09.10.2025, 18:17
(09.10.2025, 15:26)Quintus Fabius schrieb: Wenn ich dich also richtig verstehe willst du überstarke Friedensstrukturen die - wenn sie praktisch so eingesetzt würden nicht sinnvoll wären - unter der Prämisse, dass sie ohnehin nie so eingesetzt werden, sondern dass dann im realen praktischen Einsatz aus dieser Friedensstruktur heraus eine Kriegsgliederung antritt, die dem entspricht was ich hier beschrieben habe !?Ich will das nicht, is' ja eben kein Wunschkonzert. Ich gehe aber davon aus, dass sich das in der Realität nicht vermeiden lassen wird. Also richte ich lieber die Struktur auch danach aus.
Zitat:Das Problem hierbei ist, dass man dann halt weniger Aufträge zur gleichen Zeit bearbeiten kann.Das würde ich so nicht sehen, denn in beiden Ansätzen haben wir etwa gleich große Brigaden, nur die Divisionen und die Zusammensetzung des Korps variieren. Im Prinzip plädierst du für mehr Divisionen und kleinere Korps. Aber im Divisionsrahmen sprechen wir doch -auch wenn diese die primären Träger des operativen Gefechts sind- ohnehin nicht mehr von "Aufträgen", sondern von Abschnitten und Räumen, die sich nicht aus der Zahl 1xDiv. ableiten, sondern aus deren tatsächlicher Stärke.
Ich könnte dir für gewisse einzelne Operationen durchaus folgen, also bspw. dem Erzwingen eines Durchbruchs, aber wenn wir das in der Größenordnung einer Division betreiben wollen, dann ist das mMn nicht eine Struktur-definierende Aufgabe, sondern umgekehrt muss die Struktur in der Lage sein, für solche Operationen aus sich heraus Kampfgruppen bilden zu können. Dafür helfen dann wiederum die "fetteren" Strukturen, weil man eben auf Reserven zurückgreifen kann, ohne sich aus anderen Aufträgen zurückziehen zu müssen.
Ich gehe auch stark davon aus, dass ein Korps an der NATO-Ostflanke im großen Krieg eine relativ klare Raumverantwortung haben wird, in deren Rahmen dort mehr oder weniger die Divisionen entlang einer Front aufgereiht stehen werden, gleiches gilt für deren Brigaden innerhalb der Divisionen.
Deine strukturelle Aufstellung wäre eher für ein Korps geeignet, das entlang einer Front oder in einem größeren umkämpften Raum ohne klare Front agiert. Für diese Aufgaben werden aber im europäischen Kontext eher die west- und südeuropäischen Korps in Frage kommen, während wir zu denen gehören, die eher statische Korpsabschnitte bedienen müssen.
Dazu später mehr.
Zitat:Nachteil ist meiner Meinung nach eine ineffiziente Verwendung des gesamt vorhandenen Personals, und schlussendlich eine schwächere Position in der den Krieg entscheidenden Auftaktschlacht. Meiner rein persönlichen Meinung nach aber sollten wir uns speziell für diese Entscheidungsschlacht gleich zu Beginn aufstellen.Idealisiert ist das durchaus korrekt und wäre erstrebenswert. Es ist aber mMn absolut unrealistisch mit Blick auf die Heereskräfte. Für die Eröffnungsschlacht müssen wir uns auf Luftwaffe und weitreichende Waffen konzentrieren. Da ist der Gegner verwundbar, da können wir mit unserer technologischen und wirtschaftlichen Überlegenheit einen Vorteil generieren. Am Boden schaffen wir das nicht, zumindest nicht durch den symmetrischen Einsatz von Mitteln, schon allein deswegen nicht, weil wir dort eher defensiv agieren werden müssen, denn Geländegewinn/-besetzung liegt nicht in unserem Interesse und würde nur eine unnötige Mehrbelastung mit sich bringen.
Zitat:Wenn ich also mit sagen wir 5 Brigaden im Frieden plane, und im Krieg dann davon 3 in den Einsatz ziehen, dann "vergeudet" dies pro Division 2 Brigaden und auf drei Divisionen schon derer 6.Das Problem ist halt, dass diese Vergeudung nicht aufgrund der Struktur geschieht, sondern weil diese Brigaden nicht einsatzfähig sind. Sie fehlen auf jeden Fall. Die Struktur hat daher die Aufgabe, sich so aufzustellen, dass sie auch ohne diese Brigaden funktioniert.
Man könnte das ganze Thema auch anders angehen als durch die Zahl der Brigaden je Division. Man könnte das, was wir gerade bei BW und NATO kritisieren auch auf für das eigene Korps übernehmen und eine straffe Struktur aufstellen, die ohne Ausfälle plant, aber auf einen Pool von Kräften im Hintergrund zurückgreifen kann. Also könnte man bspw. alle Brigaden eigenständig halten und immer nur temporär einer Division des Korps zuweisen. Kommt dann ein Phase, in der die Brigade nicht voll einsatzfähig sein kann, bspw. wegen einer Umstellung auf ein neues Hauptwaffensystem, dann muss sie dafür in der Führungsstruktur ersetzt werden.
Gleiches gilt für Unterstützer und Stäbe. Ein großer Baukasten, in dem eine Truppenorganisation und eine Führungsstruktur nebeneinander bestehen, wo die eine der anderen die Ressourcen zur Verfügung stellt.
Aber eigentlich wollten wir doch genau davon weg...
Zitat:Während es in der vorgeschlagenen übergroßen Friedensstruktur keine dafür notwendigen Führungs- und Unterstützungskräfte gibtDas kommt drauf an, wie man mit diesen gegebenen Umständen umgeht und wie man Ausfallzeiten organisiert. Es macht natürlich keinen Sinn, wenn der Divisionsstab immer auf 5 Brigaden ausgelegt ist, aber nie mehr als 3 tatsächlich zur Verfügung hat. Und Unterstützungskräfte werden auch Ausfallzeiten haben. Wichtig ist dann, dass man diese bewusst organisiert und nicht totschweigt. Die Marine hat ihre Rotationen, das braucht es im Heer auch, wenn man einsatz- oder sogar kaltstartfähige Verbände haben will.
Zitat:Ja, aber das ist zum einen ineffizient was die einsetzbare Kampfkraft angeht (man setzt diese also nur partiell, also ineffizient ein) ... Man tauscht also mehr Kampfkraft gleich zu Beginn für eine bessere Befähigung im Abnutzungskrieg.Nein, man tauscht gar nichts ein, man hat nur unterschiedlich funktionale Strukturen. Denn die einsetzbare Kampfkraft ist eine feste Größe, die sich aus der real erreichbaren Einsatzfähigkeitsquote ergibt. Bringt man die hoch auf 75%, dann kann man von 4 Brigaden 3 einsetzen. Ganz egal, ab die jetzt in einer oder auf zwei Divisionen verteilt sind. Also hat man in einem System mit zwei Brigaden je Division immer eine Division, die nicht als solche agieren kann, weil ihr maximal eine Brigade zur Verfügung steht, es sei denn, man erreicht 100% Einsatzbereitschaft, was utopisch ist.
Zitat:Zudem möchte ich die Größe des Kriegsraumes zu bedenken geben.Die Größe des Kriegsraumes variiert je nach Szenario. Außerdem verteilt er sich auf mehrere Korps mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungen.
Für am wahrscheinlichsten halte ich in einem vollumfänglichen Krieg von Norden nach Süden folgendes:
1. Die Skandinavier organisieren sich gemeinsam an der Karelischen Front, die linke Flanke bilden dabei NOR, DE, UK und CAN mit ihren Marinen im Nordmeer.
1./2. Das ARRC übernimmt je nach Bedarf die Verstärkung der Festlandkorps im skandinavisch-baltischen Raum, mit einem eigenen relevante Verteidigungsabschnitt würde ich jedoch nicht rechnen. Gleiches gilt für ein zweites US-Korps, falls ein solches eingesetzt wird.
2. Im Baltikum organisieren sich die lokalen Streitkräfte unter dem MNCNE, das D/NL-Korps wird zu deren Unterstützung nachgezogen und übernimmt einen benachbarten Frontabschnitt. Dieser variiert je nach Szenario und den anderen eingesetzten Korps, wird aber irgendwo zwischen Narwa und Suwalki liegen.
3. Das V. US-Corps wird die Polen aufnehmen und in deren Abschnitt operieren, sofern die USA sich nicht raushalten. In dem Fall wäre Polen dann drauf angewiesen, entweder ohne Korps zu kämpfen, das MNCNE zu nutzen oder auf eines der südwesteuropäischen NRDC zurückzugreifen. (Es würde mich auch nicht wundern, wenn die Polen zeitnah aus dem MNCNE aussteigen und ihr eigenes Korps aufstellen.)
4. Südlich schließt das MNC SE an, das theoretisch den gesamten Abschnitt von Polen bis zum schwarzen Meer übernehmen muss, sofern keins der NRDC hinzu kommt. Dafür stünden theoretisch ESP, FRA und ITA zur Verfügung, je nach deren Bereitschaft zur Bündnisverteidigung und dem Bedarf, der sich insbesondere auch aus der Rolle der Ukraine in dem Krieg ergibt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich FRA und ITA links und rechts des MNCSE einordnen, mit einer Raumverantwortung durch ESP würde ich eher nicht rechnen.
5. Sollte sich GRE auf den Weg machen, käme denen wohl die südliche Flanke zu, allerdings glaube ich daran nur, wenn auch die Türkei aktiv eingreift, was dann sinnigerweise in der Kaukasusregion stattfinden würde (eher unwahrscheinlich).
Für alle Korps gilt dabei allerdings, dass deren tatsächlicher Truppenumfang stark variieren wird und sicher auch Korps zum Einsatz kommen, die kleiner als eine Division sein werden. Also maximale Ineffizienz mangels Verteidigungsbereitschaft.
In dem angenommenen Fall umfasst "unser" Kriegsraum theoretisch bis zu 700km Breite, die wir uns allerdings mit dem MNC NE in irgendeiner Form teilen, während mit Unterstützung durch das ARRC zu rechnen ist. Die abzudeckende Front entspräche also dem, was alphall31 auch für ein Korps benannt hat.
Das wäre allerdings die Maximalannahme, bei einer Front vom Nordkap bis zum schwarzen Meer. In jedem "kleineren" oder auf das Baltikum konzentrierterem Szenario kämen dort sicher mindestens Franzosen und Italiener hinzu, wenn auch nicht im gleichen Umfang wie Zentral- und Nordeuropäer.