Afrika
#18
Thomas, ich glaube, du hast meinen Post nicht wirklich gelesen, denn du lieferst im Prinzip eine Pauschalantwort:

Zitat:Thomas Wach postete
Regimewechsel und erzwungenes "good governannce" sind ja alles nette und schöne Dinge, nur letztlich ändert sich an den Strukturen wirklich nichts durchgreifendes.
Sicher, man ändert damit die Institutionen, nur zweifel ich daran, dass man so einfach Gesellschaften irgendwelche Institutionen überstülpen könnte.
Ich sprach nie davon, dass ich irgendwem einfach etwas überstülpen will. Nur so, wie es jetzt von statten geht, ist wie gesagt keinerlei Fortschritt zu erkennen.


Zitat:Denn man sollte sich mal vor Augen führen, wo Afrika und Europa um 1800 standen bzw. dann während der Phase der Kolonialisierung.
Da stecken einfach mal Dimensionen dazwischen und während der Phase der Kolonialisierung wurde sicher auch viel falsch gemacht, genauso wie bei der Unabhängigkeit dieser Staaten.
Gewiß. Die altbekannten Probleme: willkürlich gezogene Staatsgrenzen während der Kolonialisierung ohne Berücksichtigung der ethnischen Verhältnisse, und nach der Entkolonialisierung Gebiete, die im Prinzip sich selbst überlassen worden sind. Keine Freiheit, sondern eben Chaos. Und gerade deshalb ist die derzeitige Afrika-Hilfe alles andere als eine Hilfe, denn sie wird an diesen Verhältnissen nichts ändern.

Zitat:Die strukturellen Probleme sind einfach zu groß. Da passiert nix von heute auf morgen. Allein schon die Staatenbildung und Gründung sind in ihrer Entwicklung katastrophal. Unabhängig von Ethnien und Stämmen wurden Staaten gebildet. Dies könnte man so ewig fortsetzen.
Hab nie gesagt, dass sich die Dinge von heute auf morgen ändern. Theoretisch müsste man viele Staatsgrenzen ausradieren und neu ziehen, nur ist selbst das heute nicht mehr sinnvoll, da sich während der Unabhängigkeit die demographischen Verhältnisse weiter verändert haben. Man muss eben sehen, was sich praktisch/realistisch mit der heutigen Situation anfangen lässt. Und Druck bzw. Zwang zur friedlichen Einigung, ohne dass Nachbarn mit der Machete übereinander herfallen, ist stellenweise notwendig.


Zitat:Aber direkter Zwang bringt nichts. Die Staaten müssen sich vorallem innerlich entwickeln. Geld für Sanitätsdienst, Geld für Bildung, eine bessere Krankenversorgung, das wäre um vieles wichtiger als irgendwelche Kriseninterventionen.
Thomas, wach mal auf (sorry, kein Wortwitz beabsichtigt Wink )! In vielen der krisengeschüttelten Staaten werden Kriege geführt, die älter sind als diejenigen, die daran beteiligt sind. Inzwischen haben sich dort Banden und Guerilla-Gruppierungen etabliert, die vom Krieg leben und diesen daher weiter fördern. Wenn du da ein Krankenhaus oder eine Schule hinstellst, bewirkst du nichts anderes, als dass die Gebäude innerhalb einiger Wochen geplündert und auf die Grundmauern niedergebrannt werden. Zwang bringt nichts? Dann frage ich mich, wie man es sonst hätte ermöglichen sollen, dass etwa 1996 in Sierra Leone die ersten demokratischen Wahlen seit Jahrzehnten abgehalten werden konnten. Oder dass die UNITA in Angola nur dann zu Verhandlungen bereit war, als man sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen hat. Es ist übrigens kein Zufall, dass ich hier Beispiele anspreche, die von PMC's ermöglicht worden sind, andere erfolgreiche Maßnahmen zur Stabilisierung gibt es nämlich in Schwarzafrika nicht und im Falle von Angola wurde selbst dieses durch die Ohnmacht der 1. Welt und das Desinteresse bzw. Unfähigkeit afrikanischer Nachbarn wieder zunichte gemacht.


Zitat:Krisen gibt es so oder so, allein strukturell aufgrund der schweren geschichtlichen Fehler bei der Staatenbildung und der gesellschaftlichen Entwicklung ( Patronage-Wirtschaft von kleinen raffgierigen Eliten). Da kann man so viel intervenieren, wie man will, da würde man einfach nicht fertig werden ( dies soll nicht heißen, dass ich gegen Einsätze in Afrika wäre, sie müssen schon sein, aber mit Krisenmanagement hilft man Afrika nicht viel weiter allein).
Klingt sehr nach purer Resignation. Natürlich müssen hier Interventionen mit weitergehenden Maßnahmen kombiniert werden, ansonsten kann man sich die Mühe sparen. Das habe ich oben auch schon geschrieben...

Zitat:Nein, die Gesellschaften müssen entwickelt werden um die alten bestehenden Risse zu kitten und neue Strukturen zu formen, die auch die Staaten mit Leben erfüllen: Also, fördert Bildung, Gesundheitswesen und gebt den Staaten auch die Möglichkeit ihre Vorteile auszuspielen ( Landwirtschaft und Schutz unserer Märkte vor den billigen Erzegnissen aus der 3. Welt).
Gebt den Afrikaner billige Aids-Medikamente, gebt Geld für AIDS-Informationskampagnen ( immerhin sterben dort viele, viel zu viele an dieser Krankheit).
Es gibt sehr viele Dinge, die man noch tun könnte und die sich nicht nur in Kriseninterventionen und Regimewechsel erschöpfen, und meines Erachstens auch viel wirksamer wären....
Nachhaltige Entwicklung, Humankapital vorallem müssen gefürdert werden.
Da ist ein Schuldenerlaß schon mal wieder ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
Schuldenerlässe sind wie gesagt nichts neues. Sie haben in der Vergangenheit keine signifikanten Verbesserungen bewirkt. Nachhaltige Entwicklung klingt wunderbar, damit lässt sich der 0815-Wähler wirklich beeindrucken. Nur hakt es in Afrika am Ansatzpunkt. Das einzige Mal, wo man einigermaßen gewillt war, anzusetzen, war in Somalia...und als die ersten toten GI's durch die Straßen geschleift worden sind, hat man dort ganz schnell die Koffer gepackt. Das ist das Problem: Das beste wollen, aber nicht für den Fall bereit sein, dass selbst Opfer gebracht werden müssen. Und das ist die Krux: denn Opfer werden gebracht werden müssen, will man in Afrika wirklich etwas erreichen... Entweder das, oder man privatisiert die Interventionen und der Staat übernimmt die Stabilisierung danach. Exakt so ist es in Sierra Leone gelaufen und sofern nicht die afrikanischen Staaten selbst den Willen und die Fähigkeiten entwickeln, sich selbst zu helfen, sehe ich das mittelfristig als die einzige Möglichkeit.
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Afrika - von Holger - 02.03.2004, 21:04
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