(Europa) Schweizerische Heeresstreitkräfte
@NOVAx
Zitat:Das einzige was denn schweizer in einem Kriegsfall bleiben wird sind die berge.
Aber ewig könneten sie sich onehin nicht darin verschanzen.
Es kommt eben drauf an, wie sich die Schweizer Armee und die Bevölkerung im Kriegsfall verhalten und wer ihr Gegner ist.
Wie wird sich die Armee verhalten und wie entschlossen wird sie kämpfen? Wieviele Soldaten werden desertieren? Wie lange lässt sich die Armee in der kleinräumigen Schweiz führen? Wie reagieren einzelne Einheiten, wenn der "Befehl von oben" nicht mehr zu ihnen durchkommt? Wenn alle Panzer, Flugzeuge und Fahrzeuge vernichtet wird, wandelt sich die Armee dann in eine Art Widerstandsarmee mit leichten Waffen (die Schweiz hat sowieso ein Infanterieheer)? Leider kenne ich die Verteidigungs- und Führungsdoktrin nicht, aber solche Fragen müssen sich sowohl Angreifer wie auch Verteidiger vor einem Krieg gut überlegen und beantworten, um die Kriegskosten abzuschätzen.
Und wie verhält sich die Bevölkerung? Durch die Milizarmee ist diese relativ eng mit den Soldaten verbunden, viele haben ihre Kinder im Dienst. Wärst Du bereit, einer Gruppe von Widerständlern dein Haus zur Verfügung zu stellen, damit sie von dort aus feindliche Panzer und Hubis attackieren können, mit der Konsequenz, das dein Haus danach vom Feind geplättet wird? Ich nicht unbedingt. Andere aber vielleicht schon, von Beschlagnahmungen mal ganz abgesehen.

Ist der Gegner "westlich" (USA, Frankreich, NATO, EU), dann werden gefallene und verwundete Soldaten (des Gegners) einzeln gezählt, Opfer sind unpopulär und schaden der Heimatfront extrem. Der Agressor müsste dann auch gewaltige Mittel für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen, um im "Krieg nach dem Krieg" die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Ein "westlicher" Gegner kann also kein grosses Interesse an einem Krieg mit der Schweiz haben, eben weil sich die Armee womöglich in den Bergen verschanzt, was zu grossen Verlusten beim Angreifer führen wird, und weil die Infrastruktur einer der grössten Reichtümer der Schweiz ist, die man nach einem Krieg unter Umständen mit sehr viel Aufwand via die eigenen Steuerzahler wieder aufbauen müsste.
Hier würde sich aller Wahrscheinlichkeit vor einem Krieg eine Verhandlungslösung finden.

Ein "nicht-westlicher" Gegner, der wenig bzw. keine Rücksicht auf Verluste nimmt (z.B. Russland in Tschetschenien), wird von Anfang an überhaupt keinen Rückhalt in der schweizerischen Bevölkerung finden und muss mit totalem Krieg und Widerstand rechnen. Auch das wird früher oder später sehr teuer und lohnt sich irgendwann nicht mehr.

Und was das Gelände betrifft, so ist das in der Schweiz für alle beteiligten Kräfte Alptraum und Segen zugleich, dies nicht nur in den Bergen. Jede Siedlung kann zum Gebirge werden (Gebirge in dem Fall = unübersichtliches Gelände mit befestigter Deckung). Das relativ flache Mittelland ist mit Waldinseln übersät, die lose zusammenhängen und in der belaubten Jahreszeit eine hervorragende Deckung bilden, durch die sich Infanterie ungesehen bewegen kann. Im Jura würde ich noch weniger gerne kämpfen als in den Alpen, denn die Landschaft ist extrem hügelig, schroff und unterhalb der Waldgrenze und bietet für Infanteriekampf mit Rückzugsmöglichkeiten ideales Terrain. Kampf in den Alpen ist zweischneidig, da die Deckung durch Wälder nur bis in eine gewisse Höhe gewährt wird. Sollte die Luftabwehr der Verteidiger dort mal zusammenbrechen, dann kann ein Feind sehr viel Schaden durch Hubschrauber anrichten.
Übrigens, Tschetschenien und das "sunnitische Dreieck" sind flächenmässig mit der Schweiz vergleichbar. Und dort beissen sich Supermächte die Zähne aus. Kleinräumigkeit kann also überwunden werden, wenn der Verteidiger zu allem entschlossen ist.
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