08.12.2025, 12:44
@Nightwatch
Zwar werden in solchen Wirtschaften meist immense Gewinne erwirtschaftet, auch explosivartiges Wirtschaftswachstum und weitere Effekte lassen sich häufig beobachten, jedoch sieht der Durchschnittsbürger von diesen Wirtschaftserträgen üblicherweise nichts. Der vielseitig seit Jahrzehnten beschworene Ripple-Down-Effekt, den man sich seit der Geburtsstunde des Neoliberalismus von diesem Ansatz verspricht, bleibt aus. Und das flächendeckend.
Auch ist „technologischer Fortschritt“ hier mMn in Anführungszeichen zu setzen. Zwar kann man davon sprechen, dass solche Gesellschaften grundsätzlich innovativ sind, „technischen Fortschritt“ würde ich das hingegen nicht nennen. Denn dieser Fortschritt passiert nur dann, wenn a) jemand einen monetären Nutzen daraus ziehen kann und b) meist um Probleme zu beheben die man selber zuvor verursacht hat.
Ein gestalterisch freier Megakonzern wie bspw Apple hat uns nicht mit fortschrittlicher Technologie beglückt, sondern mit Wegwerfprodukten geringer Haltbarkeit die einen fortschreitenden Einnahmenzyklus gewährleisten sollen. Das ist keine Innovation, dass ist die Behebung eines Problems, dass man unnötigerweise selbst verursacht hat, weil es dem Unternehmen am meisten nützt.
Dazu können wir beobachten, dass solche Gesellschaftsformen grundsätzlich zur Verarmung der meisten seiner Bürger führt. Meist lässt sich in solchen Gesellschaften ein zunächst starker Anstieg des individuellen Wohlstands beobachten, womit viele Bürger mit ordentlich Eigenkapital und Kaufkraft ausgestattet werden. Die Vereinigten Staaten hatten den "Post War Boom", Großbritannien hatte die "Swinging Sixties", Deutschland hatte das "Wirtschaftswunder". Darauf folgt überlicherweise eine Phase des fast grenzenlosen Konsums, bedingt durch günstige Preise und hohen indivuellen Wohlstand. Mit der Zeit werden Produkte aber verteuert, Monopole und Angebote ausgebaut, sodass Firmen weiterhin steigende Gewinne verzeichnen. Gleichzeitig steigt der Wohlstand des normalen Bürgers aber nicht, da sich Personalkosten und Gewinne meist beißen. Was letztendlich zu einer Situation führt, in der eine Gesellschaft alles hat aber niemand etwas kaufen kann, solange bis die Gesellschaft kollabiert und der Zyklus von neuem beginnt.
Denn, und diese Tatsache haben Neoliberale noch nie verstanden: ein unprofitable Angestellter erzeugt mehr wirtschaftlichen Mehrwert als ein (aus der Sicht eines Unternehmens) profitabler Entlassener. Denn dieser Angestellter zahlt Miete, kauft Lebensmittel und Konsumgüter, bezahlt Steuern und nutzt inzwischen meist kostenpflichtige Freizeitangebote.
Großbritannien hat sich mit genau diesem Ansatz, unprofitable Unternehmen gesundzuschrumpfen, systematisch in den ökonomischen Ruin gewirtschaftet.
Austerity funktioniert nicht, weder von Seiten des Staates noch von Seiten der Privatwirtschaft.
Da hilft es nicht sich hinter Wirtschaftswachstum und Handelsbilanzen zu verstecken, so wie das leider oft getan wird. Nicht wenige verstehen ein wachsendes BIP als eine wachsende Wirtschaft, was jedoch ein massiver Trugschluss ist. Denn die Grundlage für jeglichen Wohlstand auf diesem Planeten ist und bleibt der 0815 Werktätige. Wenn der irgendwann nichts mehr hat, kann kein noch so großes und noch so profitables Unternehmen den wirtschaftlichen Zerfall mehr aufhalten, ohne Konsumenten entsteht kein Konsum. Insofern Grüße an die Unternehmen, die das amerikanische GDP noch künstlich durch massive Investitionen und Kredite in die positiven Stellen prügeln.
Ob man sich das als Vorbild nehmen sollte, wage ich doch durchaus anzuzweifeln.
Und den chinesischen Markt hat man bereits verloren, wenn der europäische Markt jetzt noch dazukommt, wirds eng.
Dahingehend haben amerikanische Unternehmen ein gigantisches Interesse daran, dass ihnen dieser Markt, möglichst frei, erhalten bleibt. Gerade auch, weil man popkulturell bedingt einen Fuß in der Tür hat, den man natürlich nutzen möchte. Das weiß die EU, denkst du der Verbraucherschutz genießt in Straßburg so hohe Priorität, weil man nichts besseres zutun hat?
Damit können wir amerikanische Unternehmen zwar nicht in die Knie zwingen, ausreichenden Schaden zufügen damit sie sich benehmen ist hingegen durchaus möglich. Und sei es nur
USB-C, auch die kleinen Dinge verhindern Monopole und schützen europäische Anbieter.
Im Gegensatz zu manch anderem sind wir hier eben keine Oligarchie indem der Rechtsstaat vor der Wirtschaft kuschen muss. Wer gegen Gesetze verstößt muss eben damit klarkommen, dass es dafür Strafen gibt. Man kann Wirtschaftsunternehmen natürlich auch außerhalb des gültigen Rechtssystems sehen, etwa so wie das in den Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten defacto der Fall ist, ich persönlich bin da anderer Meinung.
Zitat:Nein, es ist nicht lächerlich. Musks Entlassungen bei X waren Ausdruck seiner unbedingten unternehmerischen Gestaltungsfreiheit. Diese Freiheit ist grundlegend für Innovationskraft der Amerikanisches Wirtschaft und hauptverantwortlich dafür, dass wirtschaftliches Wachstum durch technologischen Fortschritt stattfindet. Das Europäische Verständnis des unbedingten Protektionismus noch so verkrusteter Strukturen ist das genaue Gegenteil und hauptverantwortlich dafür, dass wir jede technologische Entwicklung der letzten 20 Jahre verschlafen und totreguliert haben. Und es genauso weitergehen wird. Bedeutungs- und Wohlstandverlust verglichen mit fortschrittsfreudigeren globalen Akteuren sind die logische Folge.Ich finde es persönlich erstaunlich, wie du „unbedingte unternehmerische Freiheit“ in diesem Kontext mit dem Wohlstand einer Gesellschaft verknüpfst. Denn wenn wir uns Gesellschaften ansehen, die nach diesem grundkapitalistischen Prinzip funktionieren, so bspw auch die Vereinigten Staaten, ist genau das Gegenteil der Fall.
Oder einfacher gesagt: Gestalterische Entlassungen durch Unternehmer: Notwendig und zu Befürworten. Strafzahlungen durch entrückte Europäische Vorschriften: Politisierter Unfug, der Ersatzlos gestrichen gehört.
Zwar werden in solchen Wirtschaften meist immense Gewinne erwirtschaftet, auch explosivartiges Wirtschaftswachstum und weitere Effekte lassen sich häufig beobachten, jedoch sieht der Durchschnittsbürger von diesen Wirtschaftserträgen üblicherweise nichts. Der vielseitig seit Jahrzehnten beschworene Ripple-Down-Effekt, den man sich seit der Geburtsstunde des Neoliberalismus von diesem Ansatz verspricht, bleibt aus. Und das flächendeckend.
Auch ist „technologischer Fortschritt“ hier mMn in Anführungszeichen zu setzen. Zwar kann man davon sprechen, dass solche Gesellschaften grundsätzlich innovativ sind, „technischen Fortschritt“ würde ich das hingegen nicht nennen. Denn dieser Fortschritt passiert nur dann, wenn a) jemand einen monetären Nutzen daraus ziehen kann und b) meist um Probleme zu beheben die man selber zuvor verursacht hat.
Ein gestalterisch freier Megakonzern wie bspw Apple hat uns nicht mit fortschrittlicher Technologie beglückt, sondern mit Wegwerfprodukten geringer Haltbarkeit die einen fortschreitenden Einnahmenzyklus gewährleisten sollen. Das ist keine Innovation, dass ist die Behebung eines Problems, dass man unnötigerweise selbst verursacht hat, weil es dem Unternehmen am meisten nützt.
Dazu können wir beobachten, dass solche Gesellschaftsformen grundsätzlich zur Verarmung der meisten seiner Bürger führt. Meist lässt sich in solchen Gesellschaften ein zunächst starker Anstieg des individuellen Wohlstands beobachten, womit viele Bürger mit ordentlich Eigenkapital und Kaufkraft ausgestattet werden. Die Vereinigten Staaten hatten den "Post War Boom", Großbritannien hatte die "Swinging Sixties", Deutschland hatte das "Wirtschaftswunder". Darauf folgt überlicherweise eine Phase des fast grenzenlosen Konsums, bedingt durch günstige Preise und hohen indivuellen Wohlstand. Mit der Zeit werden Produkte aber verteuert, Monopole und Angebote ausgebaut, sodass Firmen weiterhin steigende Gewinne verzeichnen. Gleichzeitig steigt der Wohlstand des normalen Bürgers aber nicht, da sich Personalkosten und Gewinne meist beißen. Was letztendlich zu einer Situation führt, in der eine Gesellschaft alles hat aber niemand etwas kaufen kann, solange bis die Gesellschaft kollabiert und der Zyklus von neuem beginnt.
Denn, und diese Tatsache haben Neoliberale noch nie verstanden: ein unprofitable Angestellter erzeugt mehr wirtschaftlichen Mehrwert als ein (aus der Sicht eines Unternehmens) profitabler Entlassener. Denn dieser Angestellter zahlt Miete, kauft Lebensmittel und Konsumgüter, bezahlt Steuern und nutzt inzwischen meist kostenpflichtige Freizeitangebote.
Großbritannien hat sich mit genau diesem Ansatz, unprofitable Unternehmen gesundzuschrumpfen, systematisch in den ökonomischen Ruin gewirtschaftet.
Austerity funktioniert nicht, weder von Seiten des Staates noch von Seiten der Privatwirtschaft.
Da hilft es nicht sich hinter Wirtschaftswachstum und Handelsbilanzen zu verstecken, so wie das leider oft getan wird. Nicht wenige verstehen ein wachsendes BIP als eine wachsende Wirtschaft, was jedoch ein massiver Trugschluss ist. Denn die Grundlage für jeglichen Wohlstand auf diesem Planeten ist und bleibt der 0815 Werktätige. Wenn der irgendwann nichts mehr hat, kann kein noch so großes und noch so profitables Unternehmen den wirtschaftlichen Zerfall mehr aufhalten, ohne Konsumenten entsteht kein Konsum. Insofern Grüße an die Unternehmen, die das amerikanische GDP noch künstlich durch massive Investitionen und Kredite in die positiven Stellen prügeln.
Ob man sich das als Vorbild nehmen sollte, wage ich doch durchaus anzuzweifeln.
Zitat:Was versprechen wir uns denn davon Elon Musk, den Tech-Bros und der aktuellen Regierung ans Bein zu pinkeln? Wir nehmen uns viel zu wichtig und vor allem wichtiger als wir für die US Tech Giganten sind. Mit unserer politisierten Überregulierung werden wir nichts gewinnen, im Gegenteil, wir schneiden uns nur ins eigene Fleisch und werden in den nächsten Jahren nur weiter ins Hintertreffen geraten. Plus unter der aktuellen US-Regierung halt auch einen politischen Preis zahlen.Wenn wir so irrelevant für US-Unternehmen wären, würden diese nicht jedes Mal Rotz und Wasser heulen und zur Politik stratzen, sobald neue Klagen oder Regularien im Briefkasten liegen, die einem den Alltag versauen. Politisch gesehen hat Europa gerade wenig zu melden, da stimme ich dir zu, aber eine Sache haben wir: es gibt verdammt viele Europäer. Europa ist ein riesiger Markt mit einer Menge möglicher und auch noch vergleichsweise „reicher“ Konsumenten die ihr Geld schön bei amerikanischen Unternehmen lassen könnten wenn man sie denn lässt. Neben China ist die EU mit der größte zusammenhängende Wirtschaftsblock der Welt, kaum irgendwo sonst betreffen Regularien und Standards so viele Menschen gleichzeitig.
Und den chinesischen Markt hat man bereits verloren, wenn der europäische Markt jetzt noch dazukommt, wirds eng.
Dahingehend haben amerikanische Unternehmen ein gigantisches Interesse daran, dass ihnen dieser Markt, möglichst frei, erhalten bleibt. Gerade auch, weil man popkulturell bedingt einen Fuß in der Tür hat, den man natürlich nutzen möchte. Das weiß die EU, denkst du der Verbraucherschutz genießt in Straßburg so hohe Priorität, weil man nichts besseres zutun hat?
Damit können wir amerikanische Unternehmen zwar nicht in die Knie zwingen, ausreichenden Schaden zufügen damit sie sich benehmen ist hingegen durchaus möglich. Und sei es nur
USB-C, auch die kleinen Dinge verhindern Monopole und schützen europäische Anbieter.
Im Gegensatz zu manch anderem sind wir hier eben keine Oligarchie indem der Rechtsstaat vor der Wirtschaft kuschen muss. Wer gegen Gesetze verstößt muss eben damit klarkommen, dass es dafür Strafen gibt. Man kann Wirtschaftsunternehmen natürlich auch außerhalb des gültigen Rechtssystems sehen, etwa so wie das in den Vereinigten Staaten seit Jahrzehnten defacto der Fall ist, ich persönlich bin da anderer Meinung.
