24.06.2005, 12:17
Ich würde sagen, durch das Neuaufleben der Interventionsfreudigkeit seitens der USA und darauf folgend eine größere Aufmerksamkeit westlicher Staaten in potentiellen Interventionsgebieten (Sudan) hat sich der Ruf nach PMC scheinbar abgeschwächt. Nur zeigt auch gerade Sudan, dass niemand im westlichen Lager wirklich die Zähne zeigen will, bis heute hat sich dort substantiell nichts getan (außer belanglosen Versprechungen der lokalen Regierung und Hilfslieferungen). Insofern bleibt also abzuwarten, ob westliche Staaten heutzutage tatsächlich schneller willens sind, eigene Truppen an die Front zu schicken, selbst wenn die Presse und das öffentliche Interesse an der Sache Druck ausüben (wie bezgl. Sudan geschehen).
Das Dilemma der Legitimation toter Soldaten vs. Einsatz von PMC ist natürlich da und ließe sich nur mittelfristig zugunsten der PMC insofern lösen, dass in der Öffentlichkeit eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet. Ich predige nun schon seit ein paar Seiten, dass man PMC eben nicht so einfach mit allem Söldnertum, was es jemals gegeben hat oder immer noch gibt, in einen Topf werfen kann und diese Erkenntnis sollte sich eben auch da durchsetzen, wo es in der Öffentlichkeit hakt. Das ist sicherlich schwierig, aber m.E. leichter machbar, als den erschossenen oder geköpften Bundeswehrsoldaten zu rechtfertigen, wenn dessen weinende Mutter, Frau, und drei Kinder bei Spiegel TV dem Zuschauer vorgeführt werden.
Und daher denke ich, dass der Boden für staatlich geführte Interventionen, die ich befürworte, sofern sie effizient, mit akzeptablem Mandat und vor allem schnell durchgeführt werden, noch bei weitem nicht in dem Maße bereitet ist, wie das nötig wäre. Einziger Sonderfall sind die USA, die sich halt schlicht gesagt einen Dreck um die internationale Meinung scheren und die eigene Bevölkerung mit dem gewohnten Patriotismus weitestgehend einschwören können, solange die Aktion schnell über die Bühne geht (siehe Grenada, Haiti etc.)
Was nun Sierra Leone angeht: ja, 2000 gab es eine Intervention mit Hilfe britischer Truppen, die meinen oben genannten Kriterien weitestgehend entsprochen hat (auch wenn ihre lokale Durchschlagskraft immer noch besser hätte sein können, aber ich will nicht meckern).
Allerdings ist Sierra Leone kein Modellfall für die neu entflammte staatliche Interventionstätigkeit, denn:
Die britische Regierung war schon seit der Sandline-Affäre 1998 unter starkem öffentlichen Druck bezüglich Sierra Leone. Die Öffentlichkeit hat Sandline bezüglich seiner damaligen Aktivitäten stark unterstützt und im aufkommenden Untersuchungsausschuss zu der Sache sind Sandline seitens der Presse sowie der Bevölkerung viele Sympathien zugeflogen, während die Regierung, insbesondere das Außenministerium massive Kritik einstecken musste. Robin Cooks Stuhl wackelte aufgrund der Angelegenheit kräftig und dass er im Amt blieb, hatte er der Tatsache zu verdanken, dass auf niedrigerer Ebene Köpfe rollten. All dies bewog die Intervention der Briten 2000 (zusätzlich zu der vor Ort vorgeführten Inkompetenz bzw. Ineffizienz der ECOMOG-Truppen).
Ergo: Dass diese staatliche Intervention zustande kam, ist indirekt amüsanterweise einer PMC bzw. dem Wirbel um ihre Aktivitäten zu verdanken. Ein Wirbel, der im übrigen dazu führte, dass die Regierung aufgrund der erwiesenermaßen nützlichen Arbeit dieser PMC, der keinerlei Kriegsverbrechen, Verstöße gegen irgendwelche Konventionen etc. vorzuwerfen waren (und die Sache wurde SEHR genau untersucht, durch drei verschiedene Ausschüsse) in so eine massive Legitimationskrise kam, dass ein weiteres Zusehen in Sierra Leone sehr leicht zum Ende genau dieser Regierung hätte führen können.
Das Dilemma der Legitimation toter Soldaten vs. Einsatz von PMC ist natürlich da und ließe sich nur mittelfristig zugunsten der PMC insofern lösen, dass in der Öffentlichkeit eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet. Ich predige nun schon seit ein paar Seiten, dass man PMC eben nicht so einfach mit allem Söldnertum, was es jemals gegeben hat oder immer noch gibt, in einen Topf werfen kann und diese Erkenntnis sollte sich eben auch da durchsetzen, wo es in der Öffentlichkeit hakt. Das ist sicherlich schwierig, aber m.E. leichter machbar, als den erschossenen oder geköpften Bundeswehrsoldaten zu rechtfertigen, wenn dessen weinende Mutter, Frau, und drei Kinder bei Spiegel TV dem Zuschauer vorgeführt werden.
Und daher denke ich, dass der Boden für staatlich geführte Interventionen, die ich befürworte, sofern sie effizient, mit akzeptablem Mandat und vor allem schnell durchgeführt werden, noch bei weitem nicht in dem Maße bereitet ist, wie das nötig wäre. Einziger Sonderfall sind die USA, die sich halt schlicht gesagt einen Dreck um die internationale Meinung scheren und die eigene Bevölkerung mit dem gewohnten Patriotismus weitestgehend einschwören können, solange die Aktion schnell über die Bühne geht (siehe Grenada, Haiti etc.)
Was nun Sierra Leone angeht: ja, 2000 gab es eine Intervention mit Hilfe britischer Truppen, die meinen oben genannten Kriterien weitestgehend entsprochen hat (auch wenn ihre lokale Durchschlagskraft immer noch besser hätte sein können, aber ich will nicht meckern).
Allerdings ist Sierra Leone kein Modellfall für die neu entflammte staatliche Interventionstätigkeit, denn:
Die britische Regierung war schon seit der Sandline-Affäre 1998 unter starkem öffentlichen Druck bezüglich Sierra Leone. Die Öffentlichkeit hat Sandline bezüglich seiner damaligen Aktivitäten stark unterstützt und im aufkommenden Untersuchungsausschuss zu der Sache sind Sandline seitens der Presse sowie der Bevölkerung viele Sympathien zugeflogen, während die Regierung, insbesondere das Außenministerium massive Kritik einstecken musste. Robin Cooks Stuhl wackelte aufgrund der Angelegenheit kräftig und dass er im Amt blieb, hatte er der Tatsache zu verdanken, dass auf niedrigerer Ebene Köpfe rollten. All dies bewog die Intervention der Briten 2000 (zusätzlich zu der vor Ort vorgeführten Inkompetenz bzw. Ineffizienz der ECOMOG-Truppen).
Ergo: Dass diese staatliche Intervention zustande kam, ist indirekt amüsanterweise einer PMC bzw. dem Wirbel um ihre Aktivitäten zu verdanken. Ein Wirbel, der im übrigen dazu führte, dass die Regierung aufgrund der erwiesenermaßen nützlichen Arbeit dieser PMC, der keinerlei Kriegsverbrechen, Verstöße gegen irgendwelche Konventionen etc. vorzuwerfen waren (und die Sache wurde SEHR genau untersucht, durch drei verschiedene Ausschüsse) in so eine massive Legitimationskrise kam, dass ein weiteres Zusehen in Sierra Leone sehr leicht zum Ende genau dieser Regierung hätte führen können.