bestes heer der antike
#30
Zitat:Das ist auch mein Eindruck und meine persönliche Meinung ist eine andere. Ich meine, dass gerade die frühen Turkvölker eben das zentralasiatische Kultursyndrom am entscheidensten geprägt und geschaffen haben, dass also die Steppenkultur aller drei großen Sprach/Volksgruppen am meisten auf die frühtürkischen Stämme zurückgeht.
Ich bin ebenso der Meinung das die Schwarzen Hunnen die Europa invasierten zwar keine Türken waren, und auch keine oder nur sehr geringe Mengen an Leuten türkischer Herkunft aufwiesen, aber ebenso massiv von den früheren Turkvölkern kulturell und sprachlich beeinflusst waren.
Ja, ich denke es ist gerade in den Bereichen Turkologie/Ethnologie viel zu tun. Da gibt es teilweise große Lücken im Wissen und Versäumnisse im Verständnis.Bei türkischen Wissenschaftler und Fachleuten ist es natürlich auch nicht viel anders.Während die europäischen Fachleute wohl zu ‚kritisch’ sind, sind die türkischen zu euphorisch wenn es darum geht ethnische und sprachliche Zusammenhänge und Hintergründe zu klären. Da werden einfach mal ein paar kleine Details weggelassen oder etwas hinzugefügt. Alles zum Wohle des türkischen Nationalgefühls, versteht sich Wink
Hm. Jetzt könnte man darüber debattieren, was ‚Türkentum’ ausmacht.
Allgemeiner gesagt, was macht Menschen gewissen Kulturen/Gruppen/… zugehörig.
Ist es nur das Blut? Die vermeintliche Blutsbande zwischen Rassengleichen?
Oder spielt die Kultur und die Sprache eine ebenso wichtige Rolle?
Du merkst, wir kommen wieder zu Verständnis und Wahrnehmung Wink
Ein Beispiel dazu: Wenn ich als nicht-ethnischer Türke mich dennoch als Türke verstehe, sprich wenn ich der Sprache, der Kultur mich verbunden fühle. Bleibe ich dann dennoch Kaukasier? Oder kann ich doch als Türke gelten? Meine Antwort ist klar Big Grin
So verhält es sich auch bei den nicht-türkischen Hunnen. Kulturell waren sie zweifellos beeinflusst worden, sprachliche Banden gab es auch. Und noch etwas, was vielleicht nur wie ein Detail erscheinen mag, aber doch eminent zu sein scheint. Sie haben die Bezeichnung ‚Hunne’ nie abgelegt.
Du siehst, schwieriges Thema, verschiedene Meinungen…
Zitat:Das ist meines Wissens nach nicht richtig. Die Ähnlichkeiten in der Kultur und in der Sprache erklären sich imho daher, dass die Finno Ugrier wie auch die Mongolen massiv von den Alttürkischen Hunnen (östlichen Hunnen) kulturell und sprachlich beeinflusst waren. Deshalb kommt z.B. das Wort Hunne oder Khan in allen drei Sprachen vor, weil es von Osthunnen her auf die anderen Völker im Rahmen der kulturellen Beeinflussung übergegangen ist, demzufolge sind solche Wörter dann eben in diesen Sprachen Fremdwörter alttürkischer Herkunft.
Nochmal meine Idee der Zusammenhänge: die Hunnen im Osten mit denen die Chinesen kämpften waren im Kern ein Turkvolk, die Hunnen in Europa aber nicht, die Hunnen in Europa aber stammten aus dem von den Östlichen Hunnen kulturell massiv beeinflussten Raum Westzentralasiens und daher stimmen manche, aber bei weitem nicht alle kulturellen und sprachlichen Besonderheiten überein.
Man weiß heute definitiv, dass die Finno Ugrier und die Alttürken weder sprachlich noch volksmäßig gemeinsame Vorfahren hatten und auch bei den Mongolen und den Alttürken ist eine gemeinsame Herkunft eher unwahrscheinlich. Dennoch stammt die Kultur aller drei Völker aus einer gemeinsamen alttürkischen Quelle, eben den östlichen Hunnen.
Das Wort Khan ist kein alttürkisches Wort. Es ist ein ‚mongolisches’ Wort, sprich die Anleihe stammt von den Mongolen. Authentisch türkische Worte waren der Titel *Yabgu* (Führer) und *Shan-yü* (König).
Die eigentlichen Hunnen waren türkisch, ja. Auch waren die späteren weißen Hunnen, die unter Mitrakula (dem Attila Indiens) gegen die Sassaniden und Gupta vorgingen, türkisch. Bei den Schwarzen Hunnen ist es nicht entschieden. Oder von mir aus auch, gemischt. Aber einen gewissen (türkischen) Gesamtcharakter hatten die Schwarzen Hunnen, sehr wohl.
Finno-Ugrier und Türken haben sehr wohl sprachliche Parallelen.
Und ethnisch betrachtet kann man nicht sagen, ob die Finno-Ugrier, Türken, Mongolen nicht doch einer ‚Quelle’ entstammten. Denn die Finno-Ugrier gehören nicht zur weitläufigen indoarischen Rasse sondern werden der übergeordneten Altaischen Rasse hinzugerechnet. Ebenso die Mongolen.
Da muss ich wirklich entschieden widersprechen, denn Mongolen und Türken haben viele Parallelen und dies würde ja im Zweifelsfall darauf schließen lassen, dass eine ursprünglich ethnische und sprachliche Zusammengehörigkeit bestand.
Den Unterschied den, europäische Fachmänner, zwischen Mongolen und Türken machen, wird von türkischer und mongolischer Seite nicht gemacht! Und das ist ja wohl ausschlaggebender.
Es gibt so viele alte Stämme die man nicht einordnen kann, wie die Kitan, weil man eben von etwas Falschem ausgeht. Erst viel später (mit dem Mongolensturm) entwickelten sich die türkischen und mongolischen Gruppen tatsächlich auseinander. Und dieses Auseinanderdriften hatte verschiedene Gründe; Völkerwanderungen, Geografische Positionen, geschichtliche Ereignisse, religiöse Bekenntnisse. (Schließlich bekannten sich die Mongolen früh zum lamaistischen Buddhismus, während die Türken bis zum Übertritt zum Islam, verschiedenen Konfessionen angehörten, wie Schamanismus, Nestorianismus, Manichäeismus, Buddhismus,…)
Zitat:Das ist es gerade was ich an den alten Steppenvölkern so faszinierend finde, nämlich dass sie so gut wie keine rassischen Vorurteile hatten, der Besiegte schloß sich dem Sieger an und wurde in dem Moment zu einem des eigenen Volkes, jeder war z.B. Mongole der sich als Mongole sah und sich den Mongolen anschloß, das gleich bei den Hunnen oder den Alttürken, im Idealfall erlernte er dann noch die Sprache, es genügte aber das er sich der Kultur anschloß, also der Lebensweise, da war die Sprache noch unwichtiger als die Kultur.
Was meine Position, weiter oben, ja bestätigt Big Grin
Zitat:Weil eben diese Zustände herrschten und Chinesen gegen Chinesen kämpften. Es war ja sogar so, dass Chinesen sich mit den Hunnen zusammen gegen ihre Landsleute wandten
Wenn die Chinesen die Oberhand gegen die Hunnen gewannen, waren eben diese ihrerseits uneins, bei den Türken war es auch nicht viel anders…
Zitat:Oder nehmen wir Atatürk, der Vater der Türken...
Ich erkenne nun wirklich keine Gemeinsamkeit der beiden Worte Attila und Ata.
Auch ist die deutsche Übersetzung von Ata falsch! Besser gesagt, die Übersetzung wurde simplifiziert. Ata bedeutet eigentlich soviel wie Ahnen, kann aber auch Ursprung und Herrscher bedeuten.
Also nochmal Attila ist kein gotischer Name, aber er mag, gegeben durch die geschichtlichen Ereignisse, Eingang in die gotische Sprache gefunden haben.
Um das ganze nochmal zu unterstreichen, es gibt den Namen Attila bei den Uiguren, Kasachen, Tataren aber soweit ich weiß gibt es den Namen Attila in Europa nicht (mit Ausnahme Ungarns, da Nachfahren von Awaren/Magyaren).
Denn wenn Attila wirklich gotisch gewesen wär, dann müsste der Name ja in Deutschland oder auch in Spanien oder Italien (wohin die Ost und Westgoten ja auch kamen) überlebt haben?
Deine 'these' ist sehr abwegig und kein Etymologe würde dem widersprechen Wink
Achja, der Name Attila stammt vom Geburtsort des Hunnen-Herrschers her: Dieser wurde in der Nähe der Wolga geboren, die die Onoguren Atil und die ihnen verwandten Sabiren Etil nannten.

Zitat:Das trifft auf die Ostgoten zu, aber nicht auf die anderen beiden. Die Vandalen standen nie unter hunnischer Herrschaft und wanderten über Spanien nach Nordafrika aus. Sie flohen dabei auch nicht vor den Hunnen sondern mussten anderen Germanen weichen. Die Langobarden schlossen sich zeitweilig freiwililg den Hunnen an.
Die Ostgoten wurden besiegt und unterworfen und leisteten den Hunnen bis zur Schlacht an den Katalaunischen Feldern Waffenhilfe.
Ob sich die Langobarden nun freiwillig anschlossen (was ich eher nicht glaube) oder besiegt wurden, spielt keine Rolle, denn sie anerkannten die Hunnen als ihre Lehensherrn an. Ebenso wurden Teile der Vandalen unterworfen, wenn auch der größte Teil abzog und eine neue Heimat suchte.

Zitat:Die Streitmacht Attilas bestand schon aus über 70% Germanen, ihr Charakter war mehr germanisch als Hunnisch
Unglaubwürdig. Wenn die Germanen wirklich das Gros des Hunnenheeres ausgemacht hätten, hätten sie sich kaum noch den Hunnen zugehörig gefühlt - wär ein wenig unlogisch. Auch glaube ich nicht an eine 'Hunnisierung' der germanischen Untergebenen, vorallem nicht so rasch und auch nicht in Bezug auf ihren 'charakteristischen' Kampfstil.

Zitat:am Ende von Attilas Herrschaft gab es von den ursprünglichen Hunnen de facto nur noch die Adligen der Rest hatte sich fast komplett mit den Germanen vermischt, daher sind die westlichen Hunnen auch so spurlos aus der Geschichte verschwunden, die geringen Reste in den Steppen der Ukraine gingen dann in den Wolgabulgaren auf.
Die Schwarzen Hunnen (aber auch Schwarze Bulgaren genannt) sind nicht 'spurlos verschwunden' sondern gingen in den später anbrandenden Awaren auf. Ausserdem sind nicht alle Schwarzhunnen nach Europa aufgebrochen, ein Großteil verlieb in der alten Heimat und spielte eine Rolle bei der Werdung der Göktürken/Oghusen.
Und deine Ansicht, dass sich die Hunnen mit den Germanen vermischten und dies innerhalb weniger Jahrzehnte ist spekulativ und nicht nachvollziehbar.
Vorallem dann nicht, wenn du weiter oben behauptest, die Germanen wären ein wenig 'hunnisch' geworden. Denn wenn es so gewesen wär, also die Sache mit der vollständigen Vermischung, hätten die Germanen doch komplett hunnisch werden müssen, anstatt gotisch. Hat was mit Leitkultur zu tun, jeder CDU Politiker kennt das Wort Wink

Bulgaren? Jap die heutigen Bulgaren sind eigentlich eine Mischung aus finno-ugrischen, türkischen und slawischen Teilen wobei sich (leider :evil: )
das Slawische als dominant erwiesen hat.
Ich will hierbei, die Pomaken erwähnen, die im Osmanischen Reich eine starke Minderheit im heutigen Bulgarien ausmachten (und dies waren sie bis zu den anti-türkischen Pogromen und den Ausweisungen aus dem damals kommunistischen Bulgarien). Man sagt, sie wären 'ethnische' Bulgaren mit türkischer Sprache und islamischem Bekenntnis aber irgendwas lässt mich meinen, dass diese Pomaken irgendeine Verbindung zu den ehemaligen Schwarzen Bulgaren haben könnten :frag:
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