14.11.2025, 08:16
(13.11.2025, 20:39)Broensen schrieb: Eigentlich geht es doch primär um Saab, die im Gegensatz zu ADS eben mit der Gripen ein Kampfflugzeug insgesamt allein verantworten, ungeachtet des Anteils zugekaufter Technologien. Daher erscheint Saab eben eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits bei FCAS beteiligten Partnern, sollten diese sich von Dassault trennen. Mit Schweden als potentiellen Abnehmern hat das mMn nur bedingt zu tun.
Du magst von Saab statt Schweden sprechen, andere Beiträge sprechen explizit von schwedischen Anforderungen an einen Nachfolger für den Gripen. Zumal es auch um die Frage der Finanzierung geht, letztlich also auch um die Abnahme von Flugzeugen. Insofern dürften die meisten hier Schweden und Saab als Kombination betrachten. Über die begriffliche Unschärfe habe ich mich schon ausgelassen, aber auch wenn ich deiner Interpretation folge, so ergeben sich daraus für mich mehr offene Fragen. Was konkret beispielsweise könnte Saab bieten, um den Abfluss finanzieller Mittel aus einem nationalen Projekt zu rechtfertigen? "Gesamtverantwortung" für ein Kampfflugzeug ist mir da zu vage, und selbst finanzieren wird Saab sicherlich keine Entwicklungen im Rahmen einer externen Auftragsarbeit, warum auch? Wenn du von Saab sprichst, könntest du also auch X-beliebige andere europäische Firmen nennen, auch britische, französische oder italienische, die bei bestimmten Komponenten mangels nationaler Lösungen beauftragt werden. Dementsprechend wird das aber kein multinationales Projekt, sondern einfach ein nationales Kampfflugzeug mit internationalen Komponenten. Dagegen spricht nichts, sollte dann aber auch so benannt werden.
Zitat:Vielleicht kann man da auch eine Form von FMS-ähnlichem Marketing-System andenken, zu dem man evtl. potentielle Abnehmer schon frühzeitig einlädt, einen Beobachterstatus im Programm einzunehmen. Was die späteren nationalen Industrieanteile von Käufern angeht, könnte man sich vlt. auch ein bisschen am Konzept von Rheinmetall beim LYNX orientieren.
Mir fehlt die Phantasie dafür, was ein "FMS-ähnliches Marketing-System" sein soll und welchen Vorteil andere Länder davon hätten, sich frühzeitig einen Beobachterstatus am Projekt zu erkaufen, wenn keine Einflussnahme erfolgt (und es geht ja ums Geld). Und was Rheinmetall beim Lynx macht ist einfach jedem eine Fabrik hinstellen, der das Ding haben möchte und bereit ist den Produktionsaufbau zu subventionieren. Das wird auf dem Niveau eines Kampfflugzeugs heute nicht mehr klappen, zumal dieses weitaus weniger flexibel anpassbar ist als ein Schützenpanzer.
Wie bereits gesagt, eine Struktur wie bei der F-35 wäre sicherlich denkbar, also geringanteilige Partnerschaften mit der Aussicht auf Kompensationsgeschäfte und der Möglichkeit, in kleinem Rahmen Einfluss auf das Projekt zu nehmen. Ebenso ist es sicherlich denkbar, späteren Kunden eine Fabrik auf die Wiese zu stellen und dort mit einem Partner Komponenten zu fertigen, so wie Rheinmetall das für die F-35 macht. Das wären dann aber letztlich mehr oder weniger klassische Gegengeschäfte für den Export, und keine Partnerschaften für die Entwicklung, bei der es auch um eine Verteilung der Kosten geht.
In meinen Augen gibt es zwei Hauptprobleme bei derartigen Betrachtungen. Zum einen wäre eine nationale Entwicklung natürlich eine solche, die sich eng an unseren Anforderungen orientiert und diese bedient. Ich habe allerdings mit Blick auf die Vergangenheit bedenken, ob für uns ein Muster, dass wir jetzt wollen, wirklich die beste Lösung ist. Ohne einen Partner auf Augenhöhe fehlt auch ein Korrektiv, und das erscheint mir gerade bei einem solch komplexen Projekt nicht gut.
Zum anderen müssten diese Anforderungen auch für andere Nationen passen, damit diese sich überhaupt zur Beteiligung an einem solchen Projekt entschließen könnten (egal wie eine solche Juniorpartnerschaft gestaltet wird). Auch hier bin ich aufgrund historischer Erfahrungen nicht optimistisch, dass das wirklich erreicht werden kann. Über den Export, den wir beide ja außerhalb gewisser Kreise kritisch sehen, spreche ich da gar nicht mal.
Wenn am Ende der nationale Markt mit ~150 Flugzeugen übrig bleibt (denn der Systemgedanke lebt von einem Ersatz bemannter Komponenten durch unbemannte in höherer Quantität), und das könnte sogar schon überoptimistisch sein, dann stellt sich für mich durchaus die generelle Sinnfrage. Dann lande ich da, wo du gedanklich ja schon bist, bei der Entwicklung nationaler unbemannter Systemkomponenten und einem Zukauf der bemannten Komponente. Aber ganz ehrlich, dann können wir auch einfach den NGF in der aktuellen Konstellation weiterentwickeln, Dassault geben was sie wollen und uns zumindest einen Einfluss und eine Beteiligung sichern. Dagegen stünde dann nur Eitelkeit.
Sofern Deutschland aus dem NGF aussteigen und ein eigenes Muster entwickeln will, dann braucht es sowohl eine politische wie auch industrielle Klarheit über die Notwendigkeit von unkomplizierten Anforderungen, sinnvollen Schwerpunkten, einer Berücksichtigung der Kostenoptimierung bei gleichzeitiger technologischer Fortschrittlichkeit. Es muss explizit der Rat kleinerer Nationen und anderen Anforderungen eingeholt und berücksichtigt werden, und dann muss ein Projekt aufgesetzt werden, dessen Rahmenbedingungen und Priorität klar formuliert und politisch im Konsens über alle relevanten Parteien festgelegt wird.
Anstatt hier darüber zu diskutieren, wer bei einem Ausstieg nun potenziell Partner werden könnte, wäre es viel sinnvoller, diese vorgenannten Punkte zu besprechen.
