20.11.2005, 23:27


also ... bezügl. des state- / nation-building: die beiden begriffe sind völlig unterschiedlich. zum nation-building gibts hier einen recht guten artikel: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Nation_building">http://en.wikipedia.org/wiki/Nation_building</a><!-- m --> . da nation-building sich in der realität doch als relativ schwierig bis un möglich herausgestellt hat, wurde der begriff des "state-building" eingeführt.
Zitat:bastion postetedann hast du dich noch nicht mit dem "warlordtum" und den sog. "neuen kriegen" beschäftigt. bei diesen kriegen handelt es sich nicht um kriege mit dem ziel einer staatsgründung oder einer machtübernahme mit dem ziel der schaffung eines funktionierenden staates, sondern die kriege werden gemäß der formel des 30jährigen kriegs geführt: "der krieg ernährt den krieg".
Aber ich kann mir auch nur schwer vorstellen, daß die Kriegsherren und vor allem die Bevölkerung nach 25 Jahren Dauerkrieg noch ernsthaft Interesse oder den Willen dazu haben, sich weiter mit der AK in der Hand zu bekriegen.
da die hautleidtragenden dieser kriege nicht die soldaten sondern die zivilisten sind, können die krieg praktisch endlos geführt werden, da zum einen die verluste unter den soldaten relativ gering sind und zum anderen auch genug "ersatz" für gefallene in form von perpektivlosen und arbeitslosen innerhalb der leidtragenden bevölkerung vorhanden ist.
der wichtigste punkt ist aber, dass die warlords mit ende des bürgerkrieges ihren gesamten einfluss und ihre gesamte macht zumindest teilweise verlieren würden - allein schon das schließt den ernsthaften willen für ein ende kampfhandlungen aus.
kriege dieser art wie in afghanistan können praktisch endlos geführt werden, da genug material - sowohl in form von menschenmaterial (s.o.) als auch in form von waffen - vorhanden ist und es an geld (durch waffen- und drogenhandel, organisierte kriminalität, erpressung, ausländische unterstützung) auch nicht mangelt. die andauernden versuche der hilfsorganisationen, das land aufzubauen, sorgen außerdem dafür, dass sich das plündern auch lohnt.
zur perspektive afghanistans: ich denke, in afghanistan gibt es zwei möglichkeiten - entweder eine demokratie nach westlichem vorbild mit den folgen der politischen anarchie oder eine starke zentralregierung mit diktatorischen zügen. in beiden fällen werden die lokalen kriegsherren aber ihre beherrschende stellung beibehalten - im ersten fall jedoch deutlich stärker ...