11.02.2005, 17:23
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Zitat:Australische Regierung glaubt an Bluff Nordkoreas
Australiens Ministerpräsident Howard hält die Erklärung der nordkoreanischen Regierung, sie sei im Besitz von Atomwaffen, für übertrieben. Er gehe davon aus, dass Nordkorea bluffe. Sicherheitsexperten rechnen dagegen mit baldigen Atomtests des Regimes in Pjöngjang.
Hamburg - John Howard sagte, Nordkorea täusche nicht nur mit der Mitteilung, es besitze Atomwaffen, sondern auch der angekündigte Auszug aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über die Atompolitik des Landes sei ein Bluff. Er glaube, dass die Gespräche zwischen Nordkorea, Südkorea, China, Japan, den USA und Russland fortgesetzt werden sollten, sagte er in Canberra.
Auch in den USA äußerte man Zweifel über die nordkoreanische Erklärung. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, er wisse nicht, ob Nordkorea wirklich über Atomwaffen verfüge. Der Sprecher des US-Präsidialamts, Scott McClellan, erklärte: "Wir haben diese Art von Rhetorik schon früher von Nordkorea gehört."
Experten zufolge dürfte Nordkorea genügend Plutonium für eine kleine Anzahl von Atombomben haben. Niemand könne jedoch sagen, ob das Land die Technologie habe, um eine derartige Waffe wirklich bauen und einsetzen zu können, hieß es.
Baldige Atomwaffentests
Einige Sicherheitsexperten rechnen jedoch mit baldigen Atomwaffentests der Regierung in Pjöngjang. "Ich erwarte in absehbarer Zeit einen Test", sagte Joachim Krause vom Kieler Institut für Sicherheitspolitik der "Mitteldeutschen Zeitung". Zugleich sprach er von "nuklearer Erpressung", da Nordkorea der Besitz dieser Waffen nach dem Atomwaffensperrvertrag strikt untersagt ist. Nordkorea wolle mit dem Vorstoß Zeit gewinnen, um sein Nuklearprogramm weiter entwickeln zu können. Zugleich kritisierte der Kieler Wissenschaftler das "völlige Versagen des Uno-Sicherheitsrates" in dem bereits Jahre dauernden Atomstreit mit Nordkorea.
Auch Hans-Joachim Schmidt, Korea-Experte der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, hält Tests in absehbarer Zeit für möglich. "Nur dann wäre die Drohung Nordkoreas mit den Waffen auch glaubwürdig", sagte Schmidt. Er geht davon aus, dass das Land bisher "mindestens sechs bis acht Sprengköpfe" habe.
Internationale Besorgnis
International hat das Bekenntnis Nordkoreas, im Besitz von Atomwaffen zu sein, Besorgnis ausgelöst. Uno-Generalsekretär Kofi Annan forderte Pjöngjang zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Die Sechs-Länder-Gespräche über die Beendigung des Atomprogramms des kommunistischen Landes müssten so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden, sagte Annan gestern bei einem Besuch in London.
US-Außenministerin Condoleezza Rice warnte Pjöngjang davor, sich mit der Entwicklung der Waffen weiter zu isolieren. Bei einem Besuch der EU in Luxemburg forderte sie Nordkorea zur Aufgabe seines Atomprogramms auf. Sie fügte jedoch hinzu: "Es gibt keine Absicht der USA, Nordkorea zu besetzen oder anzugreifen."
Union fordert geschlossenes Auftreten
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bezeichnete die Aussetzung der Gespräche als außerordentlich bedauerlich. Der Westen müsse auf weitere Gespräche dringen, sagte er in Elmshorn bei Hamburg. Nordkorea solle sich besser um die Versorgung seiner Bevölkerung kümmern als Atomwaffen zu bauen. Südkorea, Frankreich, Russland und Großbritannien zeigten sich ebenfalls besorgt. China äußerte sich zunächst nicht.
Führende Politiker von CDU und CSU forderten ein geschlossenes Auftreten der Staatengemeinschaft gegenüber Nordkorea. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber sprach sich für eine diplomatische Lösung des Konflikts aus. Die Chancen hierfür seien umso größer, je geschlossener die Weltgemeinschaft auftrete, sagte Stoiber in München. Er fügte hinzu: "Eine besondere Verantwortung kommt hier vor allem China zu."
Der verteidigungspolitische Experte der Union, Karl Lamers (CDU) forderte, China in die diplomatischen Bemühungen stärker einzubinden. Er habe unlängst den Eindruck gewonnen, dass das Land den Willen und den Einfluss habe, seinen Beitrag zu leisten, um Nordkorea von seinem "verhängnisvollen Weg" abzubringen.