01.11.2025, 14:19
(01.11.2025, 08:40)Quintus Fabius schrieb: Allgemein: meiner rein persönlichen Meinung nach sollte man alle leichte Infanterie Luftsturmfähig aufstellen, also eben keine GTK in die Jäger-Truppe, sondern ganz im Gegenteil, diese so weit möglich von Fahrzeugen befreien (und stattdessen auf ultraleichte Plattformen, AATVs und Bodendrohnen setzen. Gerade dadurch wäre leichte Infanterie innerhalb eines Korps und/oder einer Division die perfekte Ergänzung für mechanisierte Truppen, statt als halb-mechanisierte Truppe gedacht zu werden.Wir hatten das ja neulich schon und erst recht über die letzten Jahre hinweg, Stichwort optionale Mechanisierung: Wenn man das macht, sollte man ein "Taxi"-Konzept haben, damit man diese leichten Kräfte auch sicher dorthin bekommt, wo sie die schweren Kräfte unterstützen sollen. (Sofern das überhaupt vorgesehen ist.)
Zitat:Zunächst müsste man mal definieren was fahrzeuggebundene Aufklärung ist bzw. sein soll ?!Es geht mir dabei ganz konkret um die Teile der Aufklärungstruppe, die derzeit mit dem Fennek in der Variante LVB ausgestattet sind, demnächst dann den Luchs 2 erhalten sollen und die primär durch Einsatz der BAA aufklären.
Denn alle anderen Aufklärungskräfte sind mMn irgendwo anders sinnvoll aufgehoben, seien es die schweren Spähpanzer bei den mKr, die AVZ bei der Kampftruppen, die technische Aufklärung bei der Artillerie oder die Drohnen auf allen Ebenen.
Man könnte jetzt deren Existenz an sich in Frage stellen, aber wir sprechen hier ja über die reale BW und eine Gliederung für deren Korps, da kann man sicher Kräfte umwidmen, aber den Luchs 2 und die ihn nutzenden Truppen komplett streichen, geht mir jetzt etwas weit von der Realität weg. Daher die Überlegung, wo diese vorhandene Truppe am sinnvollsten organisatorisch aufzuhängen wäre.
Zitat:Was für ein Auftrag und welche Aufklärungstiefe?Ausgehend von den technischen Fähigkeiten dieser Truppe, würde ich mich von der Einordnung nach linearer Aufklärungstiefe lösen und eher die Frage stellen, in welchen Bereichen des Schlachtfelds eine Aufklärung mit BAA Sinn ergeben kann.
Zitat:Dann ist festzuhalten, dass bei kompakten Brigaden ohne Artillerie entsprechende robuste Aufklärung von Fahrzeugen aus heute durchaus von der Kampftruppe selbst geleistet wird und auch geleistet werden kann und soll. Es ist bereits jetzt so, dass der Bereich unmittelbar vor der Kampfeinheit von dieser selbst aufgeklärt wird.Genau, die Räume für eigenständige Aufklärungseinheiten mit BAA sind heute nicht mehr die Linien der Kampftruppen, denn die können und müssen ihre Aufklärung selbst leisten. Und was über deren Aufklärungstiefe hinaus geht, wäre auch mit einem Luchs 2 schwer durchzuführen, zumal dieser sich dort einer übermäßigen Gefährdung aussetzen dürfte. D.h. da ist dann eher die technische Aufklärung gefragt, sei es die der Artillerie oder eigene der Kampftruppe. In dem Zusammenhang könnte man allerdings auch überlegen, ob ein Luchs 2 nicht auch direkt in den Aufklärungszügen der Panzertruppen zum Einsatz kommen und dort deren Aufklärungssensorik ergänzen könnte.
Zitat:Eine (primär) technische Aufklärungs-Kompanie, ausgelegt als (selbstständige, daher verstärkte) Kompanie im Rahmen der Führungsstrukturen bzw. diesen zugehörig, wäre dass was meiner Meinung nach sinnvoll ist.Um die technische Aufklärung (Radar/UAV) ging es mir ja nicht, die sehe ich komplett bei Kampf- und Artillerietruppe. Denn wenn sie dort überall vorhanden ist, ergibt sich durch die moderne Vernetzung automatisch eine vollflächiges Lagebild, so dass separate Einheiten oder Verbände zur Informationsgewinnung entbehrlich sein sollten, abgesehen von Nachrichtenkäften.
Ich bin mir zwar bewusst, dass auch die Führungsebenen direkten Zugriff auf Aufklärungsmittel benötigen, aber das lässt sich mMn nach über zu dem Zwecke abgestellte/bereitgehaltene Kapazitäten der jeweils unterstellten Artillerieverbände lösen, dafür braucht es keine eigenständigen Heeresaufklärungskräfte bei Divisions- und Korpsstäben, zumindest nicht im Sinne von fahrzeuggebundener, Drohnen- und Radaraufklärung. C4ISTAR ist dort dann eher eine Frage von EW, SigInt, Fernspähern etc. sowie von TSK-übergreifendem Austausch und Informationsverarbeitung.
Zitat:Dazu noch weitere Aufklärungs-Einheiten innerhalb der Kampftruppe selbst.Denkst du da an die AVZ, zusätzliche Spähzüge oder eigene Aufklärungskompanien in Kampftruppenbataillonen/-regimentern? Der Umfang der Aufklärungskapazitäten auf dieser untersten Verbandsebene dürfte mMn entscheidend dafür sein, wie oberhalb davon die entsprechenden Kapazitäten vorzuhalten sind.
Zitat:dezidierte Aufklärungspanzer / Spähpanzer etc sind hier nicht notwendig. Stattdessen wäre es sinnvoller die Vernetzung der Sensoren in der Kampftruppe und die Vernetzung insgesamt voran zu treiben.Hinsichtlich verbauter Sensorik gebe ich dir da Recht, hätte allerdings den Einwand, dass gerade das Mitführen von Drohnen und LM in den erforderlichen Mengen sowie deren Bedienern in Kampfahrzeugen diese unnötig groß und schwer machen. Daher würde ich hier separate Fahrzeuge durchaus begrüßen, allerdings müssen das natürlich keine klassischen Spähpanzer sein.
Zitat:Auf Korps-Ebene machen dezidierte Spähpanzer ebenfalls keinen Sinn.Der Luchs 2 in eigenständig operierenden Einheiten kann mMn nur dort seine Fähigkeiten sinnvoll einsetzen, wo es eine geringe Truppendichte gibt, insbesondere bei der Flankenüberwachung. Und das führte bei mir zu der Überlegung, diese Kräfte auf der Korpsebene als eigenständigen Verband vorzuhalten, um eben genau dort das Lagebild zu ergänzen, wo die Kampfverbände mit ihrer Aufklärung nicht sind. Es würden dann also nicht die Divisionen/Brigaden/Regimenter selbst ihre Flanken überwachen müssen, sondern es gäbe eine Korpstruppe, die genau das übernimmt und damit die Aufklärungsdaten der anderen Verbände ergänzt und so deren Führung im Gesamtrahmen des Korps ermöglicht. Das entspräche auch dem mit der Umstellung auf den Luchs 2 angekündigten Konzept der Raumverantwortung dieser Aufklärer.
Zitat:Verbleibt die Frage der Divisions-Ebene. Zunächst mal macht hier ein Aufklärungs-Bataillon prinzipiell Sinn. Es verbleibt aber die Frage, wie diesess aufgestellt sein sollte, was sein Auftrag ist und wo dessen Schwerpunkte sind. Und dazu hat die Artillerie natürlich eigene Aufklärung.Warum diese Kräfte nochmal separat außerhalb der Artillerie, wenn sie in der Artillerie bereits vorhanden sind? Es ist doch immer effizienter, vorhandene Strukturen zu stärken, als separate aufzustellen. Also müssen eigenständige Einheiten mMn immer eine konkrete Begründung für die Eigenständigkeit haben. Also warum muss eine Drohnen-Kampfeinheit separat bestehen, wenn zugleich innerhalb der Artillerie Drohnenkampfeinheiten vorhanden sind? Gleiches gilt für weitere technische Aufklärung. Die wird von der Artillerie geführt, um im zeitkritischen Aufklärungs-/Wirk-Verbund möglichst kurze Informationswege zu haben. Nebenbei liefert die Artillerie all ihre Aufklärungsdaten immer auch an die übergeordneten C4ISTAR-Einheiten, die damit das Gesamtlagebild ergänzen. Wenn der Stab dann zusätzliche Daten benötigt, kann er die ihm unterstelle Artillerie damit beauftragen, diese zur Verfügung zu stellen. Da sehe ich keine Notwendigkeit zur Strukturdoppelung, im Gegenteil erkenne ich eher Nachteile durch die Zersplitterung der Kapazitäten. Der Divisionsartillerie stehen einfach viel mehr Möglichkeiten zur Informationsgewinnung zur Verfügung als einer einzelnen Kompanie. Sie können viel besser das effizienteste Mittel wählen, weil ihnen mehr davon zur Verfügung stehen und somit auch ihre Flächenabdeckung größer ist. Oder einfacher gesagt: C4ISTAR muss erst eine Drohne schicken, während die DAG bereits eine in der Nähe hat.
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In den mechanisierten Gruppen eine Aufklärungs-Kompanie, dort dem Stab unterstellt (primär Technisch). Dazu tritt dort eine selbstständige Drohnen-Kompanie, welche zwar ebenfalls Aufklärung leisten kann, primär aber Kampfeinheit ist. Schwere "Aufklärer" bzw. klassische fahrzeuggebundene Aufklärung leisten die Kampftruppen in der Kampfgruppe selbst.
Zitat:Und dann haben wir auf Divisions-Ebene die C4ISTAR Gruppe, wo bereits der Name einen entsprechenden Anteil Aufklärer anzeigt. Bevor wir aber darüber reden, inwieweit in dieser Gruppe "fahrzeuggebundene Aufklärung" vorhanden sein sollte, müsste man darüber reden was diese überhaupt ist bzw. sein soll.Ich denke, man muss für die Diskussion die Begriffe etwas einordnen. Ja, C4ISTAR beinhaltet auch Aufklärung, aber das heißt ja nicht, dass zwingend jede Form der Aufklärung dort direkt vorhanden sein muss. Ich würde die C4ISTAR-Einheiten eher als eine Art Informationssammelstelle betrachten, die von allen Ebenen die dort gewonnenen Informationen abgreift und zusammenführt. Natürlich bietet es sich an, hier zur Ergänzung der Informationslage auch eigene Kräfte aufzuhängen, aber das sind für mich eben jene, die auf den anderen Ebenen nicht sinnvoll sind, also nicht der klassischen Aufklärungstruppe entsprechen, sondern eher Teil der Feldnachrichten-, Fernmelde EloKa oder Fernspähtruppe sind.
Im Prinzip halte ich es für angebracht, die Fusion der Heeresaufklärungstruppe weitestgehend rückgängig zu machen und ihre einzelnen Bestandteile in andere Truppen einzugliedern, wobei man primär zwischen Aufklärungs- und Nachrichtenkräften unterscheiden sollte. Letztere dienen direkt der Führungsunterstützung, Erstere sind im Unterschied dazu primär Teil des Aufklärungs-/Wirk-Verbunds auf allen Ebenen und liefern die Führungsunterstützung eher sekundär, indem sie ihre selbst benötigten und gewonnenen Daten in die Vernetzung einspeisen und so auch nach oben weitergeben.
