18.03.2005, 15:58
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,337284,00.html">http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkult ... 84,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Teheran, 15.03.2005 -
In wenigen Monaten stehen hier Präsidentschaftswahlen an. Der weltfreundliche und charismatische Präsident Chatami, der zum Gesicht der Reformen wurde, wird nach acht bittersüßen Jahren die Führung der oft etwas machtlosen Regierung abgeben.
..., als im Sommer 1999 regimetreue Basijis Studenten-WGs stürmten, die Studenten schlimm zusammenschlugen, einen Studenten töteten, Vandalismus betrieben und die Zimmer in Brand setzten...und Chatamis Regierung nicht die Macht besaß, die Gewalttäter zur Verantwortung zu ziehen. Chatami riet den Studenten, mit den Demonstrationen aufzuhören. Das wurde als die erste Machtschwäche Chatamis angesehen.
...
Auf der Bühne neben dem Kandidaten hing ein Plakat mit der Aufschrift "Iran für alle Iraner". Genau diesen Spruch zu verwirklichen, daran seien die Reformisten gescheitert, würden viele heute argumentieren.
...
Die Reformisten seien einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, der sie zwar symbolisch an der Macht hielt, ihnen aber jede Kraft nahm grundlegende Änderungen herbeizubringen. Wiederum andere würden argumentieren, man solle die Errungenschaften der Regierung Chatamis nicht vergessen und unterschätzen. Im Land existiere viel mehr politische und persönliche Freiheit als vor Chatami. Klar ist, dass die Reformisten es nicht geschafft haben, einen Iran für alle Iraner zu schaffen - und trotzdem werben sie wieder mit dem gleichen Slogan.
...
Die Reformisten können sich nicht zu viel Hoffnung für die Präsidentschaftswahlen machen.
...
Da wundert es nicht, dass die Iraner diesmal einen Präsidenten wollen, der auch tatsächlich in den Machtstrukturen sein Wort durchsetzen kann.
...
Eine neue Umfrage zeigt, dass 43 Prozent der Iraner ihre Stimme an den vorigen Präsidenten Ali Akbar Hashemi Rafsandschani abgeben würden, sollte er seine Kandidatur bestätigen. Der Befragung zufolge würden nur 15 Prozent der Stimmen an gehen. Rafsandschani steht im Zentrum der Macht, und seine vorige Amtsperiode hat gezeigt, dass die Wirtschaft und gute Beziehungen mit dem Westen, auch mit den USA, ihm wichtig sind. Sollte Rafsandschani sich als Kandidat aufstellen lassen, wird er wohl der Favorit einer sehr jungen und politisch desillusionierten Bevölkerung sein, der erstmal die Wirtschaft und Job-Chancen wichtiger sind. Erwartungen, dass es zu einer echten Demokratie und politischer Freiheit kommt, stehen in den kommenden Wahlen nicht an erster Stelle.
...