20.11.2025, 19:52
(20.11.2025, 16:56)Quintus Fabius schrieb: Kriegserfahrung bedeutet nicht Frontkämpfer im Graben, sondern dass man als Teil einer Gesamtstreitkraft seine Erfahrungen in einem großen konventionellen Krieg gemacht hat.
Und ich halte es für ein Strohmann Argument von muck (und bedingt von dir hier auch), zu erklären, Bohdan Krotewytsch habe mit Kriegserfahrung nur unmittelbare Gefechtserfahrung "an der Front" gemeint, denn das hat er nicht gesagt. Ganz im Gegenteil betonte er - so wie ich auch immer - dass zu einer Streitkraft alle Teile gehören. Das hat er in seinem Text explizit hervor gehoben.
Ich gebe zu, ich habe mich da sehr missverständlich ausgedrückt (weil meine Worte im Kontext tatsächlich eher so interpretiert werden können, wie du es getan hast), aber mir ging es mit meiner Aussage nicht um den Unterschied zwischen Front- und rückwärtigen Kräften, mir ging es um den Unterschied der kämpfenden Truppe in der Ukraine und den westlichen Unterstützungsleistungen. Der große konventionelle Krieg findet aber gerade statt, und die von mir genannten Faktoren zur Reduzierung von Chaos, von Zufällen, von Durcheinander werden ganz entscheidend von dem Westen getragen, der vermeintlich keine Kriegserfahrung in einem großen konventionellen Krieg besitzt.
Zitat:Ich kann dir deshalb dahingehend zustimmen, dass einzelne deutsche Systeme sogar sehr positiv auffallen. Das bedeutet aber nicht, dass unsere Rüstungsindustrie hier die "richtigen" Systeme herstellt, denn insbesondere muss ja auch der Preis berücksichtig werden, die Verfügbarkeit, die Quantität und vieles mehr.
Mit den Beschränkungen der zu geringen Stückzahlen, was aber lediglich eine Frage der Skalierung ist, sind die Geräte kriegstauglich. Nicht alle, aber hinreichend viele um die Aussage zu widerlegen, dass es nur "schöne Konzepte sind", die beim "Feindkontakt sterben".
Zitat:Die Zielsetzung jeder Industrie ist die Gewinnmaximierung, weil es sich um wirtschaftliche Unternehmen handelt. Wäre dem nicht so, würden diese Unternehmen nicht weiter existieren. Die Zwänge des Marktes und der sonstigen wirtschaftlichen Umstände zwingen die Unternehmen dazu. Darüber hinaus aber wird die Rüstungsindustrie durch Lobbyarbeit und entsprechenden Protektionismus in dieser Bundesrepublik außergewöhnlich gefördert. Die Verbandelung von Politik und Wirtschaft zuungunsten der Kriegsbereitschaft sind hinlänglich bekannt und über Jahre immer wieder thematisiert worden. Hier ist aber nicht der richtige Strang für diese Diskussion, sondern hier geht es ja um die Militärischen Erfahrungen im Ukrainekrieg.
Eine Zielsetzung der Wirtschaft ist sicherlich die Wirtschaftlichkeit, das natürliche Eigeninteresse. Aber dies muss nicht die primäre Zielsetzung sein und ist es in einigen Unternehmen auch nicht. Vor allem aber widerspricht sich deine Argumentation selbst, denn gerade die deutsche Rüstungsindustrie, von der Politik gefördert und mit ihr verbandelt, ist eben nicht den Zwängen des Marktes unterworfen und dahingehend befreit, alles der Wirtschaftlichkeit unterordnen zu müssen. Absurderweise wäre also gerade diese Konstellation prädestiniert dafür, andere Zielsetzungen zu verfolgen. Zum Teil tut sie das auch, mit der uns üblichen Übertreibung.
Zitat:Der menschliche Wille ist das maßgebliche. Die menschlichen Fähigkeiten sind wesentlicher als die Ausrüstung. Natürlich spielt auch diese eine Rolle, aber sie ist nicht gleich gewichtet. Ich stimme dir zu, dass beides in der richtigen Abstimmung zueinander vorhanden sein muss, und dass die Assymetrie bei der Ausrüstung natürlich irgendwann alles überwindet, aber das sind keine gleich gewichteten Faktoren. Der menschliche Faktor ist der wesentlichere.
Ich bin da anderer Meinung, aber mir geht es gar nicht um Bewertung der Gewichtung, sondern um die Feststellung der Abhängigkeit. Und darüber hinaus eben um den Hinweis, dass es ohne die entsprechenden materiellen Beschaffungen nicht funktionieren kann, also sind sie wichtig und richtig. Gerade der Ukrainekrieg zeigt, dass die Depottiefe ein wichtiger Faktor ist und nicht unterschätzt werden kann. Dass darüber hinaus das Personal mehr Aufmerksamkeit bedarf stelle ich nicht in Abrede, wie gesagt (und da sind wir uns ja anscheinend einig) ist das auch ein schwierigeres Problem.
