14.12.2025, 12:29
Die bisherige "Gratwanderung" der Türkei im Verhältnis zur Russland scheint sich immer schwieriger zu gestalten. Möglicherweise "kippt" es nun zunehmend:
Zitat: Putins Handelspartner wendet sich von Russland ab – und will dafür einen hohen Preis zahlenes geht also nicht nur um "weniger russische Lieferungen". Zugleich wird der Anteil zentralasiatischer (Turk-)Staaten (kasachisches Öl und turkmenisches Gas) erhöht. Gleichzeitig nähert man sich den Nachbarn Irak und Iran an.
Stand:14.12.2025, 09:46 Uhr
Hamburg – Wohin mit dem Öl und Gas? Das ist eine Frage, die sich Kremlchef Wladimir Putin wohl in nächster Zeit häufiger stellen muss. Infolge der westlichen Sanktionen gegen die russische Wirtschaft wird es immer schwieriger, sein Energiegeschäft fortzuführen. Zwar gibt es noch einige Abnehmer, die in Russland hergestelltes Öl und Gas kaufen – die wichtigsten Käufer schauen sich jedoch lieber nach Alternativen um. Als einer der wichtigsten (vor allem Gas-)Käufer, entscheidet sich auch die Türkei offenbar gegen russische Energieimporte
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Türkei will sich von Russlands Wirtschaft abwenden – beim Öl müsste das Land einen Preis zahlen
Schauen wir zuerst aufs Öl. Grundsätzlich könnte die Türkei den Rohstoff aus Russland ersetzen. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Transportweise der Türkei einen breiteren Spielraum bei der Beschaffungsmöglichkeit von Öl gibt. Benedict George, Experte für den europäischen Ölmarkt bei der Preisberichtsagentur Argus Media, erklärte dazu gegenüber der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA: „Die Türkei importiert Öl aus Russland auf dem Seeweg, was bedeutet, dass sie hinsichtlich der Herkunft flexibel ist.“
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Zuletzt hatte die Türkei die Importe des russischen Ural-Öls deutlich reduziert. Wie aus Schiffsdaten von Kpler hervorgeht, sanken die Lieferungen russischen Ural-Öls im November 2025 vergleichsweise zum Oktober um 100.000 Barrel pro Tag. Auslöser waren die von US-Präsident Donald Trump verabschiedeten Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft.
Stattdessen bezog die Türkei laut Reuters im November 2025 mehr alternative Rohölsorten, darunter die kasachischen Sorten CPC Blend und KEBCO sowie die irakische Sorte Basrah.
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Auch beim Gas will die Türkei unabhängiger von der russischen Wirtschaft werden – gibt es genug Alternativen?
Um sich beim Gas unabhängiger von Russlands Wirtschaft zu machen, will die Türkei die Zusammenarbeit mit den USA ausbauen. Die USA sind in diesem Jahr mit 5,5 Milliarden Kubikmetern zum viertgrößten Gaslieferanten der Türkei aufgestiegen. Die Türkei will laut Vizeenergieminister Ahmet Berat Çonkar stärker in US-amerikanische Gasförderanlagen investieren. Laut dem türkischen Energieminister Alparslan Bayraktar verhandelt die Türkei außerdem mit dem Iran über einen Gasimportvertrag über 10 Milliarden Kubikmeter, der nach derzeitigem Stand im Juli 2026 ausläuft. Ziel sei es, die Gaslieferungen aus Turkmenistan zu erhöhen.
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Wie die meisten Länder strebe auch die Türkei eine Diversifizierung ihres Energieportfolios an, was sich in den letzten Jahren deutlich in ihrem Gasversorgungsmix gezeigt habe, so Yildirim. „Die jüngsten Entwicklungen haben es für die Entscheidungsträger unumgänglich gemacht, den Anteil Russlands am Versorgungsmix der Türkei zu reduzieren“, sagte der Experte. Die Türkei plane außerdem, ihre LNG-Wiedervergasungskapazität von 161 Millionen Kubikmeter pro Tag auf 200 Millionen Kubikmeter Tag zu erhöhen, was im Winter für mehr Flexibilität sorgen werde.
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Im Jahr 2024 importierte die Türkei laut Angaben der türkischen Regulierungsbehörde 51,7 Mrd. Kubikmeter Gas, davon 41 Prozent (21,1 Mrd. Kubikmeter) aus Russland. In den ersten neun Monaten des Jahres 2025 beliefen sich die Gesamtimporte auf 41,2 Milliarden Kubikmeter, wobei Russland mit 16 Milliarden Kubikmetern einen Anteil von 39 Prozent hatte.
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