07.09.2025, 08:48
@Nightwatch
In gewisser Weise - nehmen wir mal eine Eroberungsabsicht Chinas an - hat China ein ähnliches Problem wie das deutsche Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist eine Landnation, und die maritimen Ambitionen sind an recht enge geographische Bedingungen gebunden. Ähnlich, wie die mit großem Aufwand gebaute deutsche Hochseeflotte nach 1914 nicht wirklich aus dem "nassen Dreieck" Nordsee herauskam, haben auch die Chinesen geographische Hürden vor sich. Sie werden sicher ohne Probleme das ost- und das südchinesische Meer beherrschen und vielleicht auch erfolgreich Taiwan einnehmen können, danach jedoch versperren ihnen die beiden großen Landriegel Japan und die Philippinen (im Süden auch noch Borneo) den Weg.
Beide Länder sind Peking nicht sonderlich wohlgesonnen, ja hegen ein tiefes Misstrauen, und gelten als weitgehend sichere US-Verbündete. D. h. die mächtige chinesische Flotte wird die "nassen Dreiecke" ost- bzw. südchinesisches Meer beherrschen, aber der weitere "Ausbruch" in den West- oder Südwestpazifik wird ihnen so nicht gelingen. Und da helfen auch keine Manöver von Trägergruppen, wie aktuell geschehen, in der Philippinensee oder sonstwo in den pazifischen Weiten oder ausgebaute und raketenstarrende Inselstützpunkte auf den Spratleys etc. weiter. Um ein sicheres Sprungbrett in den Westpazifik zu haben, gesetzt den Fall, es gibt eine solche Ambition, müssten die Philippinen und Japan unter chinesischer Kontrolle sein, dann wäre der Westpazifik mit Sicherheit "verloren" oder zumindest stärkstens bedroht, aber ich erachte es als unwahrscheinlich, dass beide Archipele eingenommen werden.
Hinzu kommt, dass die Chinesen nicht wirklich nennenswerte Stützpunkte jenseits der island chain haben. Auch der Ausbau von Häfen in Ostafrika hilft da nicht wirklich, die sind ähnlich exponiert wie es das alte Tsingtau unter deutscher Kontrolle war und dürften recht rasch Gegenmaßnahmen zum Opfer fallen bzw. wären nach Attacken und Blockaden neutralisiert (Einnahme nicht unbedingt), ähnlich wie abgeschnittene japanische Inselgarnisonen im Zweiten Weltkrieg.
Insofern: Ein wirklicher Sieg im Sinne eines Niederwerfens Chinas und einem Truppenaufmarsch auf dem Platz des Himmlischen Friedens steht außerhalb der Möglichkeiten und ist völlig illusorisch, das Land ist zu groß, die Armee ist zu groß und es gibt schlicht zu viele Einwohner. Und Peking wird sein maritimes Vorfeld sehr stark absichern und als kaum einnehmbar gestalten. Auch die Verteidigung Taiwans muss als sehr unsicher gelten. Aber sobald der chinesische Drache versuchen sollte über die Philippinen und Japan in den Westpazifik (oder Südwestpazifik) hinaus auszugreifen, wird die Strategie langfristig scheitern - einerseits wären es zu viele Gegner, andererseits würden die logistischen Grundlagen fehlen und zudem würden die Vorstöße immer wieder von allen Seiten attackiert werden, egal ob es nun ein australisches oder japanisches U-Boot, eine philippinische BrahMos oder eine US CSG ist. Spätestens in der Philippinensee, in der Straße von Malakka oder in der Javasee wäre die Sache zu Ende. Es würde dann ein langwieriges Gezerre folgen, und am Ende bleiben die Carrier der Chinesen in den Häfen und es würde - wie schon mal geschrieben - eine Art leidigen Waffenstillstand im Sinne Panmunjeoms geben.
Und propagandistisch würde man es aufbauschen, dass man ja dadurch, dass man nicht verloren hat, gewonnen hat. Oder so ähnlich. Aber ein wirklicher Sieg wäre es nicht, für keine Seite.
Schneemann
Zitat:Die Chinesen rüsten seit wenigstens der Dritten Taiwankrise für genau für ein Szenario Pazifik. [...] Wir werden uns dann in einer Situation wiederfinden in der wir den Chinesen die Vorherrschaft im Westpazifischen Raum überlassen müssen...Bezüglich des Rüstungsungleichgewichtes und der Kapazitäten gebe ich dir unumwunden recht. Indessen jedoch denke ich nicht, dass wir Peking die Vorherrschaft im westpazifischen Raum zwingend überlassen müssten.
In gewisser Weise - nehmen wir mal eine Eroberungsabsicht Chinas an - hat China ein ähnliches Problem wie das deutsche Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg. Es ist eine Landnation, und die maritimen Ambitionen sind an recht enge geographische Bedingungen gebunden. Ähnlich, wie die mit großem Aufwand gebaute deutsche Hochseeflotte nach 1914 nicht wirklich aus dem "nassen Dreieck" Nordsee herauskam, haben auch die Chinesen geographische Hürden vor sich. Sie werden sicher ohne Probleme das ost- und das südchinesische Meer beherrschen und vielleicht auch erfolgreich Taiwan einnehmen können, danach jedoch versperren ihnen die beiden großen Landriegel Japan und die Philippinen (im Süden auch noch Borneo) den Weg.
Beide Länder sind Peking nicht sonderlich wohlgesonnen, ja hegen ein tiefes Misstrauen, und gelten als weitgehend sichere US-Verbündete. D. h. die mächtige chinesische Flotte wird die "nassen Dreiecke" ost- bzw. südchinesisches Meer beherrschen, aber der weitere "Ausbruch" in den West- oder Südwestpazifik wird ihnen so nicht gelingen. Und da helfen auch keine Manöver von Trägergruppen, wie aktuell geschehen, in der Philippinensee oder sonstwo in den pazifischen Weiten oder ausgebaute und raketenstarrende Inselstützpunkte auf den Spratleys etc. weiter. Um ein sicheres Sprungbrett in den Westpazifik zu haben, gesetzt den Fall, es gibt eine solche Ambition, müssten die Philippinen und Japan unter chinesischer Kontrolle sein, dann wäre der Westpazifik mit Sicherheit "verloren" oder zumindest stärkstens bedroht, aber ich erachte es als unwahrscheinlich, dass beide Archipele eingenommen werden.
Hinzu kommt, dass die Chinesen nicht wirklich nennenswerte Stützpunkte jenseits der island chain haben. Auch der Ausbau von Häfen in Ostafrika hilft da nicht wirklich, die sind ähnlich exponiert wie es das alte Tsingtau unter deutscher Kontrolle war und dürften recht rasch Gegenmaßnahmen zum Opfer fallen bzw. wären nach Attacken und Blockaden neutralisiert (Einnahme nicht unbedingt), ähnlich wie abgeschnittene japanische Inselgarnisonen im Zweiten Weltkrieg.
Insofern: Ein wirklicher Sieg im Sinne eines Niederwerfens Chinas und einem Truppenaufmarsch auf dem Platz des Himmlischen Friedens steht außerhalb der Möglichkeiten und ist völlig illusorisch, das Land ist zu groß, die Armee ist zu groß und es gibt schlicht zu viele Einwohner. Und Peking wird sein maritimes Vorfeld sehr stark absichern und als kaum einnehmbar gestalten. Auch die Verteidigung Taiwans muss als sehr unsicher gelten. Aber sobald der chinesische Drache versuchen sollte über die Philippinen und Japan in den Westpazifik (oder Südwestpazifik) hinaus auszugreifen, wird die Strategie langfristig scheitern - einerseits wären es zu viele Gegner, andererseits würden die logistischen Grundlagen fehlen und zudem würden die Vorstöße immer wieder von allen Seiten attackiert werden, egal ob es nun ein australisches oder japanisches U-Boot, eine philippinische BrahMos oder eine US CSG ist. Spätestens in der Philippinensee, in der Straße von Malakka oder in der Javasee wäre die Sache zu Ende. Es würde dann ein langwieriges Gezerre folgen, und am Ende bleiben die Carrier der Chinesen in den Häfen und es würde - wie schon mal geschrieben - eine Art leidigen Waffenstillstand im Sinne Panmunjeoms geben.
Und propagandistisch würde man es aufbauschen, dass man ja dadurch, dass man nicht verloren hat, gewonnen hat. Oder so ähnlich. Aber ein wirklicher Sieg wäre es nicht, für keine Seite.
Schneemann