11.10.2005, 20:51
Zitat:Turin posteteDass die fehlenden Wehrreformen unter der CDU/CSU in den Neunziger Jahren durch die noch bestehenden starken konventionellen Armeen instabiler Nachbarländer zu erklären sind, macht das ganze nicht unbedingt realistischer. Denn ich frage mich, warum man dann, und zwar sukzessive seit der Wiedervereinigung, den Wehretat dermaßen radikal zusammengestrichen hat, als gäbe es gar kein kriegerisches Morgen mehr. Die These geht daher schlicht an der Realität vorbei.Ich hatte nie behauptet die konventionelle Armee sollte damals in vollem Umfang erhalten bleiben. Vor allen Dingen nicht in der Masse aus NVA + BW. Ein Ausbau, oder eine Festigung dieser neuen Truppenstärke hätte zudem ein falsches politisches Signal ausgesandt. Soweit jetzt klar - und auch mit rotem "Realitätssinn" kompatibel - hoffe ich.
Der Versuch aus NVA + BW damals dirket und innerhalb von wenigen Jahren eine "leichte Interventionstruppe" formen zu wollen, wäre vollkommen lachhaft. Es gab sicher solche Überlegungen intern, aber die waren nicht umsetzbar (mit dem vorhandenen Personal) und nicht finanzierbar (mit den vorhandenen Finanzmitteln). Also verschieben und langsam die konvetionelle Armee "rückbauen".
Zitat:Mal ganz abgesehen davon, dass es Auslegungssache ist, wie instabil gewisse Nachbarn wirklich waren, würde selbst die heutige Bundeswehr mit ihren immer noch sehr respektablen Beständen an Material solchen Einzelbedrohungen Herr werden.Es ist nicht die Aufgabe einer Armee in ihren Planungen und Vorbereitungen Rücksicht auf Befindlichkeiten von Nachbarstaaten und anderen Freunden u.ä. zu nehmen. Man plant und analysiert im Geheimen für eigentlich jede Eventualität - die spätere Beschaffung und Ausbildung richten sich dann nach den wahrscheinlichsten Szenarien (+ politische Komponente). Aber gedacht werden muss an alles, denn: "first last and only line of defence against the ..." usw.
Zitat:Ich verstehe in dieser Hinsicht auch gar nicht, warum bei der Diskussion, wie die Armee adäquat auf Bedrohungsszenarien ausgerichtet werden muss, gleich der Totalunterschied zwischen Armee des Vaterländischen Krieges und ultra-leich-geh-schnell-überall-hin-Armee gemacht wird. Beide Teile sind nun mal relevant, nur hat es eben auch die CDU/CSU in den Neunzigern beinahe völlig verschlafen, gerade dieser Transformation gerecht zu werden.Ich verstehe das sehr gut. Von der "neuen Armee" verspricht sich die Politik (jede unserer grösseren Parteien) weniger Kosten, bei gleichzeitiger Prestigesteigerung durch schnelle und spektakuläre Auslandsaktivitäten. Eierlegende Wollmilchsau eben.
Zu deinem Vorwurf die CDU sei Schuld, siehe meine Ausführungen oben. Sie hatten keine andere wahl mit dem Geld was sie hatten, dem Komisskopp-Personal der BW+NVA und den Bedingungen des Einigungsvertrages.
Zitat:Dass die SPD, ganz zu schweigen von den Grünen, ganz bestimmt nicht den Königsweg der Wehrreformen beschreiten, hab ich nie bestritten, nur dummerweise war das auch gar nicht der Punkt, sondern die suggerierte höhere Kompetenz der CDU/CSU, wie du sie vor allem am ziemlich halbseidenen Beispiel der Verwendung der BW in SPD-Zeiten festgemacht hast.Dazu fällt mir nichts neues ein... Bei Bedarf ist jetzt WIRKLICH ein neues topic fällig.
Deshalb nur ein humoristischer Einwurf: Daran ist "links" selbst schuld. Wer der CDU vorwirft "konservativ" zu sein, stellt sie doch automatisch in die Ecke der BW. Einfache Kausalitätskette.
Ich kenne keinen Linken, der etwas auf sich, im intelektuellen Sinne, hält und der vor 7 Uhr aufsteht (je intelektueller - je später). Damit ist die Inkompatibilität zur BW und die zwangsläufige Zuordnung zu konservativ zweifelsfrei bewiesen.