08.10.2004, 20:39
also erst mal:
die Türkei bietet ein sehr unterschiedliches Bild - von boomenden westlichen Städten wie Istanbul oder Ankara kann man genauso wenig auf die Gesamt-Türkei schließen wie vom ostanatolischen Randgebiet;
auch die "nicht integrierten türkischen Stadtteile" lassen keinen Rückschluss zu; hier handelt es sich vielfach um ehemals arme anatolische Landbevölkerung, die in der Türkei sogenannte "Unterschicht" war und das auch in Deutschland geblieben ist (ich nehme "Anführungszeichen" weil für mich jeder Mensch gleich viel wert ist, der Begriff "Unter-" oder "Ober-" gefällt mir nicht)
dann:
die Freigabe von Verhandlungen sagt noch nichts über das Ergebnis,
und dass die türkische Wirtschaft boomt <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/3/0,1367,WIRT-0-2200515,00.html">http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 15,00.html</a><!-- m -->
aber:
in 10 Jahren wird die Türkei nicht mehr die Türkei von heute und wird Europa nicht mehr das Europa von heute sein;
und in 10 Jahren werden auch die zentralasiatischen Staaten nicht mehr die heutigen sein;
a) Europa und Deutschland:
so wie derzeit Wirtschaftspolitik betrieben wird - nicht volkswirtschaftlich sondern betriebswirtschaftlich begründet - werden wir nicht so schnell aus der wirtschaftlichen Talsohle raus kommen;
das Problem ist doch, dass die Binnennachfrage immer mehr zusammen bricht, weil immer mehr Leute Angst um ihre Stellen haben oder sie verlieren - und das ernste Anzeichen dafür ist, dass inzwischen die Kaufhauskonzerne (Quelle, Karstadt, K+L Ruppert, Hettlage.... man braucht nur durch die Münchner Fußgängerzone zu gehen) echte Probleme haben.
Ist das ein Wunder, wenn ein VW-Wirtschaftsmanager aus seiner Betriebswirtschaftssicht her die Bundesregierung berät?
Sobald eine Firma Entlassungen ankündigt steigen die Aktienkurse - perverers, aber knallhart: je höher die Arbeitslosenquote, desto billiger die Arbeitskräfte und desto besser die Auswahl (also nicht schlecht für die Kostensituation), und dass die Betriebe nur auf ihre eigene Bilanz sehen sieht man auch bei den Autos: wo früher Hunderte am Band standen laufen heute Roboter, die ein oder zwei Ingenieure beaufsichtigen - dass noch kein Roboter ein Auto gekauft hat und mit den Entlassenen gesamtwirtschaftliche Kaufkraft wegfällt, merken die Firmen später erst indirekt;
der Staat sollte da eher "antizyklisch" vorgehen und verstärkt investieren (Geld aus Gewinnen wäre genug auf den Banken, der Staat konkurriert also nicht mit privaten Investoren) - und was macht jede Regierung seit Kohl ???
b) Türkei:
zweifellos werden die Verhandlungen den westlichen Teil (nicht nur geographisch) der Türkei stärken
c) türkische Alternative:
zweifellos werden die zentralasiatischen türkischen Staaten ihre Beziehungen zur Türkei intensivieren weil die Türkei als "Trittbrett" für gute Wirtschaftsbeziehungen zur EU helfen kann (und Istanbul hat ja auch schon seit jeher eine starke kulturelle Anziehungskraft auf die Eliten dieser Staaten
aber dann?
möglicherweise sind die an Bodenschätzen reichen mitteltürkischen Staaten (um nicht mit Ostturkestan verwechselt zu werden) mit einem zunehmend intensiveren Warenaustausch mit China und immer höherer Kaufkraft dann so attraktiv für die Türkei, und die Alternative einer "priveligierten Partnerschaft ohne völlige Integration" so ausreichend, dass die Türkei eine größere Entwicklungsmöglichkeit für sich im Osten sieht ....
also erst mal zurücklehnen, Tee, Kaffee (oder Bier und Wein) trinken, abwarten und wer die Türkei nicht in Europa haben will muss nur die Entwicklung in den mitteltürkischen Staaten fördern
die Türkei bietet ein sehr unterschiedliches Bild - von boomenden westlichen Städten wie Istanbul oder Ankara kann man genauso wenig auf die Gesamt-Türkei schließen wie vom ostanatolischen Randgebiet;
auch die "nicht integrierten türkischen Stadtteile" lassen keinen Rückschluss zu; hier handelt es sich vielfach um ehemals arme anatolische Landbevölkerung, die in der Türkei sogenannte "Unterschicht" war und das auch in Deutschland geblieben ist (ich nehme "Anführungszeichen" weil für mich jeder Mensch gleich viel wert ist, der Begriff "Unter-" oder "Ober-" gefällt mir nicht)
dann:
die Freigabe von Verhandlungen sagt noch nichts über das Ergebnis,
und dass die türkische Wirtschaft boomt <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/3/0,1367,WIRT-0-2200515,00.html">http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 15,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Hoffen auf den neuen "Tigerstaat am Mittelmeer"mag derzeit ein starker Anreiz sein .....
Unternehmer befürworten
EU-Beitritt der Türkei
In rosigen Farben malen türkische Ökonomen die wirtschaftlichen Vorteile eines EU-Beitritts ihres Landes aus. Auch die deutsche Exportwirtschaft hofft auf den Absatzmarkt Türkei mit rund 68 Millionen Verbrauchern. Schon heute führen deutsche Unternehmen Waren im Wert von fast sechs Milliarden Euro in das Land aus. Umgekehrt gehen rund 30 Prozent aller türkischen Ausfuhren nach Deutschland.
....
aber:
in 10 Jahren wird die Türkei nicht mehr die Türkei von heute und wird Europa nicht mehr das Europa von heute sein;
und in 10 Jahren werden auch die zentralasiatischen Staaten nicht mehr die heutigen sein;
a) Europa und Deutschland:
so wie derzeit Wirtschaftspolitik betrieben wird - nicht volkswirtschaftlich sondern betriebswirtschaftlich begründet - werden wir nicht so schnell aus der wirtschaftlichen Talsohle raus kommen;
das Problem ist doch, dass die Binnennachfrage immer mehr zusammen bricht, weil immer mehr Leute Angst um ihre Stellen haben oder sie verlieren - und das ernste Anzeichen dafür ist, dass inzwischen die Kaufhauskonzerne (Quelle, Karstadt, K+L Ruppert, Hettlage.... man braucht nur durch die Münchner Fußgängerzone zu gehen) echte Probleme haben.
Ist das ein Wunder, wenn ein VW-Wirtschaftsmanager aus seiner Betriebswirtschaftssicht her die Bundesregierung berät?
Sobald eine Firma Entlassungen ankündigt steigen die Aktienkurse - perverers, aber knallhart: je höher die Arbeitslosenquote, desto billiger die Arbeitskräfte und desto besser die Auswahl (also nicht schlecht für die Kostensituation), und dass die Betriebe nur auf ihre eigene Bilanz sehen sieht man auch bei den Autos: wo früher Hunderte am Band standen laufen heute Roboter, die ein oder zwei Ingenieure beaufsichtigen - dass noch kein Roboter ein Auto gekauft hat und mit den Entlassenen gesamtwirtschaftliche Kaufkraft wegfällt, merken die Firmen später erst indirekt;
der Staat sollte da eher "antizyklisch" vorgehen und verstärkt investieren (Geld aus Gewinnen wäre genug auf den Banken, der Staat konkurriert also nicht mit privaten Investoren) - und was macht jede Regierung seit Kohl ???
b) Türkei:
zweifellos werden die Verhandlungen den westlichen Teil (nicht nur geographisch) der Türkei stärken
c) türkische Alternative:
zweifellos werden die zentralasiatischen türkischen Staaten ihre Beziehungen zur Türkei intensivieren weil die Türkei als "Trittbrett" für gute Wirtschaftsbeziehungen zur EU helfen kann (und Istanbul hat ja auch schon seit jeher eine starke kulturelle Anziehungskraft auf die Eliten dieser Staaten
aber dann?
möglicherweise sind die an Bodenschätzen reichen mitteltürkischen Staaten (um nicht mit Ostturkestan verwechselt zu werden) mit einem zunehmend intensiveren Warenaustausch mit China und immer höherer Kaufkraft dann so attraktiv für die Türkei, und die Alternative einer "priveligierten Partnerschaft ohne völlige Integration" so ausreichend, dass die Türkei eine größere Entwicklungsmöglichkeit für sich im Osten sieht ....
also erst mal zurücklehnen, Tee, Kaffee (oder Bier und Wein) trinken, abwarten und wer die Türkei nicht in Europa haben will muss nur die Entwicklung in den mitteltürkischen Staaten fördern