25.05.2004, 15:51
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Der Friede hat in Grosny keine Chance
Am 29. August sollen die Tschetschenen einen Nachfolger für den ermordeten moskautreuen Präsidenten Achmed Kadyrow wählen. Dessen Clan ist im Volk verhasster denn je. Derweil sucht der Moskauer Kreml nach seinem Wunschkandidaten
Der Friede hat in Grosny keine Chance
Am 29. August sollen die Tschetschenen einen Nachfolger für den ermordeten moskautreuen Präsidenten Achmed Kadyrow wählen. Dessen Clan ist im Volk verhasster denn je. Derweil sucht der Moskauer Kreml nach seinem Wunschkandidaten
Zitat:Chambijew ist nicht irgendein Kommandeur. Bis April war er Verteidigungsminister des vertriebenen tschetschenischen Präsidenten, Aslan Maschadow, dann lief er zum moskautreuen Regime der Kadyrows über. Nicht freiwillig. Die Kadyrow-Milizen hatten dutzende Männer seines Clans gekidnappt und mit ihrer Liquidierung gedroht.
Das Regime in Grosny feierte den Fang. Chambijews Reuebekenntnis sendete Moskau über alle Kanäle. Haben der Kreml und dessen Statthalter einen ergebenen Verbündeten gewonnen? Am 9. Mai wurde Achmed Hadschi Kadyrow in die Luft gesprengt. Die Vermutung, die Attentäter stammten aus seiner engeren Umgebung, ist nicht unwahrscheinlich. Chambijews Schicksal ist kein Einzelfall. "Töten können sie uns, aber nicht erniedrigen" ist ein ehernes Gesetz des tschetschenischen Ehrenkodex. Wer sich nicht daran hält, wird mit dem Tod büßen müssen. Blutrache und Gewohnheitsrecht schreiben dies vor.
Das ethische Fundament, das das Volk jahrhundertelang vor dem Untergang bewahrte, geriet in den letzten 10 Kriegsjahren ins Wanken. Die Jugend wendet sich dem radikalen Islam zu, da sie die Erniedrigung, die die Vätergeneration in ihren Augen hinnimmt, als Schmach empfindet. Die Zersetzung der Gesellschaft von innen ist nur ein Nebenprodukt der russischen Strategie, den Konflikt zu "tschetschenisieren". Achmed Kadyrow führte die Aufgabe auf Geheiß des Kremls aus, während Ramsans Milizen (zwischen 3.000 und 6.000 Mann) das Land mit Terror überzogen. Jüngste Berichte der UN-Menschenrechtskommission und Human Rights Watch besagen: Entführungen, Morde und Vergewaltigungen haben erneut erschreckend zugenommen............