Gestern, 21:17
@Skywalker
Einerseits hat er genau mitbekommen, wie 1997 die kemalistisch-säkulare Militärführung im Nationalen Sicherheitsrat dem damaligen Ministerpräsident Erbakan von der Refah klare Vorgaben machte, es nicht zu übertreiben. Andererseits war er sich der Macht des Militärs bewusst und hat sich auch (so schrieb es seinerzeit GEO) an Ministerpräsident Adnan Menderes erinnert, der nach dem Putsch von 1960 hingerichtet wurde. Beide Umstände sollen Erdogan dazu bewogen haben, sich temporär diplomatischer zu verhalten. Zumindest so lange, bis er seine Macht entsprechend konsolidiert hatte, um auch dem laizistischen Militär die Stirn zu bieten. Im Laufe der 2000er hat man ihn in Europa dann als Modernisierer wahrgenommen, aber dies war er wohl nur bedingt und dies war auch eher nur dem innenpolitischen Druck/Risiko geschuldet.
In den 2010ern, als er entsprechend stärker wurde, wurde auch seine Ausdrucksweise wieder deutlich aggressiver und erinnerte an frühere Jahre. Insofern gebe ich dir durchaus recht, dass er vermutlich seine ureigenen Überzeugungen nie abgelegt hatte.
Schneemann
Zitat:Erdogan ist Derjenige der er immer war, er ist heute genau so religiös wie er es früher war. Das schreibe ich ganz nüchtern betrachtet. Mit der AKP ist er nur einen neuen pragmatischen Weg gegangen und hat hat das bürgerlich konservative Lager mit ins Boot geholt, hier hat er lediglich mit der Tradition der "Milli Görüs" gebrochen.Das denke ich auch. Ich habe ein wenig in meinen "Archiven" gesucht und dabei auch alte GEO-Broschüren aus den 1990ern mir angeschaut, auch zum Thema Islam, Türkei und Erdogan. Er hat damals Kommentare von sich gegeben, als er noch Bürgermeister von Istanbul war, die teils extrem intolerant klangen (wobei ich denke, dass die deutschen Magazine manches gar nicht übernommen haben). Danach wurde er gemäßigter, wobei ich vermute, dass er aus Vorsicht taktiert und sich zurückhaltender geäußert hat.
Einerseits hat er genau mitbekommen, wie 1997 die kemalistisch-säkulare Militärführung im Nationalen Sicherheitsrat dem damaligen Ministerpräsident Erbakan von der Refah klare Vorgaben machte, es nicht zu übertreiben. Andererseits war er sich der Macht des Militärs bewusst und hat sich auch (so schrieb es seinerzeit GEO) an Ministerpräsident Adnan Menderes erinnert, der nach dem Putsch von 1960 hingerichtet wurde. Beide Umstände sollen Erdogan dazu bewogen haben, sich temporär diplomatischer zu verhalten. Zumindest so lange, bis er seine Macht entsprechend konsolidiert hatte, um auch dem laizistischen Militär die Stirn zu bieten. Im Laufe der 2000er hat man ihn in Europa dann als Modernisierer wahrgenommen, aber dies war er wohl nur bedingt und dies war auch eher nur dem innenpolitischen Druck/Risiko geschuldet.
In den 2010ern, als er entsprechend stärker wurde, wurde auch seine Ausdrucksweise wieder deutlich aggressiver und erinnerte an frühere Jahre. Insofern gebe ich dir durchaus recht, dass er vermutlich seine ureigenen Überzeugungen nie abgelegt hatte.
Schneemann
