15.05.2004, 01:12
Zitat:Erich posteteEs gab schon immer viele Unterschiede, das fängt schon damit an das die USA ja als Gegenmodell zu Europa "entworfen" wurde.
Das soll kein neuer "Irak-Thread" sein - auch wenn die unterschiedlichen Meinungen zum Irakkrieg seit einem Jahr symptomatisch für eine Situation sind, die ich als zunehmende Entfremdung zwischen Nordamerika und Europa sehe.
Ich habe den Eindruck, die USA und Europa sind auf dem Weg der "Entfremdung", die beiden "Blöcke" dies- und jenseits des Atlantik driften auseinander, der Atlantik entwickelt sich (um mit dem Titel einer bekannten Comic-Zeitschrift zu sprechen) zum "großen Graben".
Was meint Ihr - ist dieser Eindruck richtig, ist das gut so - oder nicht?
Die USA basieren stark auf Moral und Werten, sie sind sehr religiös geprägt, und haben eine globale "Mission". Die "Rechten" in den USA sind religiös, oder neokonservativ, in Europa moderat-konservativ oder nationalistisch. Die "Linken" in den USA sind eher liberal statt sozialistisch wie in Europa, und nicht so pazifistisch.
Die USA sind mit diesem Hintergrund viel eher geneigt irgendwelche irrationalen Missionen zur Beglückung der Welt zu starten, Europa hat so einen Versuch mit dem Kommunismus hinter sich. Religion, die Einwanderung, und die EU sind drei Faktoren, welche die USA und Europa endgültig voneinander trennen werden. Die Amerikaner kennen sich zudem immer weniger mit Europa, und auch der europäischen Geschichte aus. Es gibt immer weniger das uns verbindet, im Vergleich zu anderen Zivilisationen wie China oder Indien ist es freilich immer noch recht viel.
Die USA nehmen kaum Rücksicht auf Europa. Sie haben ihre Mission, die sie durchziehen wollen. Ausserdem ist Europa ein potentieller Konkurrent, der ihnen lieber helfen soll, statt eigene Wege zu gehen.
Ich möchte jedenfalls auch die Trennung, aber auch die Zusammenarbeit so weit möglich. Ich bin gegen Kultursnobismus, gegen das in Europa beliebte USA-Bashing z.B. gegen Kommerz und Hollywood, oder aus moralischer Überheblichkeit. Wenn die Politiker der USA aber Ärger machen wollen, weil wir frei und unabhängig sein wollen, muss man auch zu Streit bereit sein. Wenn wir nicht bereit sind, etwas Streit mit den USA auszuhalten, wird es kein unabhängiges Europa geben. Die USA nehmen nur Stärke ernst, also muss Europa stark werden und Interessen formulieren. Das Problem ist, dass Europa in vielen Bereichen ein recht erbärmliches Bild abgibt.
Links zu Thema:
Wehler: US-Nationalismus, Europa, der Islam und der 11. September
Vortrag von Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld am 14. Juni 2002 (Jahresempfang der Universität Bielefeld)
Themen: US-Nationalismus, Europa, der Islam und die Türkei, 11. September
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Pressestelle/dokumente/Reden/Jahresempfang_Rede_Wehler.html">http://www.uni-bielefeld.de/Universitae ... ehler.html</a><!-- m -->
Eine Antwort auf PNAC: Projekt für ein neues europäisches 21.Jahrhundert
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.medienanalyse-international.de/projekt.html">http://www.medienanalyse-international.de/projekt.html</a><!-- m --> (Ich teile die Ideen zu den Konsequenzen nicht ganz, weil zu links und kosmopolitisch gedacht)
Und hier ein sehr guter, wie langer Artikel über kulturelle Unterschiede zwischen USA und Europa: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.google.de/search?q=cache:spBuwIJvhgAJ:members.vienna.at/libecon/club/0054%2520Prisching.doc+usa+europa+verh%C3%A4ltnis+vorbild+westen+neid&hl=de&lr=lang_de&ie=UTF-8">http://www.google.de/search?q=cache:spB ... e&ie=UTF-8</a><!-- m -->