Gestern, 15:44
Zitat:auch wenn es immer Verbesserungsmöglichkeiten (Sako TRG) gibt.
Die Frage ist in diesem Bereich immer, ob die Mehrleistung im realen praktischen Einsatz überhaupt relevant ist und überhaupt genutzt und abgegriffen werden kann. Es nützt nichts, wenn die Waffe präziser ist, wenn Fehler des Schützen hier im echten Einsatz jedes mehr an Präzision völlig vernachlässigbar machen. Dazu treten noch andere Faktoren wie Zuverlässigkeit, Robustheit, Unempfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse, Stöße, Fallen lassen usw. usf. Extrem präzise Waffen sind hier oft empfindlicher.
Darüber hinaus muss man die realen Einsatzentfernungen betonen. Im echten Einsatz schießen gerade Scharfschützen oft auf deutlich geringere Distanzen als dies allgemein angenommen wird. Sie dienen auf größere Distanzen oft mehr der Aufklärung (weshalb es so sinnvoll und geboten wäre, sie immer gleich auch als Feuerleitkräfte auszubilden, aber dass ist ein anderes Thema).
Kurz und einfach: die von der Bundeswehr bei Sondereinheiten verwendeten Präzisionsgewehre sind allesamt gut und sie sind allesamt völlig ausreichend von der Leistung her. Und allein schon die Unterschiede in den Optiken usw. übertreffen hier die Unterschiede in den Gewehren selbst deutlich.
Zitat:Grosse Kaliber sind auf lange scheinbar Strecken angeblich stabiler und haben generell höhere Kampfentfernubg habe ich gedacht.
Allgemein ja. Dazu kommt noch, dass man damit Schutzwesten (Stichwort SK4 / VPAM 9) besser durchschlagen kann, etwaig den Motor eines Fahrzeuges zerstören kann und bei bestimmten Kalibern auch sonst damit ähnlich wie mit einem AMG wirken kann. Gar keine Frage.
Aber: die tatsächlichen Einsatzdistanzen sind oft deutlich geringer und gerade bei einem Einsatz gegen Menschen sind die Vorteile kleinerer Kaliber oft deutlich. Spaßige Randnotiz in diesem Kontext: die Russen setzten in der Ukraine gar nicht so selten Kleinkaliber-Scharfschützengewehre ein. Scheinbar ein Widerspruch in sich, hat aber seine Gründe.
Die von mir benannte 6,5mm Creedmoor hat beispielsweise Überschall bis 1300 m (natürlich abhängig von der Ladung, Geschossgewicht usw., dass ist nur ein Mittelwert). Man kann damit problemlos bis auf 1000 m gegen Mannziele wirken. Nun könnte man auf die Idee kommen, dass man beispielsweise mit einer .338 Lapua Magnum auf Mannziele dann doch deutlich weiter wirken könnte und theoretisch ist das der Fall. Und einzelfallweise wurde das auch gemacht. Tatsächlich aber finden die meisten Schüsse eher so auf maximal 800 m statt. Damit hat das größere Kaliber einfach aus den praktischen Notwendigkeiten der Umstände keine größere effektive Reichweite für den Gros aller Schüsse. Und in einem großen konventionellen Krieg stellt sich die Frage, ob Scharfschützen Ziele auf größere Distanzen überhaupt selbst angehen sollten, statt sie weiter zu melden und weiter zu beobachten, was oft deutlich wertvoller sein kann.
