Kulturen im Konflikt
#11
dass man Ideale hat bedeutet nicht, dass man seinen Realitätssinn verliert;

die Misshandlung von Gefangenen und das absolute Unverständnis von fremden Kulturen ist anscheinend ein immanenter Teil des menschlichen Wesens - jedenfalls dürfen wir uns als Deutsche nicht zu weit aus dem Fenster lehnen

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3258226_REF1_NAVSPM1,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... M1,00.html</a><!-- m -->
Zitat:.......
tagesschau.de: Wie erklärt sich denn dieses Verhalten der US-Truppen gegenüber der arabischen Kultur?

Wette: Es gibt viele ähnliche Beispiele. Eine militärische Truppe wird in ein fremdes Land geschickt, ohne dass die Offiziere und Soldaten überhaupt eine gewisse Landeskenntnis haben. Mir fällt der so genannte Boxer-Aufstand in China ein, wo deutsche Truppen ja mit dem Segen von Kaiser Wilhelm II. hingeschickt wurden. Die hatten überhaupt keine Ahnung und haben sich wirklich wie die Axt im Walde als Kriegsverbrecher aufgeführt und reihenweise Menschen ermordet. Daran fühlte ich mich erinnert, als ich gelesen habe, dass der US-Verwalter im Irak, Paul Bremer, vor der internationalen Öffentlichkeit zugegeben hat, er habe im Grunde keine Landeskenntnis vom Irak.
aber eines stimmt doch optimistisch:
das "Gewissen", dass es sich hierbei um moralisch verwerfliches Fehlverhalten handelt, nimmt offenbar zu - zumindest im Westen,
und
es gibt eine zunehmende Verflechtung von Regeln, die geeignet sind, solches Fehlverhalten zu reduzieren
Stichworte: Genfer Konvention, Internationaler Strafgerichtshof ....

alles Dinge, die es noch vor Jahrzehnten nicht gab, und die eine zunehmende Humanisierung des menschlichen Denkens belegen

nun muss ich aber noch eine Einschränkung machen:
Stichwort Menschenrechte

die Menschenrechte in der uns bekannten Form sind auch erst in den letzten Jahrhunderten entstanden; Sklaverei wäre im westlichen Kulturkreis heute nicht mehr denkbar - und war bei den Christen (Negersklaven), den Muslimen (Nordafrika war berüchtigt für die Versklavung von Christen) oder auch im Römischen Reich vielfach selbstverständliche Grundlage des täglichen Lebens.

Hier ändern sich die Werte, und zwar weltweit.

Aus unserer Sicht "ethisch" oder "moralisch hoch stehende Werte" sind aber ein Ausfluss zunehmenden Wohlstandes.
Wer am Verhungern und Erfrieren ist, legt auf Meinungsfreiheit vielleicht nicht so viel Wert wie auf Unterkunft und Verpflegung.
Es gibt eine Rangfolge von Bedürfnissen. Erst, wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind, kann sich der Mensch um "höherwertige" Bedürfnisse kümmern.

Wir brauchen also nicht mit großartigen Idealen von wegen Menschenrechten auf die Südhalbkugel des Globus kommen, wenn es dort an den Grundbedürfnissen mangelt.

Und wir brauchen uns nicht als "besser" oder "humaner" verstehen, wenn den Menschen, mit denen wir uns vergleichen, ganz andere Dinge wichtig sind.

Toleranz ist im Übrigen eines der ehtisch hoch stehenden Werte. Diese Toleranz muss für einzelne Individuen genauso gelten wie für eine Mehrheit von Individuen, also für Völker und Kulturen.
Toleranz ist die Grundvoraussetzung für Verständnis, für das "Verstehen" des anderen.

Ich hoffe, dass wir uns dieser Grundregel beherzigen und unter diesem Gesichtspunkt weiter diskutieren und damit zu einem besseren Verstehen kommen.
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Nachrichten in diesem Thema
Kulturen im Konflikt - von Erich - 05.05.2004, 21:27
RE: Kulturen im Konflikt - von Schneemann - 06.09.2023, 08:56
RE: Kulturen im Konflikt - von Quintus Fabius - 01.11.2023, 11:13
RE: Kulturen im Konflikt - von Quintus Fabius - 01.11.2023, 11:14
RE: Kulturen im Konflikt - von Nightwatch - 01.11.2023, 16:17
RE: Kulturen im Konflikt - von Schneemann - 07.11.2023, 11:59

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