Vor 8 Stunden
@lime
Und was ist nun an der zitierten Aussage falsch?
Syrskyj musste im ukrainischen Präsidialamt einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um die Bedenken, die u.a. Selenskyj selbst gegen ihn hatte, zu zerstreuen. Das gelang ihm, indem er die Schwächen, die man ihm vorwarf, zur Stärke umdeutete (dass er die Russen besser als jeder andere verstünde).
Selenskyj hat zwei gewaltige Probleme:
Erstens, die ukrainische Strategie muss immer berücksichtigen, welcher Eindruck im Ausland entsteht, auf dessen Unterstützung die Ukraine nach wie vor angewiesen ist. Und da sie nicht die Stärke hat, eigenständig strategische Ziele zu verfolgen, sind Kyjiws strategische Ziele zwangsläufig die jeweiligen Negative von Moskaus Zielen.
Anders gesagt, wenn die Russen sich auf Pokrowsk stürzen und vor den Augen der Welt verkünden, dass die Einnahme der Stadt superduperwichtig ist, können die Ukrainer kaum etwas Anderes tun, als sich auf das Spiel einzulassen und Pokrowsk verteidigen, als wäre es superduperwichtig.
Diese Hyperfixation versuchen sie ja auch auszunutzen, indem sie (in den Worten Igor Girkins) Zeit gegen Land tauschen und die Russen so lange als möglich binden.
Zweitens und am wichtigsten, die Armee und die Soldatenfamilien sind zum eigenständigen politischen Machtfaktor geworden. Es gibt seit 2023 Befürchtungen in der ukrainischen Zivilgesellschaft, dass Teile der Armee sich einem als ungerecht empfundenen Frieden widersetzen könnten (mehr dazu in diesem Artikel).
Deswegen ist die ukrainische Staats- und Militärführung durch die Bank weg zur bloßen Reaktion verurteilt, zur Symbolpolitik.
Und was ist nun an der zitierten Aussage falsch?
(Vor 9 Stunden)Quintus Fabius schrieb: Mein rein persönlicher Eindruck ist, dass Syrskyj primär aufgrund seiner politischen Loyalität zur aktuellen Regierung ausgesucht wurde.Glaube ich nicht. Vielleicht hält Selenskyj inzwischen aus Loyalitätsgründen an Syrskyj fest, aber Loyalität war definitiv nicht der Grund dafür, warum Syrskyj zum Oberbefehlshaber befördert wurde. Sie hatten kein gutes Verhältnis—ganz im Gegenteil.
Syrskyj musste im ukrainischen Präsidialamt einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um die Bedenken, die u.a. Selenskyj selbst gegen ihn hatte, zu zerstreuen. Das gelang ihm, indem er die Schwächen, die man ihm vorwarf, zur Stärke umdeutete (dass er die Russen besser als jeder andere verstünde).
(Vor 9 Stunden)Quintus Fabius schrieb: Und das muss man Zelensky massiv ankreiden, dass er immer noch sehr weitgehend aus rein innenpolitischen Motiven heraus handelt. Das ihm seine Macht und Pfründe und die seiner Gefolgsleute immer noch regelmäßig wichtiger sind als den Krieg zu gewinnen - wobei er vermutlich selbst glaubt, dass dieser Machterhalt für den Sieg notwendig sei.Das halte ich für weit hergeholt. Selenskyj ist ein Staatschef auf Abruf, das Parlament kann ihn nach der ukrainischen Verfassung jederzeit abberufen, und er hat bereits erklärt, keine Wiederwahl anzustreben und für keine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen. (Mal im Ernst, wer will sich das auch antun, schau Dir an, wie stark der Mann seit 2022 gealtert ist.)
Selenskyj hat zwei gewaltige Probleme:
Erstens, die ukrainische Strategie muss immer berücksichtigen, welcher Eindruck im Ausland entsteht, auf dessen Unterstützung die Ukraine nach wie vor angewiesen ist. Und da sie nicht die Stärke hat, eigenständig strategische Ziele zu verfolgen, sind Kyjiws strategische Ziele zwangsläufig die jeweiligen Negative von Moskaus Zielen.
Anders gesagt, wenn die Russen sich auf Pokrowsk stürzen und vor den Augen der Welt verkünden, dass die Einnahme der Stadt superduperwichtig ist, können die Ukrainer kaum etwas Anderes tun, als sich auf das Spiel einzulassen und Pokrowsk verteidigen, als wäre es superduperwichtig.
Diese Hyperfixation versuchen sie ja auch auszunutzen, indem sie (in den Worten Igor Girkins) Zeit gegen Land tauschen und die Russen so lange als möglich binden.
Zweitens und am wichtigsten, die Armee und die Soldatenfamilien sind zum eigenständigen politischen Machtfaktor geworden. Es gibt seit 2023 Befürchtungen in der ukrainischen Zivilgesellschaft, dass Teile der Armee sich einem als ungerecht empfundenen Frieden widersetzen könnten (mehr dazu in diesem Artikel).
Deswegen ist die ukrainische Staats- und Militärführung durch die Bank weg zur bloßen Reaktion verurteilt, zur Symbolpolitik.
(Vor 9 Stunden)Quintus Fabius schrieb: Ein weiterer Grund warum Syrskyj seine aktuelle Stellung hat dürfte hinter den Kulissen an seiner früheren Tätigkeit als Verbindungsoffizier zur NATO liegen. Ich gehe rein persönlich davon aus, dass seine Personalie seitens des Westens TW gewünscht war.Glaube ich auch nicht. Anscheinend hatten Syrskyjs Vorgänger Saluschnyj und US-Stabschef Milley kein gutes Verhältnis, aber die übrigen westlichen Entscheidungsträger hätten sich vermutlich gewünscht, dass Kyjiw an Saluschnyj festhält. Der ehemalige britische Verteidigungsminister Wallace hat inzwischen sogar ziemlich unverblümt erklärt, dass er Syrskyj für eine schlechte Wahl und Saluschnyjs Abberufung für einen Fehler hielt.
(Vor 9 Stunden)Quintus Fabius schrieb: Auch für die Kursk-Offensive wurde Syrskyj seitens der politischen Führung der Ukraine hoch gelobt, obwohl sie schlussendlich eine Kräfteverschwendung war.An und für sich war die Kursk-Offensive gar nicht verkehrt, "Zeit-gegen-Land" wurde auf russisches Territorium verlagert, wo das Wiederaufgeben von Land nicht wehtun würde. Hätten die Ukrainer sich darauf vorbereitet, zum Jahreswechsel zurückzuweichen, würde man heute vermutlich von einer erfolgreichen Verzögerungsoperation sprechen.
