Usa - Zweck und Legitimation der Interventionspolitik
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@CommanderR.

Zitat:Man sollte bei der ganzen Diskussion allerdings nicht Äpfel mit Birnen vergleichen oder gar verwechseln. Das Amerika von heute, bzw. dessen Führung, vor allem seit Jep Bush und die Neoconclique am Ruder ist, hat ziemlich wenig mit dem Amerika vor und während des WWII zu tun. Spätestens seit dem WWII ist das weltweite Engagement der Amerikaner hauptsächlich dem Streben nach Sicherung ihrer geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Wer ein Diktator ist und wer nicht entscheiden sie selbst, die Liste derer die als enge Freunde und Verbündete der USA galten und noch heute gelten ist lang, darunter auch einige Länder die kaum etwas mit Demokratie und der so oft und gerne propagierten Freiheit zu tun haben. Kuba ist weder militärisch noch wirtschaftlich irgend ein Problem oder Gefaht für die USA, dennoch ein Dorn im Auge vor allem der Konservativen, dies aber eher historisch bedingt. Kuba hat noch großes Potential, nach einer völligen Befreiung von Embargos und Investitionssperren könnten sowohl die bisherigen weltweiten Brands wie die Zigarren, Zuckerrohr und der Rum weiter zum Exportschlager werden und die Tourismusbranche einen neuen Boom erleben, auch wenn diese bereits seit Jahren wächst, da sich das Land schon lange nicht mehr nur als Urlaubsgeheimtip herumgesprochen hat.
Das sehe ich nicht so. Es ist heute ein weithin grassierender Irrtum, der insbesondere in Europa verbreitet ist, anzunehmen, dass alle derzeitigen Probleme in der Außenpolitik auf die Bush-Administration zurückzuführen sind. Das Amerika von heute ist auch nicht so verschieden von dem Amerika des WK2 oder davor. Viele Europäer sehen die Amerikaner von damals mit dem historischen Heiligenschein des Retters und Helfers (eine Rolle, die die Amerikaner durchaus erfüllt haben, jedoch nicht so sehr aus Uneigennützigkeit), ignorieren allerdings dabei gewisse historische Fakten:

Die Amerikaner waren spätestens seit dem Erreichen der Westküste und der damit quasi abgeschlossenen Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents damit beschäftigt, ihre geopolitischen Interessen zu sichern. Zwischen 1869 und 1897 gab es bereits 5.980 durch die US-Navy geschützte Anlaufstellen für US-Schiffe...nur in Lateinamerika!

Die erste offene und relativ unumstritten (in der Forschung) imperiale Handlung der USA wird in der Kriegserklärung an Spanien am 25. 04. 1898 gesehen. Der Anlass dieses Krieges, die Explosion auf der USS Maine im Hafen von Havanna gilt als vorgeschobener Grund und ist aller Wahrscheinlichkeit nach weniger ein Anschlag der Spanier, sondern vielmehr eine simple Pulverexplosion gewesen (nach Meinung von US-Admiral Rickover, nicht seitens irgendwelcher Antiamerikanisten). Aber die Amerikaner liessen sich nicht lumpen und machten das nach dem kurzen, siegreichen Krieg de jure für unabhängig erklärte Kuba durch das Platt-Amendment (jederzeit US-Recht auf Intervention, dieses Recht wurde zwischen 1906 und 1920 viermal ausgeübt!) de facto zu einem Satellitenstaat. Die Philippinen hat man nebenbei auch noch besetzt (Präsident McKinley sprach von einem "Gottesgeschenk", wusste aber gar nicht, wo dieses Geschenk überhaupt lag).
Von Anfang an gingen die USA aber einen anderen Weg als die Europäer und agierten nicht "offen" imperial, da gerade die demokratische, antiimperiale Legitimation (Monroe-Doktrin) ja ihre politische Hauptstärke gegenüber den alten Mächten war. Das hat sie aber trotzdem nicht gehindert, Puerto Rico, Guam, Hawaii und Panama zu besetzen und den dann "unabhängigen" Staaten Verträge aufzuzwingen, die den USA permanente Ausübung von Souveränitätsrechten ermöglichten. Nicht die UdSSR hat das System der Satelliten zum ersten Mal praktiziert, sondern die USA.
Wilson sprach im WK1 von der "globalen Mission" der Amerikaner zur Demokratisierung der ganzen Welt. Seine Deklaration der 14 Punkte, die das Recht zur Selbstbestimmung aller Völker beeinhaltete, richtete sich an die Besiegten, aber nicht z.B. an die britischen, franz., niederländ. etc. Kolonien (von den Phillipinen ganz zu schweigen).

Quellen:
Johnson, Chalmers: The Sorrows of Empire
Panitch/Gindin: Globaler Kapitalismus und amerikanisches Imperium
(u.a. bei Amazon erhältlich)

PS: Am Ruder ist immer noch G.W. Bush...ich weiß gar nicht, was sein Bruder Jep so treibt. Der müsste doch immer noch in Florida sein, oder? Wink
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