20.11.2005, 19:36
@bastian

Ich habe keine Glaskugel, oder sonstige seherische Fähigkeiten.
Dennoch glaube ich gut begründen zu können, warum ich gewissen Zukunftsperspektiven eine deutlich größere Chance einräume, als anderen.
Jegliche Bestrebungen ausländischer Kräfte das wilde und unvergleichbar diversifizierte Afghanistan in einen kontrollierbaren Rahmen zu drücken, sind ebenso seit Jahrhunderten gescheitert. Und die haben die Probleme vermutlich deutlich besser verstanden, als die illustrie Runde der Bonner Afghanistankonferenz.
Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu erkennnen, dass dieses Land unvergleichbar kompliziert in seiner inneren Struktur ist. Es gibt und gab nie eine wirklich brauchbare nationale Integrität, die über den gemeinsamen Kampf gegen etwaige Feinde hinausging. Es ist nunmal deutlich wichtiger Usbeke, Paschtune, oder Shiite zu sein, als Afghane.
Ein Dostum, wird niemals mit einem Hekhmatyar zusammenarbeiten, etc...Du kannst Dich nicht einfach so blauäugig über jahrhunderte alte ethnische und religiöse Konflikte hinwegsetzen.
Versuch doch mal einem Kurden beizubringen, dass er ab heute Türke zu sein hat. Versuch doch mal einem radikalen Sunniten beizubringen unter der Shia zu leben. Das ist doch völlig albern... Tito und Saddam haben solche "Wunder" auch nie wirklich vollbracht. Und das noch unter deutlich besseren Umständen.
Und schau Dir an, wie es heute im Irak oder Ex-Jugoslawien aussieht...
Auch wenn man mal die Wahl in Afgnanistan näher betrachtet: Die Menschen haben gewählt, was ihnen ihr Stamm vorgeschrieben hat. Die Akzeptanz der derzeitigen Verfassung ist erkauft und das ist kein großes Geheimnis. Karzai hat im Grunde null(!) Einfluss auf das was ausserhalb Kabuls vor sich geht. Ein größerer Einfluss wird ihm auch niemals gewährt werden. Wenn er einen solchen Versuch unternehmen sollte, war er längste Zeit Präsident, oder gar am Leben gewesen. Nicht mal für Geld, vermutlich...
Wer behauptet, die Afghanen würden diese "Chance" als einmalig erachten, übersieht die grundlegenden Fakten. Die derzeitge Chance heisst für alle ersteinmal Frieden, Geld, Konsolidierung und Chance des Wiedererstarkens.
Diese vermeintliche Ruhe ist trügerisch und wird nur so lange halten, bis der nächste interne Konflikt ansteht.
Wer soll das ohne dauerhafte ausländische Truppenpräsenz verhindern können ?
Wenn einer Dauerbesatzung durch ISAF in Deinen Augen eine langfristige Perspektive ist. Ok! Dann sag das aber auch dazu.
Aber da Du mir ja die Kompetenz zurecht absprichst, lasse ich zur Untermauerung meiner "Thesen" mal ein paar anerkannte Experten sprechen :
PSL:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2105635,00.html">http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2105635,00.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bglatzer.de/aga/files/afgh_konfl.pdf">http://www.bglatzer.de/aga/files/afgh_konfl.pdf</a><!-- m -->
Zitat:Hast du dich denn zwei Jahre in Afghanistan aufgehalten?Nein Danke, Mallorca klingt irgendwie sympathischer.

Zitat:woher weisst Du dann was realistisch ist, was eine realistische Zukkunftsperspektive ist?Es geht doch eher darum, was ich für realistisch halte.
Ich habe keine Glaskugel, oder sonstige seherische Fähigkeiten.
Dennoch glaube ich gut begründen zu können, warum ich gewissen Zukunftsperspektiven eine deutlich größere Chance einräume, als anderen.
Zitat:Was bisher in Afghanistan versucht wird, ist noch nie dort versucht wurden, ich wäre mir nicht so sicher ob das alles zum Scheitern verurteilt ist.Die konstituionelle Monarchie in Afghanistan ist gescheitert.
Jegliche Bestrebungen ausländischer Kräfte das wilde und unvergleichbar diversifizierte Afghanistan in einen kontrollierbaren Rahmen zu drücken, sind ebenso seit Jahrhunderten gescheitert. Und die haben die Probleme vermutlich deutlich besser verstanden, als die illustrie Runde der Bonner Afghanistankonferenz.
Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu erkennnen, dass dieses Land unvergleichbar kompliziert in seiner inneren Struktur ist. Es gibt und gab nie eine wirklich brauchbare nationale Integrität, die über den gemeinsamen Kampf gegen etwaige Feinde hinausging. Es ist nunmal deutlich wichtiger Usbeke, Paschtune, oder Shiite zu sein, als Afghane.
Ein Dostum, wird niemals mit einem Hekhmatyar zusammenarbeiten, etc...Du kannst Dich nicht einfach so blauäugig über jahrhunderte alte ethnische und religiöse Konflikte hinwegsetzen.
Versuch doch mal einem Kurden beizubringen, dass er ab heute Türke zu sein hat. Versuch doch mal einem radikalen Sunniten beizubringen unter der Shia zu leben. Das ist doch völlig albern... Tito und Saddam haben solche "Wunder" auch nie wirklich vollbracht. Und das noch unter deutlich besseren Umständen.
Und schau Dir an, wie es heute im Irak oder Ex-Jugoslawien aussieht...
Auch wenn man mal die Wahl in Afgnanistan näher betrachtet: Die Menschen haben gewählt, was ihnen ihr Stamm vorgeschrieben hat. Die Akzeptanz der derzeitigen Verfassung ist erkauft und das ist kein großes Geheimnis. Karzai hat im Grunde null(!) Einfluss auf das was ausserhalb Kabuls vor sich geht. Ein größerer Einfluss wird ihm auch niemals gewährt werden. Wenn er einen solchen Versuch unternehmen sollte, war er längste Zeit Präsident, oder gar am Leben gewesen. Nicht mal für Geld, vermutlich...
Wer behauptet, die Afghanen würden diese "Chance" als einmalig erachten, übersieht die grundlegenden Fakten. Die derzeitge Chance heisst für alle ersteinmal Frieden, Geld, Konsolidierung und Chance des Wiedererstarkens.
Diese vermeintliche Ruhe ist trügerisch und wird nur so lange halten, bis der nächste interne Konflikt ansteht.
Wer soll das ohne dauerhafte ausländische Truppenpräsenz verhindern können ?
Wenn einer Dauerbesatzung durch ISAF in Deinen Augen eine langfristige Perspektive ist. Ok! Dann sag das aber auch dazu.
Aber da Du mir ja die Kompetenz zurecht absprichst, lasse ich zur Untermauerung meiner "Thesen" mal ein paar anerkannte Experten sprechen :
PSL:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2105635,00.html">http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/3/0,1872,2105635,00.html</a><!-- m -->
Zitat:...Prof. Albert A. Stahel :
Trotzdem wurde Karzai von der großen Ratsversammlung, der Loya Dschirga, an der Spitze Afghanistans bestätigt. Stammesführer, Mullahs, Warlords, ein paar Intellektuelle und eine umfangreiche Frauen-Delegation hatten sich zusammengefunden, doch von dieser Schura wusste man, dass die Akklamation Karzais durch Druck und Bestechung zu Stande gekommen war. Nach wie vor herrschen in den Provinzen Afghanistans weiterhin die lokalen "Warlords".
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Zitat:...Friedrich-Ebert-Stiftung:
Dass diese Eindrücke nicht trügerisch sind, sondern einen realen Hintergrund haben, zeigt sich auch in Gesprächen mit afghanischen Entscheidungsträgern. Die allgemeine Sicherheitslage in Afghanistan, mit Ausnahme der ständigen Unruheprovinzen im Osten und Südosten, wird von den Entscheidungsträgern als relativ ruhig bezeichnet. Dies sei jedoch nicht den Aktivitäten der ISAF und KMNB bzw. der Koalition zu verdanken, sondern der Tatsache, dass ein breit abgestützter, wohlorganisierter Aufstand bisher ausgeblieben sei. Für die Zeit nach den Wahlen wird ein solcher von den Entscheidungsträgern jedoch nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil: Sowohl bei regierungsunabhängigen Entscheidungsträgern (Oppositionspolitikern) als auch bei der Bevölkerung machen sich Resignation und Frustration aus verschiedenen Gründen bemerkbar.
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Zitat:Selbst in den relativ friedlichen Gebieten Afghanistans ist das Bild der Ruhe trügerisch, wie wir feststellten, trauen die Menschen dem Status quo nicht und befürchten neue Gewaltausbrüche, wenn zur Sicherung und zur wirtschaftlichen Gesundung nicht erheblich mehr als bisher geschieht.
Folgende Konfliktebenen werden in dieser Studie aufgezeigt:
· Die Kabuler Übergangsregierung
· Zentrum vs. Peripherie
· Regionale Zentren vs. regionale Peripherien
· Politisch- ideologische Konflikte
· Ethnizität
· Wirtschaft und Drogen
· Der Sicherheitssektor
· Ausländische Interventionen
Eine der Hauptkonfliktlinien verläuft quer durch die Übergangsregierung in Kabul. Auf der einen Seite steht eine wohlorganisierte kleine Minderheit von wenigen Familien aus dem Panjshir-Tal nördlich von Kabul, die die drei mächtigsten Ministerien (Außen- und Verteid igungsministerium und einen Großteil des Innenministeriums) mit der Armee, der Polizei und dem Geheimdienst kontrollieren. Auf der anderen Seite steht Präsident Karzai mit Vertretern verschiedener Parteien und Gruppie rungen, die in den vergangenen Jahrzehnten sowohl gegeneinander als auch miteinander gekämpft haben und heute nicht mehr gut genug organisiert sind, um ein Gegengewicht zu der immensen Macht der Panjshiri-Fraktion (Shora- ye Nizar) zu bilden.
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