen im 3. Reich fast völlig aus. Lieber ließ man da die Soldaten an der Front hungern und frieren als dem Volk die Nahrung zu beschneiden.
Hindenburgs Plan nach Sonntagsarbeit, Abschaffung des Lehrbetriebs an Universitäten und eine Dienstpflicht für alle nicht in der Armee dienenden. Bethmann Holweg weigert sich und verzögert es, schließlich wird es aber doch noch eingeführt.
• Mit Wirkung vom 5. Dezember wurde die Arbeitspflicht aller männlichen Deutschen zwischen 16 und 60 Jahren eingeführt, soweit sie nicht zur Armee eingezogen worden waren.
• Jedem Dienstpflichtigen konnte unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen ein Arbeitsplatz in der Rüstungsindustrie zugewiesen werden.
• Jeder Arbeitsplatzwechsel oblag der Genehmigung von Schiedsausschüssen, die paritätisch von Arbeitgebern und Gewerkschaften zusammengesetzt waren.
• Zudem konnten nicht kriegswichtige Betriebe geschlossen werden.
Der Erfolg des Gesetzes:
• Die Erwartungen erfüllten sich nicht. Keine zusätzlichen Arbeitskräfte in nennenswertem Umfang konnten hinzugewonnen werden. Das lag daran, daß die hohen Lebenshaltungskosten ohnehin jeden dazu zwangen dort zu arbeiten wo viel zu verdienen war: In der Rüstungsindustrie
• Die wohlhabenden, die nicht arbeiteten hatten genügend Verbindungen um trotzdem nicht arbeiten zu müssen
• Der eklatante Facharbeitermangel konnte damit nicht behoben werden
• Die Arbeiterfluktuationen konnte auch nicht wirkungsvoll eingedämmt werden, die Rüstungsbetriebe warben sich die Arbeiter gegenseitig ab.
• Allerdings steigen die Gewerkschafter damit zu einem anerkannten Verhandlungspartner auf.
3. Ernährung der Bevölkerung.
Vor Beginn der Blockade hatte Deutschland 20% seiner Nahrungsmittel importiert. Verschärft wurde es durch die Blockade mit einem Mangel an Arbeitsgerät und Düngern, was die Produktivität absinken ließ. 1918 erreichte die Produktion der Kartoffeln nur noch 50% der Produktion von 1913, die von Futter- und Brotgetreide ging auf 2/3 zurück.
Verwaltung der Mangelsituation
• Festsetzung von Höchstpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Kartoffeln. Das hatte den Effekt, daß viele Landwirte auf Viehhaltung umsteigen, die größere Gewinne versprach oder aber ihre Erzeugnisse vom Markt nahmen und unter der Hand verkauften
• Im Januar 1915 wurde dann die Brotkarte eingeführt, der erste Schritt zur Bewirtschaftung der knappen Lebensmittel
• Bis Ende 1916 fielen auch die wichtigsten anderen Grundnahrungsmittel unter die Zwangsrationierung
• Mit dem Kartensystem war allerdings keine Garantie der Zuteilung verbunden. Denn häufig waren die Lebensmittelzufuhren so unregelmäßig, daß nicht einmal die auf den Karten verzeichneten Mindestmengen abgegeben werden konnte
Daß an die 800.000 Deutsche dem Hunger zum Opfer vielen liegt an der Unfähigkeit für eine regelmäßige Zuteilung von Nahrung zu sorgen.
Bereits in den Tagen der Mobilmachung setzte in den Großstädten ein Sturm auf die Lebensmittelläden ein, der die Preise für Lebensmittel sofort in die Höhe trieb. Im Sommer 1914 müssen für Fleisch, Butter und Brot so horrende Preise bezahlt werden, daß sie zur Luxusware werden. Die Stimmung leidet unter anderem darunter, daß die Qualität sinkt. Das Brot wird gestreckt, die Milch verdünnt und es kommen Ersatzprodukte in Umlauf. Auch Schwindler versuchen ihren Reibach zu machen. Im Frühjahr 1915 kommt es zu der Einrichtung von Kriegsküchen, wo jeder für ein geringes Entgelt eine warme Mahlzeit kaufen kann. AB dem Winter 1915 kommt es zu einer bedenklichen Verknappung, es kommt zur Schlangenbildung um überhaupt etwas zu bekommen. Die Behörden betrachten diese „Lebensmittelpolonaisen“ mit großem Argwohn. Denn diese Versammlungen sind die Nachrichtenbörsen, sie sind Kristallisationspunkte der Unzufriedenheit und des Protests.. Im Herbst 1915 kommt es erstmalig zu Hungerkrawallen in proletarischen Stadtteilen Berlins. Danach kommt es immer wieder zu Unruhen, zu Demonstrationen und zur Erstürmung von Rathäusern und Lebensmittellagern.
Im Winter 1916 fallen die Kartoffelzufuhren fast vollständig aus, ebenso Kohlen, auch die Brotzufuhr fällt auf 117g zurück. Es kommt zum berüchtigten Steckrübenwinter. Die Behörden verteilen „Kriegskochbücher“, die der Bevölkerung die Zubereitung von Steckrüben schmackhaft machen soll.
Der Kalorienverbrauch war 1913 im Schnitt bei 3000, im Steckrübenwinter sinkt er auf 1200 ab. Es bleibt z.B nur 1/10 des Fleischverbrauchs übrig, Fisch sinkt auf 1/8. ab, Mehl halbiert sich, Butter und Käse werden zu Luxusproblemen. Im Frühjahr 1917 kommt es zu ersten Hungerödemen, man sieht vermehrt Menschen mit stark angeschwollenen Bäuchen, Armen und Beinen. Damit verbunden ist vor allem die starke Anfälligkeit für Krankheiten. Tausende sterben an TBC und Lungenentzündungen. Das erleichtert vor allem die Verbreitung der Spanischen Grippe 1918.
Es wird also zur Überlebensfrage sich Nahrungsmittel zu beschaffen, weshalb Kolonnen von Frauen mit Kindern in die ländlichen Gebiete zum Hamstern einfallen. Alle Verbote können das nicht verhindern und die Enttäuschung steigt ins Unermeßliche wenn kleinen Hamsterern von der Polizei der Rucksack ausgeräumt wird.
Auf der anderen Seite gibt es einen blühenden Schwarzmarkt, wo man alles problemlos bekommen kann wenn man den entsprechenden Preis zahlen kann. Wohlhabende Privatpersonen, aber auch Industrie und Gemeinden gehen dazu über sich auf dem Schwarzhandel zu versorgen um die Engpässe zu beheben. Der Unmut der hungernden Massen richtet sich gegen die Hamstere, die Schieber und Schwarzhändler und gegen das Schwelgen der Kriegsgewinnler, sowie gegen die Unfähigkeit der Obrigkeit.
Da dies im 2. Weltkrieg nicht vorkam blieben Unruhen im 3. Reich fast völlig aus. Lieber ließ man da die Soldaten an der Front hungern und frieren als dem Volk die Nahrung zu beschneiden.