Gestern, 23:57
(Gestern, 15:09)Skywalker schrieb: Natürlich ist eine deutsche Nuklearoption mit erheblichen Risiken verbunden. Sie würde den Nichtverbreitungsvertrag infrage stellen, massiven Widerstand Frankreichs und Großbritanniens provozieren, Russland nervös machen und verstärkte Aufrüstung bis hin zu präventiven Drohungen zur Folge haben."Massiven Widerstand"? Glaube ich nicht, ehrlich gesagt—schon aufgrund der aktuellen Weltlage. So fest verankert sind die alten Feindbilder nun auch nicht mehr.
Natürlich wären keine regelrechten Begeisterungsstürme die Folge, denn ein nuklear bewaffnetes Deutschland könnte (noch) zu dem außenpolitischen Machtfaktor werden, dessen Potential bei seiner Bevölkerungsgröße und Wirtschaftsstärke (noch) in ihm steckt.
Trotzdem sollte nicht ignoriert werden, dass Sarkozy einst Merkel angeboten hat, die Force de dissuasion auch auf Deutschland auszudehnen, sogar mit gemeinsamen Befehlsstrukturen.
Die Reaktion Frankreichs und Großbritanniens hinge sehr davon ab, wie man die Thematik angeht. Gerade bei Frankreich halte ich ein Einlenken und sogar Entgegenkommen für durchaus möglich, wenn Berlin es nach dem Motto handhabte:
'Liebe Freunde, die Amerikaner lassen uns im Stich, wir müssen also einen größeren Anteil an der europäischen Verteidigung leisten. Sollen wir Euch nicht ein bisschen entlasten? Hier habt ihr einen zweistelligen Milliardenbetrag, mögt ihr uns nicht ein paar Sprengköpfe dafür bauen?'
Das Angebot könnte durchaus verlockend sein, wirtschaftlich wie politisch (Frankreich als Seniorpartner). Abzulehnen, würde Deutschland jedenfalls nicht für alle Zeiten den Weg verstellen. Denn die FAS stuft Deutschland als threshold state ein, d.h. als Land, das über das Know-how und genug spaltbares Material verfügt, um innerhalb von sechs Monaten selbst einen nuklearen Sprengkopf zu bauen. Auch in puncto Trägermittel wären wir relativ unabhängig; Freifallbomben, Marschflugkörper und Kurzstreckenraketen kann Deutschland selbst bauen.
Ganz auf Frankreich angewiesen wären wir "nur" hinsichtlich des Nachschubs mit waffenfähigem Material für den Aufbau eines relevanten Arsenals. Was in Deutschland zur Anreicherung noch vorhanden ist, wurde irgendwann in den Nullerjahren von Atomkraftgegnern mal auf genug für zwei bis drei Sprengköpfe geschätzt, das wäre allenfalls eine symbolische nukleare Bewaffnung.
Nein, der ärgste Widerstand käme aus anderer Richtung: aus Deutschland selbst. Ein Gutteil des Landes verliert den Verstand, sobald das Affix "Atom" auftaucht. Und im vorliegenden Fall würde sich sofort eine Querfront aus (mindestens) Linkspartei, BSW, SPD und AfD formieren, um gewinnbringend das Narrativ in den Köpfen zu platzieren, dass Nuklearwaffen uns nicht schützen, sondern nur zum Angriffsziel machen würden.
