20.11.2005, 20:50
Zitat:Es geht doch eher darum, was ich für realistisch halte.Schon okay, nur hast Du Thomas eine "westliche naiv-idealistische- Vorstellung bei Afghanistan" vorgeworfen und er habe keine realistische Vorstellung von der dortigen Kultur, weil er nie dort gewesen sei...
Ich habe keine Glaskugel, oder sonstige seherische Fähigkeiten.
Dennoch glaube ich gut begründen zu können, warum ich gewissen Zukunftsperspektiven eine deutlich größere Chance einräume, als anderen
Zitat:Jegliche Bestrebungen ausländischer Kräfte das wilde und unvergleichbar diversifizierte Afghanistan in einen kontrollierbaren Rahmen zu drücken, sind ebenso seit Jahrhunderten gescheitert. Und die haben die Probleme vermutlich deutlich besser verstanden, als die illustrie Runde der Bonner AfghanistankonferenzGlaube schon, daß die Briten und vor allem die Sowjets von den Verhältnissen in Afghanistan null Ahnung hatten, die Petersberger Afghanistankonferenz hat aber zumindest einen Funken Ahnung gehabt und im Vergleich zu anderen westlichen Interventionen (Somalia...) funktioniert die in Afghanistan leidlich besser.
Zitat:Du kannst Dich nicht einfach so blauäugig über jahrhunderte alte ethnische und religiöse Konflikte hinwegsetzen.Will ich auch gar nicht, die werden sich nicht hinsetzen und sagen "Jetzt sind wir alle Afghanen und die besten Freunde". Aber ich kann mir auch nur schwer vorstellen, daß die Kriegsherren und vor allem die Bevölkerung nach 25 Jahren Dauerkrieg noch ernsthaft Interesse oder den Willen dazu haben, sich weiter mit der AK in der Hand zu bekriegen.
(...)
Wer behauptet, die Afghanen würden diese "Chance" als einmalig erachten, übersieht die grundlegenden Fakten. Die derzeitge Chance heisst für alle ersteinmal Frieden, Geld, Konsolidierung und Chance des Wiedererstarkens.
Diese vermeintliche Ruhe ist trügerisch und wird nur so lange halten, bis der nächste interne Konflikt ansteht.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre, vor allem nach dem Ende der sowjetischen Besatzung werden die Protagonisten doch über das Häufchen Restvernunft verfügen und erkannt haben, daß sich eine Partei ohne massive Hilfe von außen nicht den ganzen Staat unter den Nagel reissen kann und wenn doch hat man den Rest gegen sich und dann regelt das ganze sich von selbst.
Warum dann nicht im eigenen Machtbereich tun und lassen was man will, mit dem Rest in Frieden leben und den Präsidenten formelhaft Loyalität schwören und dabei einen guten Mann sein lassen?
Klar ist das keine perfekte Zukunft für einen Musterstaat, aber eine Perspektive für einen sehr föderalen, relativ friedlichen Staat.
Bin natürlich auch kein Fachmann und genausogut können die sich bei einem Abzug der ISAF und der US Truppen sofort wieder die Köpfe einschlagen.
Aber irgendwie kommt bei Afghanistan meine naiv westliche optimistische Weltsicht durch...
Karzai ist Herrscher über Kabulistan, das ist mir auch klar, aber nicht umsonst geht die ISAF jetzt auch in die Provinzen.