15.11.2025, 11:35
(15.11.2025, 10:10)Helios schrieb: Deshalb habe ich das System der F-35 ins Spiel gebracht...Ich finde den Ansatz der F-35 ja auch grundsätzlich besser als andere Konstrukte und stelle mir auch etwas recht ähnliches vor. Ich sehe da nur für eine "deutsche" Variante ein paar Schwierigkeiten. Deutschland wird keinen derart hohen Anteil in der Abnahme bieten können wie die USA bei F-35. Dementsprechend werden die Projektanteile der kleineren Partner mehr ins Gewicht fallen und durch die sich daraus ergebenden stärkeren Mitspracherechte das Projekt verkomplizieren. Zumal in vielen Fällen bei den kleineren Partnern die heimische Industriebeteiligung gegenüber militärischen Argumenten den Vorzug erhalten dürfte. Daher halte ich es eben für erforderlich, die Mitspracherechte zu minimieren. Daher lediglich Beobachterstatus durch die potentiellen Nutzer (Militärs) aus anderen Streitkräften und dann erst im Nachhinein Wertschöpfungsanteile im Rahmen der Aufträge verteilen. Das kann aber nur funktionieren, wenn es einen Auftraggeber gibt, der auch über die Ausgestaltung der Exporte entscheidet. Und das kann mMn über ein FMS-ähnliches System laufen, bei dem die Bundesregierung alleiniger Auftraggeber gegenüber der Industrie ist und Exporte selbst verhandelt. Das schließt natürlich nicht aus, dass der Auftragnehmer da mit am Tisch sitzt, gerade wenn es um die Umsetzung von Wertschöpfungsanteilen geht, aber Verkäufer muss eigentlich die BR sein.
Was du dir darüber hinaus gehend vorstellst ist für mich schwer nachvollziehbar, vor allem weil du immer wieder von FMS sprichst, was für das Verständnis nicht gut ist, denn das beschreibt letztlich das genaue Gegenteil.
Aber ja: Die Wertschöpfungsverteilung wird dadurch erschwert, das ist richtig. Deshalb sollte natürlich auch die bereits in der "Beobachter-Phase" im Auge behalten werden, so dass man im Falle eines Auftrags eine entsprechende Option in der Tasche hat, Teile der Wertschöpfung in das entsprechende Land zu verlagern. Natürlich wird das mangels kurzfristiger Anpassungsmöglichkeiten nicht so komfortabel laufen können wie beim LYNX, sondern eher umgekehrt so wie bei der deutschen F-35.
Ich halte den direkten Weg des F-35-Programms auch mangels williger Partner in ausreichender Zahl für problematisch. Der Markt dafür ist gerade bei weitem schlechter als vor 10-20 Jahren. Eben wegen der F-35, die derzeit bei den meisten potentiellen Partner eingeführt wird. Die Bereitschaft, sich jetzt verbindlich an einer Kampfjetentwicklung zu beteiligen, dürfte gering sein, zumal es ja eben mit Tempest und dem Dassault-NGF risikoärmere Alternativen geben wird. Deshalb sehe ich ja auch eigentlich gar keinen deutschen Kampfjet, das ist hier eher eine was-wäre-wenn-Überlegung, da so viele in der Diskussion daran festhalten, einen Gen6-Jet unbedingt selbst entwickeln zu wollen. Wenn man das aber will, wird man das mMn national vorfinanzieren müssen und muss dann ein Produkt abliefern, das überzeugt, weil es der F-35 so überlegen ist, dass es eine eigene starke Existenzberechtigung neben ihr hat. Das lässt sich aber vmtl. nur über den Gesamtverbund generieren, nicht über den Flieger selbst. Auch deshalb sollte unsere Fokus mMn darauf liegen.
(15.11.2025, 07:17)Bairbus schrieb: Sollten wir uns bei den Briten einklinken, wäre das Thema Export auch geklärt, das ist den Briten immer sehr wichtig.Wenn wir über einen deutschen Gen6-Kampfjet sprechen, dann sollte dieser mMn nicht für sich betrachtet werden, sondern anhand seiner Rolle in der combat-cloud, dem system-of-systems, oder wie auch immer man den integrierten Verbund der Luftstreitkräfte betrachten möchte. Denn einen weiteren Gen5-Jet braucht die Welt nicht. D.h. aber auch, dass Exporte an Länder außerhalb unserer Verteidigungsbündnisse nicht in Frage kommen, weil wir in keinem Fall unseren Verbund für bspw. die Golfstaaten öffnen sollten.
Denn traditionell kaufen Länder wie Saudi Arabien die "britischen" Produkte:
Lightning, Tornado, Eurofighter und in der Zukunft dann eben Tempest.
Frankreich hat seit Start des FCAS-Programms alles drangesetzt, dass die Rafale möglichst viele und teils neue Exportkunden bekommt.
Der Kuchen wird also auf beiden Seiten viele Exportkunden bekommen und auch benötigen, damit sich die Projekte finanziell besser tragen.
Insofern betrachte ich die typischen Exportkunden der Franzosen und Engländer nicht als Konkurrenz für uns. Mögliche Nutzer wären eigentlich ausschließlich NATO, EU und 5eyes.
Entsprechend würden wir uns Leistungs- und Konzept-mäßig eben von den anderen Mustern ausreichend abheben müssen, damit die wenigen potentiellen Kunden dann auch bei uns landen. Gesamteuropäisch betrachtet wäre das -sofern es funktioniert- sogar erstrebenswert, weil wir einerseits unsere technologische Überlegenheit sichern könnten, aber trotzdem über die französischen und britischen Exporte Außenpolitik betreiben und damit auch erweiterte, potentiell nur temporäre Partner an Europa binden könnten.
