07.12.2004, 11:16
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Zitat:Kabul im Ausnahmezustand - Karsai unter hohen Sicherheitsvorkehrungen vereidigt
Erstmals in der Geschichte des Landes wird Afghanistan von einem frei gewählten Präsidenten regiert. Der im Oktober gewählte Staats- und Regierungschef Karsai legte unter hohen Sicherheitsvorkehrungen seinen Amsteid ab.
Kabul im Ausnahmezustand. Mit Sonderheiten und Spezialkräften sichern afghanische Armee und Polizei die Hauptstadt zur Amtseinführung. Die Internationale Afghanistan-Schutztruppe fährt zusätzliche Patrouillen, Hubschrauber der US-geführten Anti-Terror-Koalition überfliegen vor allem Flughafen und Regierungsviertel. Im festungsartig gesicherten Präsidentenpalast im Herzen Kabuls spricht Karsai seinen Eid - dort, wo er die vergangenen drei Jahre bereits als Übergangspräsident regiert hat.
Die Isaf und die Anti-Terrorkoalition ergänzen die afghanische Polizei und Armee - mit zusätzlichen schnellen Eingreiftruppen am Boden und in der Luft. Isaf und Koalition stehen auch zur Unterstützung bereit, wenn es um die Räumung von Sprengsätzen geht, um medizinische Hilfe oder Fragen der militärischen Führung.
Taliban-Sprecher droht mit Anschlägen
Einer der vielen Talibansprecher hat per Satellitentelefon mit Anschlägen gedroht. Ob die Drohung echt ist, weiß niemand. Die Wahl hatten die militanten Islamisten nicht stören können. Und Hamid Karsai ist bereits auf Versöhnungskurs gegangen: "Die kriminellen Taliban, die dem afghanischen Volk Grausames angetan haben und immer noch Verbrechen begehen, die sind nicht willkommen. Aber das sind nicht mehr als hundert. Die übrigen Taliban, Tausende und Abertausende, sind Söhne dieses Bodens und haben die gleichen Rechte wie jeder Afghane."
US-Präsident Cheney unter den Gästen
Etwa 150 internationale Gäste sind zur Vereidigung erschienen, unter ihnen US-Vizepräsident Cheney, Verteidigungsminister Rumsfeld sowie als Vertreter der Uno Lakdhar Brahimi, langjähriger Sondergesandter in Afghanistan und jetzt im Irak. Die Bundesregierung wird durch Außenamts-Staatsminister Hans-Martin Bury vertreten.
Karsai sagt Drogenhändlern den Kampf an
Karsai hatte die erste freie Präsidentenwahl am 9. Oktober klar mit 55 Prozent gewonnen - massiv von den USA und anderen westlichen Regierungen unterstützt. Der 46-jährige Paschtune kündigte bereits an, er werde hart gegen Drogenhändler und Milizenkommandeure vorgehen: "Es wird keine Privatmilizen in Afghanistan geben - das ist die wichtigste Forderung des Volkes. Und definitiv wird es keine Drogen in Afghanistan geben.
Ein weiter Weg - gerade erst hat Afghanistan einen neuen Drogenrekord erreicht. Auf 130.000 Hektar wird inzwischen Schlafmohn für den Drogenrohstoff Opium angebaut - das sind 64 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Das gab vor zwei Wochen das UN-Büro gegen Drogen und Verbrechen bekannt.
Auch wenn Afghanistan vielleicht noch kein Drogenstaat sei, so Behördenchef Antonio Maria Costa, von einer Drogenwirtschaft könne man angesichts des Volumens zweifelsfrei sprechen. "Nahezu drei Milliarden Dollar werden inzwischen jährlich mit Opiumanbau und Drogenhandel erwirtschaftet - das entspricht 60 Prozent des gesamten afghanischen Bruttosozialprodukts", so Costa.
"Werde die Erwartungen bestmöglich erfüllen"Rückschritte also bei der Drogenbekämpfung, langsame Fortschritte nur bei der Entwaffnung der Milizen - gerade mal die Hälfte der 50.000 Kämpfer sind demobilisiert. Hamid Karsai gibt sich dennoch hartnäckig optimistisch: "Ich werde die Erwartungen des afghanischen Volkes bestmöglich erfüllen - wie ich das bereits in den vergangenen drei Jahren gut getan habe."