17.11.2025, 23:47
jetzt muss ich doch meinen Senf dazu geben:
1.
Polen war seit dem frühen Mittelalter das "Verbindungsglied" oder der "westeuropäische Vorposten" in Osteuropa. Schon in der Frühzeit (so um die erste Jahrtausendwende) war Polen zwischen den Warägern oder Kiewer Rus und dem fränkischen Kaiserreich die "ausgleichende Macht".
Mit der deutschen "Ostkolonisation" ist Polen eine enge kulturelle Verbindung zum westlichen Europa eingegangen, hat zugleich aber seine politische Macht bis weit in die heutige Ukraine ausgedehnt.
Die "westliche Orientierung" der heutigen Ukraine geht auch auf diesen gesellschaftlich-politischen Einfluss Polens zurück.
Andererseits legen viele polnische Adelige, die als Lipka-Tataren bezeichnet wurden, großen Wert auf ihre tartarische Herkunft. Diese Gruppe siedelte sich im 14. Jahrhundert im Gebiet des Großfürstentums Litauen an und diente dem polnisch-litauischen Staat über Jahrhunderte treu. Sie waren Teil des polnischen Adelsstands (Szlachta), der neben Magnaten auch aus einem weit verbreiteten Kleinadel bestand, wobei viele tatarische Familien für ihre Dienste in Kriegen geadelt wurden.
2.
Allerdings gab es in der jüngeren Geschichte die "polnischen Teilungen". Die katholische Kirche war im Zeitalter des aufkommenden Nationalismus das einzige "nationale Bindeglied" zwischen den protestantischen Preußen oder Schweden und den orthodoxen Russen.
Die katholische Kirche hat zugleich in ihrem Bestreben, sich nicht vom preußisch-protestantischen Staat vereinnahmen zu lassen (Kulturkampf), die "polnische Identität" am Leben erhalten.
Diese Phase der Unterdrückung hat sich unter dem österreichischen Kunstmaler aus Braunau ja bis fast zur Mitte des letzten Jahrhunderts direkt nochmal wiederholt - und damit die Nation tief geprägt.
3.
Und letztendlich: es war diese katholische Kirche, die nach dem zweiten Weltkrieg die antikommunistische Opposition stärkte - ich erinnere an den "polnischen Papst" als Identifikationsfigur und ab 1980 die Unterstützung der Gewerkschaft Solidarność. Das war die erste unabhängige Gewerkschaft im Ostblock und sie entwickelte sich zu einer der größten Freiheitsbewegungen des 20. Jahrhunderts, die maßgeblich zum Ende des Kommunismus in Polen und Osteuropa beitrug.
Solche Phasen prägen die Gesellschaft nachhaltig, weil sie tief im kulturellen Ethos verankert werden.
4.
Und ja, es ist ein Unterschied, ob ein Land seine Freiheit erst zurück erlangt hat und dann die Eigenständigkeit entwickeln möchte, oder seit Jahrzehnten dem "American way of life" ausgesetzt ist.
Und es ist ein Unterschied, ob man im weiten Land von der konservativen Umgebung geprägt wird, oder in der weltoffenen Großstadt mit Studenten aus aller Herren Länder aufwächst und merkt, dass irgendwelche irren Typen in ihren tuntigen Verkleidungen gar nicht so gefährlich sind.
Letztendlich mein ceterum censio:
Polen und viele andere Bewohner osteuropäischer Staaten möchten unsere Solidarität gegen eine Bedrohung, die sie im Osten sehen. Dann müssen sie aber auch solidarisch gegenüber den Westeuropäern sein.
Und das schließt das Bekenntnis zu freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen genauso mit ein wie die daraus folgende solidarische Fürsorge und Verantwortung gegenüber Personen, die etwa aus ethnischen oder politischen Gründen verfolgt werden.
[Bild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...ga.svg.png]
1.
Polen war seit dem frühen Mittelalter das "Verbindungsglied" oder der "westeuropäische Vorposten" in Osteuropa. Schon in der Frühzeit (so um die erste Jahrtausendwende) war Polen zwischen den Warägern oder Kiewer Rus und dem fränkischen Kaiserreich die "ausgleichende Macht".
Mit der deutschen "Ostkolonisation" ist Polen eine enge kulturelle Verbindung zum westlichen Europa eingegangen, hat zugleich aber seine politische Macht bis weit in die heutige Ukraine ausgedehnt.
Die "westliche Orientierung" der heutigen Ukraine geht auch auf diesen gesellschaftlich-politischen Einfluss Polens zurück.
Andererseits legen viele polnische Adelige, die als Lipka-Tataren bezeichnet wurden, großen Wert auf ihre tartarische Herkunft. Diese Gruppe siedelte sich im 14. Jahrhundert im Gebiet des Großfürstentums Litauen an und diente dem polnisch-litauischen Staat über Jahrhunderte treu. Sie waren Teil des polnischen Adelsstands (Szlachta), der neben Magnaten auch aus einem weit verbreiteten Kleinadel bestand, wobei viele tatarische Familien für ihre Dienste in Kriegen geadelt wurden.
2.
Allerdings gab es in der jüngeren Geschichte die "polnischen Teilungen". Die katholische Kirche war im Zeitalter des aufkommenden Nationalismus das einzige "nationale Bindeglied" zwischen den protestantischen Preußen oder Schweden und den orthodoxen Russen.
Die katholische Kirche hat zugleich in ihrem Bestreben, sich nicht vom preußisch-protestantischen Staat vereinnahmen zu lassen (Kulturkampf), die "polnische Identität" am Leben erhalten.
Diese Phase der Unterdrückung hat sich unter dem österreichischen Kunstmaler aus Braunau ja bis fast zur Mitte des letzten Jahrhunderts direkt nochmal wiederholt - und damit die Nation tief geprägt.
3.
Und letztendlich: es war diese katholische Kirche, die nach dem zweiten Weltkrieg die antikommunistische Opposition stärkte - ich erinnere an den "polnischen Papst" als Identifikationsfigur und ab 1980 die Unterstützung der Gewerkschaft Solidarność. Das war die erste unabhängige Gewerkschaft im Ostblock und sie entwickelte sich zu einer der größten Freiheitsbewegungen des 20. Jahrhunderts, die maßgeblich zum Ende des Kommunismus in Polen und Osteuropa beitrug.
Solche Phasen prägen die Gesellschaft nachhaltig, weil sie tief im kulturellen Ethos verankert werden.
4.
Und ja, es ist ein Unterschied, ob ein Land seine Freiheit erst zurück erlangt hat und dann die Eigenständigkeit entwickeln möchte, oder seit Jahrzehnten dem "American way of life" ausgesetzt ist.
Und es ist ein Unterschied, ob man im weiten Land von der konservativen Umgebung geprägt wird, oder in der weltoffenen Großstadt mit Studenten aus aller Herren Länder aufwächst und merkt, dass irgendwelche irren Typen in ihren tuntigen Verkleidungen gar nicht so gefährlich sind.
Letztendlich mein ceterum censio:
Polen und viele andere Bewohner osteuropäischer Staaten möchten unsere Solidarität gegen eine Bedrohung, die sie im Osten sehen. Dann müssen sie aber auch solidarisch gegenüber den Westeuropäern sein.
Und das schließt das Bekenntnis zu freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen genauso mit ein wie die daraus folgende solidarische Fürsorge und Verantwortung gegenüber Personen, die etwa aus ethnischen oder politischen Gründen verfolgt werden.
[Bild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c...ga.svg.png]
