Vor 8 Stunden
Es gibt gute Gründe, Schiffe für Hauptaufgaben zu optimieren, anstatt wilde Kompromisse zu bauen, die alles ein bisschen und nichts richtig können. Man bindet sonst sinnlos Gewicht bzw. Verdrängung für Fähigkeiten, die entweder so gut wie nie benötigt werden oder nicht zur Verfügung stehen, weil anders priorisiert wird. Dazu hat man dann gleichzeitig sinnlose Möglichkeiten und sogar Besatzungsteile, die dafür vorgehalten werden.
Die Anforderungen an eine wie auch immer geartete Einheit für die Verbringung und Unterstützung von Bodentruppen sind grundsätzlich andere als an einen Tender. Dieser verlegt im wesentlichen in einen Hafen oder an einen geeigneten Ankerplatz, um stationär Boote logistisch zu unterstützen (Versorgung und tiefergehende Instandhaltung). Dazu werden grundsätzlich wenige taktische Anforderungen an das Schiff gestellt.
Der Versorger soll hingegen eine Einsatzgruppe in See unterstützen (Versorgung mit Massenverbrauchsgütern, Sanitätsdienst) und muss daher in der Lage sein, in irgendeiner Form taktisch in der Einsatzgruppe fahren zu können, was insbesondere andere Anforderungen an die Antriebsanlage stellt und an die RAS-Fähigkeit.
Eine „amphibische“ Einheit muss auf die Unterbringung von Truppen, deren Verbringung mittels direkter Anlandung oder kleineren Wasserfahrzeugen und/oder Lufttransport ausgelegt werden, sowie auf Sanitäts-, Führungs- und temporäre logistische Unterstützung, und zum taktischen Fahren in einer Einsatzgruppe geeignet sein. Von Tender über Versorger zu amphibischer Einheit steigt grundsätzlich die Bedrohung und somit die Anfordernde an die Fähigkeit zum Eigenschutz. Eine auf Luftverbringung ausgelegte Einheit kann in LV/BV je nach Design zusätzlich als ASW-Träger oder leichter Träger eingesetzt werden.
Ein eigenes operatives Konzept für den Einsatz von Bodentruppen von See aus hat die Bundeswehr nur in der Form des „maritimen Jagdkampfes“. Um eine größere amphibische Einheit zu begründen, reicht dieser nicht aus. Mögliche Szenarien dafür wären Operationen von Spezialkräften (z.B. Hansa Stavanger), militärische Evakuierungsoperationen sowie im Rahmen von LV/BV das Verbringen von Truppen zur Verteidigung oder für Gegenangriffe im Ostseeraum, Norwegen oder Island. Spezialkräfte in Gruppenstärke können von den EGVs oder F125 aus operieren, der Nachweis wurde bereits operativ erbracht.
Der Kräfteansatz für eine amphibische Einheit steigt von Spezialkräften mit wenigen leichten Fahrzeugen in Zug- bis allerhöchstens Kompaniestärke über spezialisierte Kräfte in Kompanie- bis Batallionsstärke für MilEvakOp mit einigen leichten Fahrzeugen bis hin zu LV/BV in Brigadestärke mit einem entsprechenden Fuhrpark bis hin zu Kampfpanzern.
Die Betrachtung des LV/BV-Szenarios erfordert den höchsten Aufwand. Um eine mittlere oder schwere Brigade unter Bedrohung zu verbringen und einschließlich ihres Fuhrparks anzulanden, sie über mindestens eine Woche zu versorgen, sowie sanitätsdienstlich und mit Führungseinrichtungen zu unterstützen, werden mindestens sechs bis acht sehr große Schiffe sowie weitere Unterstützungseinheiten mit Massenverbrauchsgütern benötigt. Einschließlich der benötigten zusätzlichen Einheiten für den Schutz einer solchen hypothetischen Operation ist das ein Programm für ein bis zwei Jahrzehnte, um Marine und Heer dazu zu vergrößern, auszurüsten und auszubilden. Angesichts der Sicherheitslage zu langfristig und auszuschließen.
Die nächstanspruchsvolle Fähigkeit wären MilEvakOp bis zu Bataillonsstärke. Für eine schnelle Verbringung der Truppen und der Schutzpersonen sowie eine schnelle und weiträumige Operationsführung erscheint die Option Lufttransport am sinnvollsten zu sein. Aufgrund der zugrunde liegenden Truppenstärke erscheint ein relativ großes Schiff mit einem durchgehenden Flugdeck und einem darunter liegenden Hangar sinnvoll zu sein, um eine ausreichende Anzahl großer Hubschrauber mitführen und gleichzeitig einsetzen zu können. Eine solche Einheit ist groß, teuer und erfordert viel Personal sowie für den sinnvollen Einsatz viele Hubschrauber (NH-90 und CH-47). Die Marine ist Betreiber des Schiffes, ein gemischter Einsatzverband aus Heer (Fallschirmjäger, Jäger, Heeresflieger) und Luftwaffe Nutzer. Aus meiner persönlichen Sicht ein kultureller Albtraum für den Dienst an Bord, aber grundsätzlich denkbar. Der Mehrwert für LV/BV ist gering, weil der Einsatzverband Hochwertressourcen (CH-47) bindet, aber in diesem Rahmen über relativ überschaubare Kampfkraft verfügt. Der Einsatz als leichter Träger erfordert zusätzliche Marineflieger- oder Luftwaffenkräfte (F-35), die auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen werden.
Der Einsatz von Spezialkräften bis Kompaniestärke verbleibt abschließend und stellt geringe logistische Anforderungen, während auch hier aber der Einsatz von Hubschraubern sinnvoll erscheint. Hier sollte das Schiff fähig sein, etwa eine Handvoll Hubschrauber (NH-90, CH-47) mitzuführen und zwei gleichzeitig bzw. unmittelbar hintereinander starten und landen zu lassen. Vorbild wäre hier einer der vielen LPDs anderer europäischer Marinen. Der Einsatz wäre vor allem im Rahmen von IKM, der Mehrwert für LV/BV geht gegen Null, da man die Spezialkräfte anders verbringen würde, um eine frühzeitige Aufklärung zu vermeiden. Angesichts der aktuellen verteidigungspolitischen Prioritäten ist auch dieses Fähigkeitsniveau nicht realistisch. Selbst wenn man das Budget aktuell zur Verfügung stellen könnte, wird das Personal für andere Dinge sehr viel dringender benötigt.
Dann noch zum Flugbetrieb auf einem nicht durchgehenden Flugdeck: ich sehe nicht, dass man hier mehr als zwei Hubschrauber gleichzeitig handeln kann, da alles andere im Crash- und/oder Brandfall für die Flugdeckcrew unbeherrschbar wäre (Flucht- und Zugangswege für die Schadensabwehr). Schon ein Kraftstoffleck beim Betanken oder ein Hangfire von Munition (selbst erlebt mit einem Torpedo) wird hier schnell ein unkontrollierbares Problem. Thema Rotor schnell falten und Hubschrauber zur Seite stellen: eine Rotorfaltanlage kann ausfallen, die Rotorblätter müssen im gefalteten Zustand abgestützt werden, und der Einsatz von Verfahranlagen - die auch ausfallen können - erfordert ebenfalls Zeit. Im Fehlerfall erfordert alles noch mehr Zeit und Personal. Dann noch zu einem terrassierten Flugdeck: das ist die dümmste Idee überhaupt. Für den Einsatz von zwei Hubschraubern benötige ich dann statt einem zwei Flugdeckteams, das Deconflicting wird sehr viel komplizierter, und für die Einsparung von etwas schiffbaulicher Struktur verliere ich im Endeffekt Hangarplatz für zwei Hubschrauber (oder Bauraum für etwas anderes) auf dem unteren Deck und bekomme dafür einen sehr viel komplexeren und personalintensiveren Flugbetrieb. Und im Schadensfall wird die Führung der Schadensabwehr/Schiffssicherung noch komplizierter.
Zusammengefasst: angesichts der verteidigungspolitischen Lage, der Personallage der Bundeswehr und der damit verbundenen Prioritäten eine komplett hypothetische Diskussion. Der Bedarf kann in zehn bis fünfzehn Jahren neu diskutiert werden, wenn hoffentlich Russland und China erfolgreich abgeschreckt und eingehegt worden sind.
Die Anforderungen an eine wie auch immer geartete Einheit für die Verbringung und Unterstützung von Bodentruppen sind grundsätzlich andere als an einen Tender. Dieser verlegt im wesentlichen in einen Hafen oder an einen geeigneten Ankerplatz, um stationär Boote logistisch zu unterstützen (Versorgung und tiefergehende Instandhaltung). Dazu werden grundsätzlich wenige taktische Anforderungen an das Schiff gestellt.
Der Versorger soll hingegen eine Einsatzgruppe in See unterstützen (Versorgung mit Massenverbrauchsgütern, Sanitätsdienst) und muss daher in der Lage sein, in irgendeiner Form taktisch in der Einsatzgruppe fahren zu können, was insbesondere andere Anforderungen an die Antriebsanlage stellt und an die RAS-Fähigkeit.
Eine „amphibische“ Einheit muss auf die Unterbringung von Truppen, deren Verbringung mittels direkter Anlandung oder kleineren Wasserfahrzeugen und/oder Lufttransport ausgelegt werden, sowie auf Sanitäts-, Führungs- und temporäre logistische Unterstützung, und zum taktischen Fahren in einer Einsatzgruppe geeignet sein. Von Tender über Versorger zu amphibischer Einheit steigt grundsätzlich die Bedrohung und somit die Anfordernde an die Fähigkeit zum Eigenschutz. Eine auf Luftverbringung ausgelegte Einheit kann in LV/BV je nach Design zusätzlich als ASW-Träger oder leichter Träger eingesetzt werden.
Ein eigenes operatives Konzept für den Einsatz von Bodentruppen von See aus hat die Bundeswehr nur in der Form des „maritimen Jagdkampfes“. Um eine größere amphibische Einheit zu begründen, reicht dieser nicht aus. Mögliche Szenarien dafür wären Operationen von Spezialkräften (z.B. Hansa Stavanger), militärische Evakuierungsoperationen sowie im Rahmen von LV/BV das Verbringen von Truppen zur Verteidigung oder für Gegenangriffe im Ostseeraum, Norwegen oder Island. Spezialkräfte in Gruppenstärke können von den EGVs oder F125 aus operieren, der Nachweis wurde bereits operativ erbracht.
Der Kräfteansatz für eine amphibische Einheit steigt von Spezialkräften mit wenigen leichten Fahrzeugen in Zug- bis allerhöchstens Kompaniestärke über spezialisierte Kräfte in Kompanie- bis Batallionsstärke für MilEvakOp mit einigen leichten Fahrzeugen bis hin zu LV/BV in Brigadestärke mit einem entsprechenden Fuhrpark bis hin zu Kampfpanzern.
Die Betrachtung des LV/BV-Szenarios erfordert den höchsten Aufwand. Um eine mittlere oder schwere Brigade unter Bedrohung zu verbringen und einschließlich ihres Fuhrparks anzulanden, sie über mindestens eine Woche zu versorgen, sowie sanitätsdienstlich und mit Führungseinrichtungen zu unterstützen, werden mindestens sechs bis acht sehr große Schiffe sowie weitere Unterstützungseinheiten mit Massenverbrauchsgütern benötigt. Einschließlich der benötigten zusätzlichen Einheiten für den Schutz einer solchen hypothetischen Operation ist das ein Programm für ein bis zwei Jahrzehnte, um Marine und Heer dazu zu vergrößern, auszurüsten und auszubilden. Angesichts der Sicherheitslage zu langfristig und auszuschließen.
Die nächstanspruchsvolle Fähigkeit wären MilEvakOp bis zu Bataillonsstärke. Für eine schnelle Verbringung der Truppen und der Schutzpersonen sowie eine schnelle und weiträumige Operationsführung erscheint die Option Lufttransport am sinnvollsten zu sein. Aufgrund der zugrunde liegenden Truppenstärke erscheint ein relativ großes Schiff mit einem durchgehenden Flugdeck und einem darunter liegenden Hangar sinnvoll zu sein, um eine ausreichende Anzahl großer Hubschrauber mitführen und gleichzeitig einsetzen zu können. Eine solche Einheit ist groß, teuer und erfordert viel Personal sowie für den sinnvollen Einsatz viele Hubschrauber (NH-90 und CH-47). Die Marine ist Betreiber des Schiffes, ein gemischter Einsatzverband aus Heer (Fallschirmjäger, Jäger, Heeresflieger) und Luftwaffe Nutzer. Aus meiner persönlichen Sicht ein kultureller Albtraum für den Dienst an Bord, aber grundsätzlich denkbar. Der Mehrwert für LV/BV ist gering, weil der Einsatzverband Hochwertressourcen (CH-47) bindet, aber in diesem Rahmen über relativ überschaubare Kampfkraft verfügt. Der Einsatz als leichter Träger erfordert zusätzliche Marineflieger- oder Luftwaffenkräfte (F-35), die auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung stehen werden.
Der Einsatz von Spezialkräften bis Kompaniestärke verbleibt abschließend und stellt geringe logistische Anforderungen, während auch hier aber der Einsatz von Hubschraubern sinnvoll erscheint. Hier sollte das Schiff fähig sein, etwa eine Handvoll Hubschrauber (NH-90, CH-47) mitzuführen und zwei gleichzeitig bzw. unmittelbar hintereinander starten und landen zu lassen. Vorbild wäre hier einer der vielen LPDs anderer europäischer Marinen. Der Einsatz wäre vor allem im Rahmen von IKM, der Mehrwert für LV/BV geht gegen Null, da man die Spezialkräfte anders verbringen würde, um eine frühzeitige Aufklärung zu vermeiden. Angesichts der aktuellen verteidigungspolitischen Prioritäten ist auch dieses Fähigkeitsniveau nicht realistisch. Selbst wenn man das Budget aktuell zur Verfügung stellen könnte, wird das Personal für andere Dinge sehr viel dringender benötigt.
Dann noch zum Flugbetrieb auf einem nicht durchgehenden Flugdeck: ich sehe nicht, dass man hier mehr als zwei Hubschrauber gleichzeitig handeln kann, da alles andere im Crash- und/oder Brandfall für die Flugdeckcrew unbeherrschbar wäre (Flucht- und Zugangswege für die Schadensabwehr). Schon ein Kraftstoffleck beim Betanken oder ein Hangfire von Munition (selbst erlebt mit einem Torpedo) wird hier schnell ein unkontrollierbares Problem. Thema Rotor schnell falten und Hubschrauber zur Seite stellen: eine Rotorfaltanlage kann ausfallen, die Rotorblätter müssen im gefalteten Zustand abgestützt werden, und der Einsatz von Verfahranlagen - die auch ausfallen können - erfordert ebenfalls Zeit. Im Fehlerfall erfordert alles noch mehr Zeit und Personal. Dann noch zu einem terrassierten Flugdeck: das ist die dümmste Idee überhaupt. Für den Einsatz von zwei Hubschraubern benötige ich dann statt einem zwei Flugdeckteams, das Deconflicting wird sehr viel komplizierter, und für die Einsparung von etwas schiffbaulicher Struktur verliere ich im Endeffekt Hangarplatz für zwei Hubschrauber (oder Bauraum für etwas anderes) auf dem unteren Deck und bekomme dafür einen sehr viel komplexeren und personalintensiveren Flugbetrieb. Und im Schadensfall wird die Führung der Schadensabwehr/Schiffssicherung noch komplizierter.
Zusammengefasst: angesichts der verteidigungspolitischen Lage, der Personallage der Bundeswehr und der damit verbundenen Prioritäten eine komplett hypothetische Diskussion. Der Bedarf kann in zehn bis fünfzehn Jahren neu diskutiert werden, wenn hoffentlich Russland und China erfolgreich abgeschreckt und eingehegt worden sind.
