23.04.2005, 13:08
Zitat:Die Türkei sieht sich immer noch als OpferQuelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2005/04/23/708509.html">http://www.welt.de/data/2005/04/23/708509.html</a><!-- m -->
Ankara fordert die Öffnung aller Archive, um die Wahrheit über die "armenische Tragödie" herauszufinden
von Boris Kalnoky
Istanbul - Wer dem türkischen Außenminister Abdullah Gül lange genug zuhört, dem beginnt die Türkei leid zu tun. Eine kleine Gruppe geistig verwirrter Menschen, die nicht mehr wissen, wer sie sind, bringt das unschuldige Land mit bösartigen Lügen in derartige politische Bedrängnis, daß am Ende noch der ersehnte EU-Beitritt darunter leiden könnte.
Die Irren, von denen die Rede ist, sind "gewisse Teile der armenischen Diaspora", sagt Gül, "die an Schuldkomplexen und Identitätsproblemen leiden". Sie, die große Worte schwingen, um Gerechtigkeit für ihr Volk zu fordern, weigern sich selbst, irgend etwas für ihr Volk zu tun: "Ihren ganzen Reichtum, den sie im Westen erworben hatten, müßten sie nach Armenien bringen. Sie müßten selbst in die Heimat zurückkehren, wie die Juden das mit Israel machen", giftet Gül. Aber nein, die Exil-Armenier sind zu geizig und bequem. Statt dessen verbreiten sie Lügen über einen Völkermord, der, so Gül, nie stattgefunden hat.
(...)
Am interessantesten sind die letzten Absätze:
Zitat:(...)Man muß schon genau hinsehen, um die entscheidende Schwachstelle der türkischen Taktik zu erkennen. Die Staatsarchive enthalten wahrscheinlich wirklich keinen Hinweis darauf, daß die Vernichtung eines großen Teiles der armenischen Bevölkerung Staatspolitik war, weil die Staatsorgane nicht mit der Umsetzung des Völkermordes betraut waren.(...)
Zitat:(...)NoBrain
Ein "innerer Kreis" der damals regierenden Jungtürken unter Leitung von Innenminister Talaat Pascha habe jedoch vermutlich sehr wohl beabsichtigt, die Armenier unter dem Deckmantel der Deportationen auszurotten. Mit der Umsetzung seien jedoch weder Staat noch Militär, sondern die ideologisch verläßlicheren internen Parteistrukturen betraut worden, vor allem die sogenannte Spezialorganisation, ein Zusammenschluß jungtürkischer Offiziere, die in vielen Konflikten im In- und Ausland bereits als Untergrundorganisation gewirkt hatten. Und hier kommt der springende Punkt: Die Archive dieser Organisation sind zerstört, und jene der Jungtürken (das Komitee für Einheit und Fortschritt) gelten als verloren.
Die Öffnung der türkischen Staatsarchive sieht mithin sehr gut aus, ist aber vermutlich irrelevant. Wenn es je türkische Dokumente gab, die einen Genozid belegen, dann waren sie nie dort.
(...)