Gestern, 09:43
muck:
Diese Operationen sind aber selten, und die Mehrheit der Arbeit der Ärzte besteht darin bei einem durch Viren verursachten Infekt sinnfrei Antibiotika zu verschreiben (ich schreibe das ganz bewusst so!)
Ich will es mal umformulieren: die Rüstungsindustrie hat vielleicht zu wenig Ahnung davon, was tatsächlich kriegstauglich ist. Sie will also gute Produkte herstellen, und denkt dass ihre Produkte gut sind, aber diese weisen systemisch gewisse Eigenheiten auf, die problematisch sind. Und spezifisch in Deutschland will die Rüstungsindustrie oft auch "zu gute" Produkte herstellen und überlädt alles mit Funktionen und Überkomplexität.
Das ist übrigens hierzulande ja keine neue Entwicklung und war schon im 2WK ein spezifisch deutsches Problem. Der Versuch besonders konsequent zu sein und besonders gute Systeme zu bauen führt dann (Jarvins Paradox) zu weniger geeigneten Systemen (wenn man diese ganzheitlich betrachtet und nicht theoretische Einzelleistung).
Schlussendlich dass was oft auch mit dem Schlagwort Goldrandlösung beschrieben wird. Dazu kommen seitens Politik wie auch der höheren Offiziere kriegsuntaugliche Anforderungen, man nehme beispielsweise den PUMA Schützenpanzer, der von Politik, höheren Offizieren und Rüstungsindustrie gemeinsam vermurkst wurde.
Es fehlt in der deutschen Rüstungsindustrie an ausreichender Kriegserfahrung, und auch in der Bundeswehr. Und das erhöht halt das Risiko für Fehlentwicklungen. Gleichgültig wie bemüht die Rüstungsindustrie auch sein mag.
Der Satz: Sie war stets bemüht, trifft es heute eigentlich recht gut.
Letzten Endes sind diese im Einzelnen durchaus kritikwürdigen Richtungsentscheidungen aber auch nicht ausschließlich der Politik oder der Bundeswehrführung anzulasten. Mir scheint, sie sind eher das Produkt negativer Wechselwirkungen, die alle um einen gemeinsamen Faktor kreisen: Geld. Oder allgemeiner: die (mangelnde) Bereitschaft, Lasten zugunsten der Verteidigung zu tragen.
Ich stimme dir zu, sehe aber nicht im Mangel an Geld das primäre Problem, sondern in mangelnder Effizienz und mangelnder Bereitschaft irgendwie aus den tradierten Denkmustern auszubrechen. Der hilflose Ruf nach mehr Geld ist ja die wesentlichste Eigenheit deutscher Rüstungspolitik und man glaubt, mehr Geld würde dann alles lösen. Dabei verkennt man die viel wesentlicheren Fehler welche überhaupt erst dazu führen, dass man so viel Geld benötigt.
Kurz und einfach: die Kampfkraft pro Geldeinheit ist zu gering. Und ja, dass entsteht aus einer negativen Wechselwirkung, bei der auch die Politik und insbesondere die Bundeswehrführung ein Problem darstellen, aber man kann die Rüstungsindustrie da keineswegs aus der Verantwortung nehmen. Denn diese nutzt diese Ineffizienz und Steifheit im Denken aufseiten der Politik wie der Militärs gnadenlos zum eigenen finanziellen Vorteil aus.
Ich will mal als Beispiel die unrühmliche Firmengeschichte von HK benennen. Von einem Hersteller von Schützenwaffen der seinesgleichen weltweit sucht zu einer bloßen Zitrone die von ausländischen Investoren so ausgequetscht wurde und wird, dass das Unternehmen dadurch seit etlichen Jahren substanzielle Probleme hat. Nur ein Beispiel von vielen. Es geht in der Rüstungsindustrie eben nicht darum, kriegstaugliche Produkte herzustellen, sondern darum den Gewinn einzusacken und diesen ständig zu maximieren.
Also erweckt man (wenn möglich) einfach nur den Eindruck, dass Produkt wäre kriegstauglich, wenn und solange man damit davon kommt. Man streckt die Produktion, man baut Systeme die ständiger Wartung und teurer Ersatzteile bedürfen, und die nicht so lange halten, man baut zu viele Funktionen ein und schafft durch die Überkomplexität bewusst mehr Friktionen, welche wiederum mehr Inst / Wartung / Ersatzteile generieren, immer mit der Zielsetzung der Erhöhung der Gewinne. Natürlich baut man zugleich Hochleistungs-Systeme die teilweise (als Einzelsystem für sich betrachtet und begrenzt in der Betrachtung auf die einzelne Systemleistung) beeindruckend sind, aber das war ein Tiger-Panzer auch.
Dieses Konzept von lauter Hochleistungssystemen in allen Bereichen führt nun dazu, dass die Gewinne der Industrie dadurch deutlich steigen (analog zu Luxuskarossen in der Autoindustrie), die Abhängig von der Industrie steigt, diese mehr Ersatzteile und mehr Wartung verkaufen kann, ohne dass diese Mehrleistung pro System im Krieg ein Vorteil wäre. Darin liegt das wesentliche Problem.
Exakt. Aber heute wird dieser Umstand seitens der Rüstungsindustrie meiner Meinung nach gezielt für die Gewinnmaximierung genutzt. Das ist aber keineswegs nur in der Rüstungsindustrie so und hat längst alle Bereiche erfasst und ist auch bei ausländischen Herstellern so. Man sehe sich nur moderne Autos an, Drucker, Smartphones, Küchengeräte, alles mit Apps versehen, fernsteuerbar, mit zu vielen Funktionen, zu anfällig, mit geringerer Lebensdauer, nicht mehr selbst reparierbar usw usf dahinter steckt ein System! Und dieses soll vor allem anderen mehr Geld für die Konzerne generieren.
Da hast du leider recht. Ich machte der Rüstungsindustrie (im Gegensatz zur Politik und zu den höheren Offizieren) aber auch keinerlei moralische Vorhalte. Die Industrie muss so handeln wie sie handelt, so wie Wasser der Schwerkraft folgend bergab fließt. Es ist unsinnig Unternehmern Vorwürfe zu machen dass sie ihre Gewinne maximieren, denn das müssen sie.
Deshalb möchte ich bitte meine Aussage, dass die Rüstungsindustrie als primäres Ziel nur die Gewinnmaximierung kennt nicht als Vorwurf verstanden wissen ! Die Industrie muss so handeln und kann auch gar nicht anders handeln. Sie wird in ihrem Handeln durch die Umstände gelenkt, gar keine Frage. Und diese Umstände sind negativ.
Einer dieser - für die Rüstungsindustrie negativen - Umstände ist jedoch der Mangel an Kriegserfahrung sowohl in Deutschland als auch in der Rüstungsindustrie selbst. Es fehlt hierzulande an realer Kriegserfahrung. Und das ist ein Problem auf allen Ebenen. Und nochmals: das ist kein Vorwurf im Sinne eines moralischen Vorwurf gegen die Rüstungsindustrie. Die tut, was sie tun muss im Rahmen ihrer Zielsetzung. Da könnte man genau so gut der Schwerkraft Vorwürfe machen.
Aber: man muss halt um die Schwerkraft wissen. Sonst werden alle Versuche das freie Schweben zu erlernen immer weiter scheitern.
Das ist der richtige Denkansatz, ja, da kann ich voll zustimmen. Die NATO würde nie einen Krieg wie in der Ukraine führen. Aus einer Vielzahl von Gründen.
Aber das ist ja doch auch genau das was ich immer schreibe, dass die Idee dass wir genau in der Art der Ukraine kämpfen würden so nicht stattfinden wird.
Jedoch (!) - auch wenn die NATO anders Krieg führen würde und dieser völlig anders ablaufen würde, so müssen die Systeme welche wir verwenden dennoch möglichst kriegstauglich sein. Und eines der wesentlichsten Kriterien der Kriegstauglichkeit ist meiner Überzeugung nach Schlichtheit. Ich verwende gerne ganz bewusst diesen Begriff und meine damit nicht technische Rückständigkeit, nicht Unterkomplexität und nicht dass die Systeme altertümlich sein sollen.
Auch Hochtechnologie auf dem höchsten aktuellen Stand der Dinge sollte Schlicht sein. So einfach und so robust und so elegant wie möglich.
Das ist der Punkt auf welchen ich hier hinaus will. Dieses überladene muss weg.
Zweifelsohne. Aber alle Handlungsoptionen ohne Ausnahme lassen sich mit einer Hochtechnologie die sich dem Prinzip der Schlichtheit verpflichtet besser umsetzen.
Und das kriegt unsere Rüstungsindustrie nicht hin und der Grund dafür ist u.a. mangelnde Kriegserfahrung.
Also mal abgesehen davon, dass das ja nur eine recht beschränkte Übung war, ist es durchaus korrekt, dass man feindliche Drohnenpiloten eben nicht so einfach wegbomben kann. In Verstecken unter der Erde über Relais agierende leichte Infanterie ist auch aus der Luft kaum greifbar, zumindest nicht in dem Ausmaß welches quantitativ notwendig wäre.
Das Gegenargument ist viel eher, dass diese Drohnen wenn man eine ausreichende Drohnenabwehr hätte, gar nicht so viel Effekt hätten. Was den Tschechen hier fehlte waren die entsprechenden Defensivsysteme und allgemein die Erfahrung im Umgang mit einem solchen Gegner. Der nicht wegbombar ist, der aber durchaus weitgehend in seiner Wirkung neutralisierbar wäre.
Ich würde Forodir nicht blind alles glauben
Die Potemkinsche Bundeswehr ist ganz groß was Theorie angeht. Theoretisch bedenkt sie alles, theoretisch beherrscht sie alles. Mit einer Betonung des Wortes Theorie.
Was soll sie auch anderes schreiben?! Es wird Bundeswehrintern nach nicht mal in Frage gestellt, ob die Ausbildungskonzepte der Bundeswehr überhaupt effizient sind. Man müsste solche Punkte durch unabhängige Stellen detailliert evaluieren lassen.
Abwarten. Und es spricht nicht für die Bundeswehr, dass dies jetzt erst diese Woche verkündet wurde. Warum ist das nicht schon seit Jahren durchgehend der Standard ?! Und sich etwas anhören und danach handeln sind verschiedene Dinge.
Aber noch schlimmer: es besteht dadurch das Risiko, dass man sich in seinen Auffassungen und Ideen vom Krieg zu sehr ukrainisiert, also zu weitgehend versucht wie die Ukrainer zu werden. Was falsch ist ! Stattdessen muss man die Erfahrungen der Ukrainer verwendend überlegen, was man komplett anders machen sollte. Anders als das was man jetzt macht und anders als das was die Ukrainer machen.
Das ist natürlich dessen ungeachtet absolut korrekt. Ich will diesen Punkt sogar noch weiter überspitzen: es wäre gerade eben falsch, alles zu übernehmen was die Ukrainer tun, weil die Russen die Ukrainer als Gegner sehr gut kennen und sich daher sehr weitgehend genau darauf eingestellt haben und noch weiter einstellen. Im Sinne von Schere-Stein-Papier müssen wir stattdessen Wege finden, die neu und anders sind.
Aber: bei der Bundeswehr ist beides aktuell nicht der Fall. Weder ahmt man die Ukraine ausreichend weitgehend nach, noch versucht man sich neue andere Wege zu überlegen. Man ist gefangen in überkommenem tradierten Denken. Und das ist in Wahrheit die wesentlichste Lehre aus der Ukraine: dass die geistige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind.
Wir müssten uns anpassen. Wir tun dies aber nicht bzw. nicht ausreichend. Mit Anpassung meine ich nicht, die Ukraine nachzuahmen, sondern Wege zu finden, die Russen vernichtend und schnell zu schlagen und eine blitzartige Besetzung von NATO Gebiet durch die Russen von Beginn an zu verhindern. Und genau darin scheitern wir mangels geistiger Flexibilität und mangels Anpassungsfähigkeit.
Zitat:Und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der toughen Krankenschwester oder dem gewieften Medizinstudenten die gleichen Operationen gelingen wie dem ausgebildeten Oberarzt, doch eher gering.
Diese Operationen sind aber selten, und die Mehrheit der Arbeit der Ärzte besteht darin bei einem durch Viren verursachten Infekt sinnfrei Antibiotika zu verschreiben (ich schreibe das ganz bewusst so!)
Zitat:auch aggressivster Lobbyismus kann die Industrie nicht vor Gewinneinbußen oder gar dem Ruin bewahren, wenn ihre Produkte den Ruf erlangen, kriegsuntauglich zu sein. Dass man sich hin und wieder konzeptionell verrennt, gerade bei neuen Technologien, ist davon unbenommen. Daher: Natürlich legt die Rüstungsindustrie Wert auf kriegstaugliche Produkte.
Ich will es mal umformulieren: die Rüstungsindustrie hat vielleicht zu wenig Ahnung davon, was tatsächlich kriegstauglich ist. Sie will also gute Produkte herstellen, und denkt dass ihre Produkte gut sind, aber diese weisen systemisch gewisse Eigenheiten auf, die problematisch sind. Und spezifisch in Deutschland will die Rüstungsindustrie oft auch "zu gute" Produkte herstellen und überlädt alles mit Funktionen und Überkomplexität.
Das ist übrigens hierzulande ja keine neue Entwicklung und war schon im 2WK ein spezifisch deutsches Problem. Der Versuch besonders konsequent zu sein und besonders gute Systeme zu bauen führt dann (Jarvins Paradox) zu weniger geeigneten Systemen (wenn man diese ganzheitlich betrachtet und nicht theoretische Einzelleistung).
Schlussendlich dass was oft auch mit dem Schlagwort Goldrandlösung beschrieben wird. Dazu kommen seitens Politik wie auch der höheren Offiziere kriegsuntaugliche Anforderungen, man nehme beispielsweise den PUMA Schützenpanzer, der von Politik, höheren Offizieren und Rüstungsindustrie gemeinsam vermurkst wurde.
Es fehlt in der deutschen Rüstungsindustrie an ausreichender Kriegserfahrung, und auch in der Bundeswehr. Und das erhöht halt das Risiko für Fehlentwicklungen. Gleichgültig wie bemüht die Rüstungsindustrie auch sein mag.
Der Satz: Sie war stets bemüht, trifft es heute eigentlich recht gut.
Letzten Endes sind diese im Einzelnen durchaus kritikwürdigen Richtungsentscheidungen aber auch nicht ausschließlich der Politik oder der Bundeswehrführung anzulasten. Mir scheint, sie sind eher das Produkt negativer Wechselwirkungen, die alle um einen gemeinsamen Faktor kreisen: Geld. Oder allgemeiner: die (mangelnde) Bereitschaft, Lasten zugunsten der Verteidigung zu tragen.
Ich stimme dir zu, sehe aber nicht im Mangel an Geld das primäre Problem, sondern in mangelnder Effizienz und mangelnder Bereitschaft irgendwie aus den tradierten Denkmustern auszubrechen. Der hilflose Ruf nach mehr Geld ist ja die wesentlichste Eigenheit deutscher Rüstungspolitik und man glaubt, mehr Geld würde dann alles lösen. Dabei verkennt man die viel wesentlicheren Fehler welche überhaupt erst dazu führen, dass man so viel Geld benötigt.
Kurz und einfach: die Kampfkraft pro Geldeinheit ist zu gering. Und ja, dass entsteht aus einer negativen Wechselwirkung, bei der auch die Politik und insbesondere die Bundeswehrführung ein Problem darstellen, aber man kann die Rüstungsindustrie da keineswegs aus der Verantwortung nehmen. Denn diese nutzt diese Ineffizienz und Steifheit im Denken aufseiten der Politik wie der Militärs gnadenlos zum eigenen finanziellen Vorteil aus.
Ich will mal als Beispiel die unrühmliche Firmengeschichte von HK benennen. Von einem Hersteller von Schützenwaffen der seinesgleichen weltweit sucht zu einer bloßen Zitrone die von ausländischen Investoren so ausgequetscht wurde und wird, dass das Unternehmen dadurch seit etlichen Jahren substanzielle Probleme hat. Nur ein Beispiel von vielen. Es geht in der Rüstungsindustrie eben nicht darum, kriegstaugliche Produkte herzustellen, sondern darum den Gewinn einzusacken und diesen ständig zu maximieren.
Also erweckt man (wenn möglich) einfach nur den Eindruck, dass Produkt wäre kriegstauglich, wenn und solange man damit davon kommt. Man streckt die Produktion, man baut Systeme die ständiger Wartung und teurer Ersatzteile bedürfen, und die nicht so lange halten, man baut zu viele Funktionen ein und schafft durch die Überkomplexität bewusst mehr Friktionen, welche wiederum mehr Inst / Wartung / Ersatzteile generieren, immer mit der Zielsetzung der Erhöhung der Gewinne. Natürlich baut man zugleich Hochleistungs-Systeme die teilweise (als Einzelsystem für sich betrachtet und begrenzt in der Betrachtung auf die einzelne Systemleistung) beeindruckend sind, aber das war ein Tiger-Panzer auch.
Dieses Konzept von lauter Hochleistungssystemen in allen Bereichen führt nun dazu, dass die Gewinne der Industrie dadurch deutlich steigen (analog zu Luxuskarossen in der Autoindustrie), die Abhängig von der Industrie steigt, diese mehr Ersatzteile und mehr Wartung verkaufen kann, ohne dass diese Mehrleistung pro System im Krieg ein Vorteil wäre. Darin liegt das wesentliche Problem.
Zitat:Deutsche Maschinen-, Auto- und Waffenbauer stehen seit über hundert Jahren im Ruf des "Overengineering".
Exakt. Aber heute wird dieser Umstand seitens der Rüstungsindustrie meiner Meinung nach gezielt für die Gewinnmaximierung genutzt. Das ist aber keineswegs nur in der Rüstungsindustrie so und hat längst alle Bereiche erfasst und ist auch bei ausländischen Herstellern so. Man sehe sich nur moderne Autos an, Drucker, Smartphones, Küchengeräte, alles mit Apps versehen, fernsteuerbar, mit zu vielen Funktionen, zu anfällig, mit geringerer Lebensdauer, nicht mehr selbst reparierbar usw usf dahinter steckt ein System! Und dieses soll vor allem anderen mehr Geld für die Konzerne generieren.
Zitat:Erst hat man jahrelang die Bundeswehr zusammengespart und der Industrie durch ein strenges Exportreglement alternative Absatzmärkte verschlossen, sodass weniger Mittel für Forschung und Eigenentwicklung zur Verfügung standen und nur Manufakturproduktion möglich war
Und jetzt soll schnell und günstig aufgerüstet werden, in Zeiten horrender Standort- und Lohnkosten, akuten Fachkräftemangels, und in einem geopolitischen Umfeld knapper oder künstlich verknappter strategischer Rohstoffe? Das kann nicht funktionieren.
Da hast du leider recht. Ich machte der Rüstungsindustrie (im Gegensatz zur Politik und zu den höheren Offizieren) aber auch keinerlei moralische Vorhalte. Die Industrie muss so handeln wie sie handelt, so wie Wasser der Schwerkraft folgend bergab fließt. Es ist unsinnig Unternehmern Vorwürfe zu machen dass sie ihre Gewinne maximieren, denn das müssen sie.
Deshalb möchte ich bitte meine Aussage, dass die Rüstungsindustrie als primäres Ziel nur die Gewinnmaximierung kennt nicht als Vorwurf verstanden wissen ! Die Industrie muss so handeln und kann auch gar nicht anders handeln. Sie wird in ihrem Handeln durch die Umstände gelenkt, gar keine Frage. Und diese Umstände sind negativ.
Einer dieser - für die Rüstungsindustrie negativen - Umstände ist jedoch der Mangel an Kriegserfahrung sowohl in Deutschland als auch in der Rüstungsindustrie selbst. Es fehlt hierzulande an realer Kriegserfahrung. Und das ist ein Problem auf allen Ebenen. Und nochmals: das ist kein Vorwurf im Sinne eines moralischen Vorwurf gegen die Rüstungsindustrie. Die tut, was sie tun muss im Rahmen ihrer Zielsetzung. Da könnte man genau so gut der Schwerkraft Vorwürfe machen.
Aber: man muss halt um die Schwerkraft wissen. Sonst werden alle Versuche das freie Schweben zu erlernen immer weiter scheitern.
Zitat:Um mal einen vermittelnden, neuen Denkansatz vorzuschlagen: Ich ziehe hiermit meine Skepsis gegen die Aussage Browdis (er sei nur stellvertretend genannt) zurück, dass die NATO einen Krieg, wie er in der Ukraine stattfindet, nicht führen könnte. Aber ist das letzten Endes überhaupt die Frage, die sich die NATO stellen muss? Müssen wir uns wirklich auf einen solchen Krieg vorbereiten?
Das ist der richtige Denkansatz, ja, da kann ich voll zustimmen. Die NATO würde nie einen Krieg wie in der Ukraine führen. Aus einer Vielzahl von Gründen.
Aber das ist ja doch auch genau das was ich immer schreibe, dass die Idee dass wir genau in der Art der Ukraine kämpfen würden so nicht stattfinden wird.
Jedoch (!) - auch wenn die NATO anders Krieg führen würde und dieser völlig anders ablaufen würde, so müssen die Systeme welche wir verwenden dennoch möglichst kriegstauglich sein. Und eines der wesentlichsten Kriterien der Kriegstauglichkeit ist meiner Überzeugung nach Schlichtheit. Ich verwende gerne ganz bewusst diesen Begriff und meine damit nicht technische Rückständigkeit, nicht Unterkomplexität und nicht dass die Systeme altertümlich sein sollen.
Auch Hochtechnologie auf dem höchsten aktuellen Stand der Dinge sollte Schlicht sein. So einfach und so robust und so elegant wie möglich.
Das ist der Punkt auf welchen ich hier hinaus will. Dieses überladene muss weg.
Zitat:Es gibt jedenfalls nicht nur die eine Handlungsoption, nicht taktisch, nicht operativ, nicht strategisch.
Zweifelsohne. Aber alle Handlungsoptionen ohne Ausnahme lassen sich mit einer Hochtechnologie die sich dem Prinzip der Schlichtheit verpflichtet besser umsetzen.
Und das kriegt unsere Rüstungsindustrie nicht hin und der Grund dafür ist u.a. mangelnde Kriegserfahrung.
Zitat:Es wird ja z.B. gerade diese tschechisch-ukrainische Übung breitgetreten, in der die Tschechen angeblich darum baten, keine Drohnen einzusetzen, sonst komme man nicht weiter. Im Kriegsfall hätte man ja die russischen Drohnenpiloten längst weggebombt—worüber die Ukrainer ungläubig den Kopf schüttelten.
Also mal abgesehen davon, dass das ja nur eine recht beschränkte Übung war, ist es durchaus korrekt, dass man feindliche Drohnenpiloten eben nicht so einfach wegbomben kann. In Verstecken unter der Erde über Relais agierende leichte Infanterie ist auch aus der Luft kaum greifbar, zumindest nicht in dem Ausmaß welches quantitativ notwendig wäre.
Das Gegenargument ist viel eher, dass diese Drohnen wenn man eine ausreichende Drohnenabwehr hätte, gar nicht so viel Effekt hätten. Was den Tschechen hier fehlte waren die entsprechenden Defensivsysteme und allgemein die Erfahrung im Umgang mit einem solchen Gegner. Der nicht wegbombar ist, der aber durchaus weitgehend in seiner Wirkung neutralisierbar wäre.
Zitat:Die Bundeswehr jedenfalls übt durchaus nicht unter der Prämisse, immer die Luftherrschaft zu besitzen—nur unter der Prämisse, dass man sie zeitweilig an bestimmten Punkten herstellen kann, was auch absolut korrekt ist. Und misslingt das punktuell, versucht man es eben woanders. Im vollen Wissen, dass man im Krieg Verluste hinnehmen muss, um seine Ziele zu erreichen. Die Bundeswehr ist in dieser Frage realistischer aufgestellt, als Du Ihr zugestehen willst.
Ich würde Forodir nicht blind alles glauben

Die Potemkinsche Bundeswehr ist ganz groß was Theorie angeht. Theoretisch bedenkt sie alles, theoretisch beherrscht sie alles. Mit einer Betonung des Wortes Theorie.
Zitat:So berichtete es indes 'Zu Gleich', also die ArtS. Es wird schon etwas drangewesen sein.
Was soll sie auch anderes schreiben?! Es wird Bundeswehrintern nach nicht mal in Frage gestellt, ob die Ausbildungskonzepte der Bundeswehr überhaupt effizient sind. Man müsste solche Punkte durch unabhängige Stellen detailliert evaluieren lassen.
Zitat:Just in dieser Woche hat der neue InspH z.B. angekündigt, dass in Zukunft ukrainische Veteranen an den Heeresschulen regelmäßig in Lehrgängen ihre Erfahrungen teilen werden. Die Bundeswehr ist also keineswegs beratungsresistent.
Abwarten. Und es spricht nicht für die Bundeswehr, dass dies jetzt erst diese Woche verkündet wurde. Warum ist das nicht schon seit Jahren durchgehend der Standard ?! Und sich etwas anhören und danach handeln sind verschiedene Dinge.
Aber noch schlimmer: es besteht dadurch das Risiko, dass man sich in seinen Auffassungen und Ideen vom Krieg zu sehr ukrainisiert, also zu weitgehend versucht wie die Ukrainer zu werden. Was falsch ist ! Stattdessen muss man die Erfahrungen der Ukrainer verwendend überlegen, was man komplett anders machen sollte. Anders als das was man jetzt macht und anders als das was die Ukrainer machen.
Zitat:Es ist halt ein Trugschluss (richtet sich nicht an Dich, ist eher eine allgemeine Beobachtung), dass die Bundeswehr in dem Krieg, den sie voraussichtlich würde führen müssen, bestehen könnte, wenn sie nur alles übernimmt, was heute für die Ukrainer funktioniert
Das ist natürlich dessen ungeachtet absolut korrekt. Ich will diesen Punkt sogar noch weiter überspitzen: es wäre gerade eben falsch, alles zu übernehmen was die Ukrainer tun, weil die Russen die Ukrainer als Gegner sehr gut kennen und sich daher sehr weitgehend genau darauf eingestellt haben und noch weiter einstellen. Im Sinne von Schere-Stein-Papier müssen wir stattdessen Wege finden, die neu und anders sind.
Aber: bei der Bundeswehr ist beides aktuell nicht der Fall. Weder ahmt man die Ukraine ausreichend weitgehend nach, noch versucht man sich neue andere Wege zu überlegen. Man ist gefangen in überkommenem tradierten Denken. Und das ist in Wahrheit die wesentlichste Lehre aus der Ukraine: dass die geistige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind.
Wir müssten uns anpassen. Wir tun dies aber nicht bzw. nicht ausreichend. Mit Anpassung meine ich nicht, die Ukraine nachzuahmen, sondern Wege zu finden, die Russen vernichtend und schnell zu schlagen und eine blitzartige Besetzung von NATO Gebiet durch die Russen von Beginn an zu verhindern. Und genau darin scheitern wir mangels geistiger Flexibilität und mangels Anpassungsfähigkeit.
