28.09.2025, 06:14
Igor Girkin alias Strelkow hat sich erneut mit Kritik aus dem Straflager zu Wort gemeldet. Anlass bot die jüngste Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump, der plötzlich behauptet, die Ukraine könne ihr gesamtes verlorenes Gebiet zurückerobern, Russland habe sich als "Papiertiger" erwiesen. (Quelle) Dazu Girkin: "In vielen Punkten kann ich ihm leider nur zustimmen." Erstmals schlägt Girkin sogar vor, den Krieg zu beenden. (Quelle)
"Dreieinhalb Jahre lang gegen ein Land zu kämpfen, von dem alle erwarteten, dass es in drei Tagen oder wenigstens drei Wochen zusammenbrechen würde—das ist schon etwas Besonderes. Vor allem für ein Land mit einem so enormen Potenzial, einer so langen Militärgeschichte, einer so bedeutenden Militärtradition und einer ziemlich großen Armee.
Mich interessiert nach wie vor die Frage: Wird jemals jemand dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass wir mit Biathlon- und Siegesparade-Soldaten in den Krieg gezogen sind? Wird irgendjemand für die rücksichtslosen Pläne zur Verantwortung gezogen werden, die völlig im Widerspruch zur tatsächlichen Einsatzlage standen und zu schweren Niederlagen, Rückschlägen und enormen Verlusten führten?
Das Problem ist nicht, dass ich blutrünstig bin oder Rache suche; das ist das Letzte, was jemand tun sollte, wenn ihm am Wohl seines Landes gelegen ist. Mir geht es um Folgendes: Wenn Fehler nicht eingestanden werden, wird sie niemand korrigieren. Wenn ein Fehler nicht als Fehler anerkannt, sondern als Leistung gewertet wird, dann verdienen die Schuldigen Belohnung und keine Bestrafung.
Offenbar ist das der Grund, warum unser Generalstabschef wieder mal eine Medaille bekommen hat. Und wofür, fragt man sich? Etwa dafür, dass unsere Truppen nur im Schneckentempo vorrücken, um später dasselbe Gebiet durch feindliche Gegenangriffe zu verlieren? Oder dafür, dass wir nach allgemeiner Einschätzung in Anzahl, Spezialisierung und Leistungsfähigkeit unserer Drohnen anderthalb Jahre hinter dem Feind zurückliegen?
Wir sehen bereits Angriffe auf unsere östlichen Stützpunkte im Schwarzen Meer. Wo ist die Schwarzmeerflotte, die vor dreieinhalb Jahren die vollständige Kontrolle über See und Luft hatte? Wie kann es sein, dass der Feind Noworossijsk mit unbemannten Booten angreift und die Flotte völlig unfähig ist, dies zu verhindern? Was ist los auf der Krim? Wie können Angriffe auf die Region Perm gestartet werden und wir völlig unfähig sein, sie zu verhindern oder auch nur darauf zu reagieren? Wer wird letztendlich für all das zur Verantwortung gezogen?
Ein Minister wurde befördert, wenn auch nur formell. Ein General wurde als Berater nach Tatarstan entsandt. Und ein dritter berühmter Kommandant führt weiterhin Truppen und erhält Orden. Was ist hier los? Wenn wir die Tatsache, dass wir seit dreieinhalb Jahren kämpfen und enorme Verluste erleiden, als "neue Normalität" betrachten, dann weiß ich nicht, was daran "normal" sein soll.
Es muss etwas getan werden, eine Lösung muss gefunden werden.
Wenn wir den Krieg nicht gewinnen können, sollten wir es dann nicht sein lassen? Das Problem ist: Unsere 'Partner' [er meint die USA und Europa, muck] lassen es uns nicht zu. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir unsere 'Partner' dazu zwingen, uns das Verlassen des Krieges zu erlauben. Falls uns das misslingt, stellen sich Fragen, die über das Militärische weit hinausgehen.
Insgesamt schätze ich die Lage als äußerst ernst und sich stetig verschlechternd ein. Leider sehe ich keine Aussicht auf einen schnellen Sieg über die Ukraine, nicht eine einzige Aussicht. Denn es wird nichts unternommen, um diesen Sieg vorzubereiten."
Zur Erinnerung: Im Juli hatte Girkin das Scheitern der Sumy-Offensive korrekt vorhergesagt. Es ist ein Glücksfall für die Ukraine, dass Girkin und solche wie er in Russland nichts zu sagen haben.
Im Sinne seiner Ausführungen betrachtet, erscheint auch die ukrainische Beharrlichkeit in der Verteidigung nachrangiger Provinzstädte wie Bachmut, Awdijiwka, Tschassiw Jar und eben Pokrowsk in einem neuen Licht.
"Dreieinhalb Jahre lang gegen ein Land zu kämpfen, von dem alle erwarteten, dass es in drei Tagen oder wenigstens drei Wochen zusammenbrechen würde—das ist schon etwas Besonderes. Vor allem für ein Land mit einem so enormen Potenzial, einer so langen Militärgeschichte, einer so bedeutenden Militärtradition und einer ziemlich großen Armee.
Mich interessiert nach wie vor die Frage: Wird jemals jemand dafür zur Rechenschaft gezogen werden, dass wir mit Biathlon- und Siegesparade-Soldaten in den Krieg gezogen sind? Wird irgendjemand für die rücksichtslosen Pläne zur Verantwortung gezogen werden, die völlig im Widerspruch zur tatsächlichen Einsatzlage standen und zu schweren Niederlagen, Rückschlägen und enormen Verlusten führten?
Das Problem ist nicht, dass ich blutrünstig bin oder Rache suche; das ist das Letzte, was jemand tun sollte, wenn ihm am Wohl seines Landes gelegen ist. Mir geht es um Folgendes: Wenn Fehler nicht eingestanden werden, wird sie niemand korrigieren. Wenn ein Fehler nicht als Fehler anerkannt, sondern als Leistung gewertet wird, dann verdienen die Schuldigen Belohnung und keine Bestrafung.
Offenbar ist das der Grund, warum unser Generalstabschef wieder mal eine Medaille bekommen hat. Und wofür, fragt man sich? Etwa dafür, dass unsere Truppen nur im Schneckentempo vorrücken, um später dasselbe Gebiet durch feindliche Gegenangriffe zu verlieren? Oder dafür, dass wir nach allgemeiner Einschätzung in Anzahl, Spezialisierung und Leistungsfähigkeit unserer Drohnen anderthalb Jahre hinter dem Feind zurückliegen?
Wir sehen bereits Angriffe auf unsere östlichen Stützpunkte im Schwarzen Meer. Wo ist die Schwarzmeerflotte, die vor dreieinhalb Jahren die vollständige Kontrolle über See und Luft hatte? Wie kann es sein, dass der Feind Noworossijsk mit unbemannten Booten angreift und die Flotte völlig unfähig ist, dies zu verhindern? Was ist los auf der Krim? Wie können Angriffe auf die Region Perm gestartet werden und wir völlig unfähig sein, sie zu verhindern oder auch nur darauf zu reagieren? Wer wird letztendlich für all das zur Verantwortung gezogen?
Ein Minister wurde befördert, wenn auch nur formell. Ein General wurde als Berater nach Tatarstan entsandt. Und ein dritter berühmter Kommandant führt weiterhin Truppen und erhält Orden. Was ist hier los? Wenn wir die Tatsache, dass wir seit dreieinhalb Jahren kämpfen und enorme Verluste erleiden, als "neue Normalität" betrachten, dann weiß ich nicht, was daran "normal" sein soll.
Es muss etwas getan werden, eine Lösung muss gefunden werden.
Wenn wir den Krieg nicht gewinnen können, sollten wir es dann nicht sein lassen? Das Problem ist: Unsere 'Partner' [er meint die USA und Europa, muck] lassen es uns nicht zu. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir unsere 'Partner' dazu zwingen, uns das Verlassen des Krieges zu erlauben. Falls uns das misslingt, stellen sich Fragen, die über das Militärische weit hinausgehen.
Insgesamt schätze ich die Lage als äußerst ernst und sich stetig verschlechternd ein. Leider sehe ich keine Aussicht auf einen schnellen Sieg über die Ukraine, nicht eine einzige Aussicht. Denn es wird nichts unternommen, um diesen Sieg vorzubereiten."
Zur Erinnerung: Im Juli hatte Girkin das Scheitern der Sumy-Offensive korrekt vorhergesagt. Es ist ein Glücksfall für die Ukraine, dass Girkin und solche wie er in Russland nichts zu sagen haben.
Im Sinne seiner Ausführungen betrachtet, erscheint auch die ukrainische Beharrlichkeit in der Verteidigung nachrangiger Provinzstädte wie Bachmut, Awdijiwka, Tschassiw Jar und eben Pokrowsk in einem neuen Licht.