18.11.2025, 08:02
(18.11.2025, 07:29)Quintus Fabius schrieb: Das Zerwürfnis kam erst, als die Litauer auch Christen wurden und der litauische König die polnische Krone erlangte. Gerade in den ersten Jahrzehnten des Deutschen Ordens im Baltikum waren Polen und Deutscher Orden gerade eben über die Katholische Kirche eng verbunden und verbündet.Das "Zerwürfnis" war eigentlich keines. Nationale Sichtweisen sind hier weitgehend anachronistisch.
Gegen die Mongolen kämpften polnische und deutsche Ritter in der Schlacht von Liegnitz 1241 gemeinsam !
In der berühmten Schlacht von Tannenberg—im 19. Jahrhundert fälschlicherweise von polnischen und deutschen Autoren zum Kampf der Nationalitäten hochstilisiert—kämpften ethnische Deutsche und Polen auf beiden Seiten. Der polnische Nationalheld Zawisza "der Schwarze" Czarny stand selbst eine Zeitlang im Dienst des Ordens (und diente danach dem römisch-deutschen König Sigismund).
Unser modernes Verständnis von Nationalität spielte damals keine große Rolle, man unterschied einander zuallererst nach der Religion, dann nach der Sprache (was sich z.B. in der Gliederung vieler Universitäten und geistlicher Orden in sog. Zungen widerspiegelt).
Ausgangspunkt des Krieges waren Streitigkeiten innerhalb des Ordensstaates, bzw. das Unvermögen des Ordens, die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Landstände an der Herrschaftsausübung zu beteiligen.
Der Landadel war weitgehend von wichtigen Ämtern ausgeschlossen (es sei denn, er trat dem Orden bei), und schloss sich im Unmut darüber zum sogenannten Eidechsenbund zusammen. Den Handelsstädten, allen voran Danzig, war die Tatsache ein Dorn im Auge, dass der Orden selbst Handel trieb, also im Wettbewerb zu seinen Untertanen stand, sich aber durch seine Landesherrschaft Wettbewerbsvorteile verschaffen konnte. Der Eidechsenbund war deutsch dominiert, die städtischen Eliten waren durchweg deutsch.
Beide Fraktionen traten, nach den Gepflogenheiten der Zeit, an den polnischen König Wladyslaw II. heran und boten ihm an, sich seiner Herrschaft zu unterstellen, wenn er ihnen dafür die Rechte gewähren wollte, die der Orden ihnen vorenthielt.
Da sagte der natürlich nicht nein.
Das Aufbegehren der Städte konnte der Orden 1410 noch niederschlagen, doch führten seine erfolglosen Versuche, die anschließenden Gebietsverluste umzukehren, zu einer hohen Steuerlast, die die Städte nicht mehr mittragen wollten. Deswegen gründeten sie den (deutschen) Preußischen Bund, erklärten dem Orden den Krieg und unterstellten sich, diesmal endgültig, der polnischen Krone.
Letzten Endes waren die Deutschordenskriege ab dem 15. Jahrhundert deutsch-deutsche Bürgerkriege, in die Polen auf Bitten einer Partei eingriff.
